Saturday, September 02, 2006

Türcode 306576

01. Oktober 2003 - Zwickau/Alter Gasometer

Wer hätte das gedacht? Zwickau, die alte Trabantenstadt, gibt es wirklich. Obwohl man sie nicht finden soll, denn gelbe Hinweisschilder wurden nur sehr rar in den Boden gegraben. Dafür umso schönere, blumenumwobene Holzkreuze, die den Straßenreisenden einmal mehr an die rasche Vergänglichkeit menschlichen Lebens erinnern. Einige Unfallschwerpunkte später erzählt aus Autoboxen heraus Max Goldt gerade die Geschichte vom inneren Singen des Dampfes, als das Ziel der heutigen Heimatliederreise, ein Club namens "Alter Gasometer", erreicht wird. In 10 Tagen spielt die "Klaus Renft Combo" dort, übermorgen "Anne Haigis". Man wähnt sich fast schon in hochkulturellen Sphären und ist doch nur in Zwicke, wie der Sachse seinen wolfsburgähnlichen Zwickauzustand beschreibt. 

Die Heimatlieder starten, ein italienischer Fotograf knipst um sein Leben, sieht dabei sehr russisch aus und lächelt. Geschätzte 20 Gäste drängen sich nicht gerade vor der Bühne, kommen aber in den Genuss gleich zweier Weltpremieren auf einmal. Erstens: Die "Harte Wirtin" wird fetischfrisch live gespielt, zweitens: Auf einer neuen Erlenholzgitarre mit dickem Bauch, die Pichelstein zwangsverpflichten musste, folgte doch nach dem Oschatz-Konzert die schwarz lackierte Mandelholzgitarre einer alten Anatoli Prumski-Tradition und zerlegte sich wie von selbst. Der Heimatliedertag endet in einem raumschiffähnlichen Gewölbbau, dem ETAP Hotel Zwickau-Crossen in Zimmer 219. Die Mannschaft knackt den Türcode 306576 und fällt einem außerirdischen Schlaf zum Opfer (…)


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