Monday, December 28, 2015

Behandlungszeitraum Herbst 2005 - Dezember 2006

Herbst 2005:  Makarios verhandelt's Booking, ein neues Tourinfo 2006 entsteht und Pichelstein süchtelt am Laptop, stellt Spur an Spur zusammen und komponiert. Samstag: interne Filmaufführung der Pavlowitsch-Szene im Rough-Mix aus dem neuen Pratajev-Film. Nebenher die anderen Projekte - z.B. Doktor Pichelstein unter anderer Flagge auf der Popkomm am 15.09. mit UEP in der Berliner Kulturbrauerei and the beat goes on. 

gh310.09.2005 - The Russian Doctors spielen privat gebucht zur Party in der Scheune LE-Stötteritz auf. Doktor Makarios heilt im Sinne Pratajevs Krankheiten und stellt vor, den "Schleim am Arm", den "Verzerrten Mund" und viele mehr. Doktor Pichelstein schwitzt aus Poren pures Prinzenbier in die Schwüle hinein.  
Als gerade der Fetischblock mit der "Harten Wirtin" beginnt, schießen Wasserfontänen durch die Oberdorfstraße, knallt der Regen so laut gegen's Dach, dass selbst die PA dem Rausch unterliegt und gepaust werden muss. Bange Gäste in nassen Schuhen eilen ins tiefe Innere des Saales, New Orleans, wir sind mit dir. Im Anschluss Filme - ein Zapping der FILMKULT, das Publikum japst vor Vergnügen. 

samtmarieIn Plagwitz gibt's die beste Bockwurst Leipzigs. Genauer: Limburgerstraße, OMV-Tankstelle. Damit bewaffnet geht's ins Studio. The Russian Doctors projektieren seit geraumer Zeit - gemeinsam mit Shiva Rudra, am Projekt GOLDECK. Für die 4. Demo-REC.-CD wird der erste Grundstein gelegt. Der Track "Stillere See" wandert in die Aufnahmespuren; so süßlich, dass im Studio Melancholie von den Soundpappen tropft. Geschlagen fährt man heim.



Tote Katzen im Wind...

So wird die neue Platte zur Februar-Tour 2006 heißen. Die Doktoren brüteten bis soeben mehrere Stunden überm Repertoire und entschieden sich - vom Kuchen zum Kaffee und zurück - für 11 plus einen (Bonus)Track. Was bringt die Zwischenzeit? 

Dr. Pichelstein probt u.a. mit xabec (Underwater Pilots) am SF-Programm "Pappnasen im Weltraum" - Aufführung 30.09. in der eh. Stadtbibliothek LE-Leutzsch, Dr. Makarios reist mit WISSMUT Freitag zu den Burgenächten nach Rosslau bis The Russian Doctors zum Weimarkonzert am Samstag wieder aufeinander treffen. Darauf unter Sonne ein Brot mit gelber Fettfroschbutter. 


24. September 2005 / Landgut Holzdorf  
Ein Zauberer, dem kein Hase gelingt 


Was für eine Kulisse! Im 14. Jahrhundert erstmalig erwähnt, in der Nähe von Weimar gelegen, umringt vom Grüngürtel der Parkanlagen, erbaut zwischen 1690 und 1750. Zu DDR-Zeiten herrschten wohlfeine Kinderzüchter, davor schlug ein Versorgungsbataillon der  Russenarmee den Gong. Eindrucksvoll ein Herrenhaus in der Mitte und heute spielen The Russian Doctors im Landgut Holzdorf. 

 Anlass ist ein 3x 40. Geburtstag, u.a. mit Roxanne-Wirt Silvio. 150 Menschen lud man ein und so viele sind es mindestens, als das Büfett - den Weinfalschen gleich -  eröffnet wird. Es ist Altweibersommer und sonnig Zeit, das Jahr Revue passieren zu lassen. Lecker schmeckt das Schwein, eigens vom Grillservice an diesem Tag gemetzelt und zerschnitten. Ehrendoktor Conrad Hoffmann trägt ein Knitterhemd, um, wie er sagt, Aussagen zu trotzen, er sei ein wenig breiter geworden. Das ist schlichtweg gelogen; Doktor Pichelstein bestätigt ihn gerne und streicht übers rundige T-Shirt. Wer mit dem Bauch denkt, soll ihn füttern, pflegte bereits Pratajev vor einem halben Jahrhundert leibiger Kritik zu entgegnen. Recht hat er bis heute. 

 Um 22 Uhr beginnt ein erster Konzertblock und sehr viele treibt es ins Herrenhaus hinein, um zu feiern und zu singen. Doktor Pichelstein, vom frühen Rum bereits gezeichnet, spielt „Gefesselt“ 2 ganze und 2 halbe Tonlagen höher als gewohnt, was Doktor Makarios engelsgleich fisteln lässt. Pichelstein merkt den Fehler erst im Refrain, spielt die Strophen jedoch unbeirrt weiter. Entrückungen in der Folgezeit dann nur noch im Publikum, Hit auf Hit einfordernd, die Doktoren auf Goldgründe treibend. 

Im Anschluss dreier Zugaben präsentiert sich ein Zauberer, dem kein Hase gelingt. Leckere Desserts werden gereicht, Kelche gefüllt, Rumcola wird zum Schwitzversatzstück. Die Doktoren stemmen erneut die Holzornamentbühne mit dem „Rotarmisten“ als äußerst erfolgreiches Lockmittel, dann bietet Makarios mehrere Runden Dialog-Tennis; stets folgt ein Song auf Zuruf und so werden beispielsweise die „Toten Katzen“ mindestens 5x, der „Rundblick“ 3x und so weiter gespielt. Gastvater Silvio tanzt den Roxanne zu mitternächtlicher Stunde im Herrenhaus und am nächsten Morgen laboriert Doktor Pichelstein an einer mittelschweren Rumvergiftung. Doktor Makarios hingegen fährt auf Freizeit ins Ländliche und so wird ein kilometerlanger Stau auf der A9 Garant für die sichere Heimkehr des Gitarristen on the rocks. 

27. Oktober 2005 / Leipzig -  StarLight
Schwer fällt es sich leicht 

The Russian Doctors spielen zur Eröffnung des StarLight-Studios ihres heiß geliebten Fotografen und Light-Brushers Jörg Gründler. Verantwortlich u.a. für die Plattencover der CDs „Gefesselt“ & „Tote Katzen im Wind - Lieder eines Veterinärs“. In der Arthur-Hoffmann-Straße 66 wird das Buffet aufgebaut, werden letzte Annehmlichkeiten für den Abend vorbereitet. Doktor Pichelstein werkelt an der Bühne, trifft die ebenso engagierten DJs und schlürft gelben Saft, vermengt mit Wodka. Doktor Makarios trifft mit einem Kamerateam ein, das ihn seit 10 Tagen rund um die Uhr verfolgt. Es soll dabei um eine Studienarbeit gehen. Tage zuvor sah man die freundlichen Herren bereits beim Art-Club-Versions-Abend in der Villa, morgen sind sie beim Wissmut-Gig in der Moritzbastei vor Ort. Allgegenwärtig richteten sie sich bereits in Makarios’ Büro ein.

Nach Eröffnung des Abends durch den Gastgeber spielen The Russian Doctors in zwei Blöcken ein Best Of der letzten Platten; Gläser kreisen, Lachshappen munden und irgendwann in dieser Nacht wird Doktor Pichelstein auch vom Wodka-Zusatz im Saft berichtet. Models durchschleichen Lichtmalereien an den Wänden, schwer fällt es sich leicht auf einen der wenigen Sessel und alsbald dreht sich der Heimweg im Herbstwind wie von selbst.  

Oktober/November 2005
Studio-Sessions


Die letzte Oktoberwoche des Jahres 2005 – The Russian Doctors arbeiten mit Techniker Marcus im Studio an der Brandvorwerkstraße in Leipzig an der nächsten CD. Grund- nebst Beispuren aller Akustikgitarren fließen in die Mixes; die Shiva-Beats grooven voran. Doktor Makarios kramt eine alte Schellackplatte, kaum zu entziffern, was drauf ist, aus seinem Mantel. Marcus schließt die alte Ehrwürdigkeit ans Mischpult an und siehe, nein höre gnädigst da: „Als das Eis kam“. 

Es ist unfassbar. Pratajevs größter Hit erklingt, natürlich ob des Alters der Pressung nicht in Topqualität, in russischer Muttersprache. Begleitet von Anatoli Prumski singt S.W. Pratajev inmitten eines frenetischen Live-Auftritts seinen größten Hit in einer verkürzten Fassung. Das Publikum klatscht und johlt. Dieser Tag wird in Erinnerung bleiben, in guter Erinnerung. Damals wie auch heute. Marcus beeilt sich, die alte Fassung herzurichten und auf die Frage von Gitarrendoktor Pichelstein, wo Makarios die Schellackplatte denn bloß her habe, antwortet dieser verschmilzt: „Die ist mir beim Umzug des Büros einfach auf den Kopf gefallen. So mir nichts, dir nichts.“

Gegen Ende besagter Oktoberwoche gönnt sich Doktor Pichelstein zwei Wochen Urlaub in den Bergen, während die Arbeiten an der neuen Platte unentwegt weitergehen. So hofft Pichelstein zumindest, der diese Zeilen auf einer Almhütte bei Obersdorf schreibt. Wie schallt's von der Höh? Hollorödulliöh!


2006 

 





















10. Februar 2006 – Leipzig, Moritzbastei 
Heute mit Showband 

Record-Release-Party der Russian Doctors in der Ratstonne. Draußen verwandelt der Winter das Land in einen sibirischen Gulag. „Solche“ aus Chemnitz – ab sofort zur gelegentlichen Liveband der Doctors verpflichtet – spielen das erste Set allein, reichen weiter an Makarios und Pichelstein, die, heute im weißen Hemd, Väterchen Frost vergessen lassen. Die Tonne ist, mit knapp hundert Gästen, gut gefüllt, man tobt und lacht und singt lauthals mit. 

Als „Solche“ zur Showband hinzu gebeten werden, gibt es überhaupt kein Halten mehr. Nachtaktiv, gedopt mit guter Laune und den Sünden des Ausschanks, feiert sich diese Party heute wie von selbst. Auch wenn nicht alle ankamen, aus Dresden etwa. 

Dort lag der Schnee noch höher. Der Gelbe Fettfrosch, ein endemisches Tier, wie Doktor Makarios dem Publikum erklärt, kommt gleich mehrfach zum Seteinsatz. Doktor Pichelstein wird zum gefeierten Dieter, der die Schweineorgel dazu spielt. Bemäntelt, wie nichts Gutes, wird nach dem Gig im Flowerpower weiter gefeiert. „Solche“ retten sich zur Pension Muriel, um dort, bis früh um halb sieben, weiß Gott was zu tun. Danke an Holm und Co an dieser Stelle.  

11. Februar 2006 – Weimar, Gasthof Luise
Ein schöner Ort zum Sterben

Der zweite Gig dieser Tour beginnt mit der Geschichte einer 70jährigen Frau, die man oft im Weimarer Gasthof Luise hat trinken sehen. Mal tat sie es laut, mal tat sie es leise. Doch immer war sie da und im Grunde störte das keinen. Eines Tages betrat die Frau das Lokal in den frühen Mittagsstunden, setzte sich an einen rustikalen Holztisch und bekam Schnaps serviert. Sie sagte nichts und trank das Glas herunter. Es verging eine ganze Weile; die Frau saß zusammen gekauert auf der Holzbank. Ein Ehepaar setzte sich zu ihr, um von der Wildkarte zu speisen. Die Kellnerin nahm die Bestellung auf und befragte die Frau, ob es einen neuen Schnaps geben solle. Doch sie reagierte nicht. "Eingeschlafen", dachte sich die Kellnerin und weiter: "Na, da stups ich die doch mal kräftig an". Gedacht, getan und schon fiel die Frau krachend zu Boden und war zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Stunden tot. Das vermutete zumindest hinterher die Kriminalpolizei. 

Der Gasthof Luise zu Weimer ist also nicht ohne - und die russischen Doktoren sind heute zum 2. Mal hier. Conne checkt die Anlage, der Soundcheck steht, der Schnaps fließt. Die Harte Wirtin, Mutter der Wirtshaustochter, trägt einen sehr kurzen, weißen Faltenrock über schwarzen Nylonstrümpfen und klapst Doktor Makarios zur Seite. Der Wirt selbst verkündet, heute nicht so viel trinken zu wollen, wie beim letzten TRD-Gig. Er habe da schlimme Erinnerungen. Schon träufeln die ersten Gäste ein, der Gasthof wird zum Füllhorn, der DJ von den Gästen ausgebuht. Er möge die, umschreiben wir es mal als: Musik der schwarzen Bevölkerung, mal schön ausstellen. 

Das Konzert beginnt und startet durch. Dr. Conne wird zum Solchen, als er den Gelben Fettfrosch erstmals - am Keyboard - zum Besten gibt. Als er ihn das zweite Mal, in einer der Zugaben, spielt, ist das Tastending Stütze genug. Mitten im nächsten Zugabeblock ist Dr. Conne auch schon verschwunden. Was gibt es noch zu erwähnen? Vielleicht, dass die Doctors ihr nicht geringes Repertoire – bis zuletzt – fast komplett spielen mussten? Dass niemand im Gasthof starb? Jedenfalls war’s ein schönes Fest und die Autogramme schrieben sich an der Theke gerne.

16. Februar 2006 – Jena, Café Wagner 
Eddie, der nie in Bettwäsche schläft

Beginn des ersten Tour-Marathons des Jahres. Fünf Konzerte stehen auf dem Spiel; Pfarrer Mikus übernimmt den Lenker im blauen Alternative-Art-Bus. Das Pharma-Schild „Arzt im Dienst“ wird vor den Rückspiegel gehängt. Doktor Pichelstein fackelt nicht lange, legt sich hinten rein und schläft. Das muss so sein, denn Doktor Makarios fungiert als Wegweiser immer ausgezeichnet. Tags zuvor fand im Artpa die inoffizielle Filmpremiere des 2. Pratajev-Streifens: „Der Wirt und DU“ statt, die Beteiligten lobten Regisseur Ralf Esche über alle Maßen. Hinterher prellte der Pfarrer die Zeche im Acapulco und berichtet heute, am Reisetag, von den beiden Artpa-Verantwortlichen, die noch mittags um zwölf an der Weinfalsche sogen. „Der Wirt und DU – Pratajevs Wanderjahre“ ist ein nachahmenswertes Stück Filmgeschichte.

Zum dritten Mal gastieren die Doktoren im Wagner, zum dritten Mal wird’s voll, wenn’s auch etwas länger dauert. Aber - die Bücherei der Studenten schließt erst gegen acht. Im Vorprogramm kratzt aus den Boxen des DJs das Smooth-Industrial-Verbrechen: „Asche“. Diese Seltsame-Geräusche-Band hat es zwar auf ein bemerkenswertes Lurchledercover mit Silberdruck gebracht, sonst sind eher Misstöne zu verstehen, gepriesen vom DJ als coole Innovation, als Musik mit Zukunft. Na, die Zukunft mag düster sein. Die Gegenwart hat keine Asche verdient. Dann rauf auf die Bühne, weg mit dem Vorhang. Die rote Gitarre amortisiert sich bestens, keine Saite reißt, Major-Label Eddie wird gefeierter Gastdoktor am Keyboard. Die Idee, in Weimar geboren, nun immer jemanden aus dem Publikum an die Tästchen zu lassen, ist wahrlich gut. Der Gelbe Fettfrosch kocht hoch zum Hit. Beim Übergang in die tiefste Nacht, die meisten Gäste sind bereits gegangen, kommt es zum großen Wasserstreit zu Jena, den sich der Kellner und ein Gast liefern. Makarios schlichtet mit einer Runde Schnaps aus der Bar, bevor man in die Jenaer Unterkunft schlendert. Vorbei an der Grete-Unrein-Schule, hinein ins Haus von Doktor Tittel. Hoch oben wohnt Eddie, der nie in Bettwäsche schläft. Am Küchentisch verkündet Doktor Makarios DIE Geschäftsidee des Jahres, eine echte Innovation: „Lass uns ein Restaurant eröffnen, in dem man von feinen Damen gefüttert wird“.     


 


17. Februar 2006 – Großenhain, Conny-Wessmann-Haus
Schwarze Schafe und Aschenbecher

Fragt man Veranstalter Sven, was er in seinem Job schon alles hat erleben dürfen, sprudelt es aus ihm heraus: Eines Tages seien die Schwarzen Schafe aus Westdeutschland nach Großenhain gekommen, nicht, um nur zu spielen, weit gefehlt. „Die haben uns am Ende in die Aschenbecher geschissen und den Backstageraum verwüstet. Das muss man sich mal vorstellen. Da stehen die Punker in einer Reihe und machen die Aschenbecher voll.“ Oder: „Als Daily Terror da waren, zusammen mit Pöbel und Gesocks, hab ich mal diese Veranstalterseite im Internet angeklickt, dort, wo Bands drauf stehen, die man keineswegs einladen sollte. Nun ja, es war bereits zu spät… Beim Konzert kippte der Daily Terror-Frontmann soviel Bier in die Monitorboxen, bis die Endstufe durch war. Den Pöbel und Gesocks-Sänger mussten zwei Security-Leute stützen, damit er sein Konzert durchhielt. Klar, der Backstage-Bereich war hinterher auch mehr als nur hinüber…“
Bei den Russian Doctors fühlt sich hingegen sogar die schwarze CWH-Katze wohl; Pfarrer Mikus macht von den Dreien ein Foto – die Bühne steht, Experte Alex soll’s Keyboard später spielen und die Katze schnurrt behaglich. Heute läuft der Pratajev-Film erstmals in der Director’s-Private-Cut-Version. Regisseur Herr Esche und Schwesternschülerin Ane sind zugegen. Es gibt, im weiteren Verlauf, ein kleines Gewinnspiel via Leinwand: Wer zuerst rät, wie viele Katzenaugen Natascha sich im Film wünscht, erhält das Pratajev-Waschlappen-Set, feat. DVD und Pratajev-Aufsteller, kostenlos. Doktor Pichelstein stellt fest, dass die Firma Coca-Cola nun einen Code im Flaschendeckel bereithält, was - allgemein - als ausgesprochen ekelig empfunden wird. Es handelt sich gar um einen WM-Code.

Zwischen dem Konzert und dem Erreichen der Pension Schuster wird live gefeiert, wie nix. Erschöpft sinkt man gerne in die Sessel, später gar ins gemachte Bett. Die Herbergseltern Schuster erweisen sich als verreist, so fällt das Frühstück zwar am nächsten Tag aus, wird aber im CWH ergiebig nachgeholt. Gerne will man bald wieder hier sein, in Großenhain, dem Ort, in dem die Schwarzen Schafe soviel unter sich ließen.

18. Februar 2006 – Großenhain, Hexenstübel
Weibswäsche in Übergröße auf dem Kopf 

Nicos & Michas Geburtstagsparty findet in diesem Jahr ohne den rosa Biber statt; der liegt krank in seiner Burg. Ansonsten überschütten sich die Ereignisse an der Bar. Der harte Wirt Micha schenkt ein und aus, Pfarrer Mikus wird auf die flüssige Grüne und Braune Wiese geschickt, den Doktoren ergeht’s ähnlich. Nur Gutes verlässt die Zapfwannen, wandert durch Kehlen und will anfangs so gar nicht in die Klosterfrau hinein. Jene Haupt-Verkosterin des letzten Jahres ziert sich ein wenig, versucht es mit Wasser, dann aber brechen die Schnapswellen doch noch den Verstand. Längst trägt Doktor Pichelstein - im Flur herumhängende - Weibswäsche in Übergröße auf dem Kopf spazieren. Dazwischen liegt das eigentliche Konzert der Russian Doctors. Doch erzählen wir lieber noch von Nico, der – unter klirrenden Gläsern -  zum Shawn der Pogues mutiert und Doktor Pichelstein zum Kampftanz auffordert. „Das steht alles im Vertrag, du musst jetzt tanzen.“ - „Okay“, sagt knapp der Gitarrendoc und stanzt eher, als dass er tanzt schwer. 

Doktor Makarios und der Pfarrer steigen ins Taxi zur Pension Schuster, Pichelstein muss zurück an die Schnapsbar, wo’s herrlich gemütlich ist. Auch das Schwarzbier mundet, besser noch, als jenes vom Nachmittag, im „Goldenen Adler“ zu Bautzen, verkonsumierte „Pupen-Schultze“. Nach Bautzen folgte man dem Ruf der Band ZIN, um deren Equipment dort, aus dem Alternative-Art-Bus, am heutigen Spielort abzuliefern. Nun denn, immer wieder erscheint ein Taxifahrer im Hexenstübel, um den Gitarrendoktor mitzunehmen, doch das geht noch nicht. Gefunden wird’s Bett bei Schusters Weilen später, der letzte Gelbe hat Glück. Apropos: Den Gelben Fettfrosch spielte am Abend Nico. Bisher bester Doktor in dieser Disziplin. 

19. Februar 2006 plus Nachtrag: 20. Februar 2006, Dresden/Mondpalast 
Es wird Zugaben geben oder: loipisches Gold in der Winternies-Disziplin

Der Bus stoppt in Bautzen, Doktor Pichelstein erwacht. Das ZIN-Equipment wird eingeladen. Vorsicht ist in der Stadt geboten, da große Eisschollen, von hoch droben kommend, es nicht gut meinen mit der Bevölkerung Bautzens. Gegen Kälte helfen zwar schlafsackartige Jacken, gegen Eisschlag ist der schaufenstersüchtige Wanderer machtlos. By the way gibt es auf allen Kanälen Olympia-TV; Doktor Makarios gewinnt loipisches Gold in der Winternies-Disziplin. In Sam’s Bar, am Fleischmarkt – alle Straßen fangen in dieser Gegend mit Fleisch an – überlassen die Doktoren ihre an Kaffee gereichten „schokolierten Espresso-Bohnen“ dem Pfarrer, bestellen selbstgerechten Kuchen, teilen, da mal wieder alles aus ist in Bautzen und wundern sich über die flaummännliche Mischpoke am Nebentisch. Dort trifft man sich, vermutlich jeden Sonntag um 15 Uhr, auf Kippen, Bananensäfte und Kakao, um den vergangenen Saufsamstag Revue passieren zu lassen.

Die Ankunft in Dresden-Neustadt, im Mondpalast, verbindet sich gleich mit dem Bühnenaufbau. Die Pratajev-Filmcrew trifft ein. Heute wird, vorm Konzert und zum zweiten Mal, die DPC-Version gezeigt. Palastchef Ralf kümmert sich herzensgut, weist den Doktoren das Pensionszimmer, führt aus zum Essen. Einst war er Gitarrist bei „Kaltfront“ – großes Fachsimpeln über Gitarren, resp. wie man sie spielt, folgt mit Doktor Pichelstein an der Schnapsbar. Der Mondpalast ist ein Refugium an Schönheit und Eleganz, der Bühnensound klingt bestechend gut und – was nicht unwichtig ist: Ab 21 Uhr ist’s richtig voll. Film ab, immer neue Szenen werden zu Brüllern. Der Regisseur hat großes geleistet. Dann: Doctors rauf auf die Bühne - es wird harte Arbeit sein, Saiten werden reißen, neue werden, in der Pause, aufgezogen. Es wird Zugaben geben, Drachenboot-Gastdoktor Jörg, beim Gelben Fettfrosch, in die Tasten hauen. Die ersten Reihen werden schunkeln zu: „Beim Bücken“, der „Biber“ wird ein weiteres Mal gespielt werden müssen. Die Filmcrew wird tanzen und „Dieter!“ – mit Sonnenbrillen auf der Nase – rufen.

Am Ende sind die Hemden nass geschwitzt, der Pfarrer liegt im Bett und früh morgens wird die Schnapsbar gewechselt. Es geht ins Big Lebowski, einige Straßen weiter, um Strategiespiele bei Vanilla-Wodka - auf White Russian, auf keine Ahnung, was das ist - zu verkosten.            

Nachtrag Dresden: 20.02.2006 (Doctor Makarios) 
Da fehlt doch was. Die Doctors spielten nicht nur am 19.02. in Dresden, auch der 20.02. war Programm. Ebenfalls im Mondpalast, unter der Regie des ex-Gitarristen der Kaltfront-Rocker, Sir Ralf. Und das war so:

Weil die Nacht vorher lang war, hielt man Winterschlaf, bis sämtliches Buffet aufgegessen ward. Doch nein, eine emsige Kellnerin schlug den Weg in die Küche, als Hort guter Speisen, vor. Gerne langte man zu und schon bald danach dünkelte es, Sternlein funkelten und die Bühne erstrahlte im hellen Glanze. Doktor Pichelstein nahm zunächst auf einem Barhocker darauf Platz, Doktor Makarios las aus den Schriften Pratajevs vor, die - immer wieder - durch einige Songs unterbrochen wurden. Da der Mondpalast eng gefüllt war, die Lese- und Konzertnacht sich dem Ende neigte, kam es, wie es kommen musste: Weg mit dem Barhocker, Doctors an die Mikros, Gitarre hochgedreht und schon war kein Halten mehr. So war das, am 2. Tag im Dresdener Mondpalast. Dieser schöne Ort verfügt übrigens über wunderbare Zimmer und Pensionsbetten. Fahren Sie doch einfach mal hin. Und bleiben. 






24. Februar 2006 – Chemnitz, Subway to Peter
Knoblauch-Schnaps statt Nicaragua-Speed

Gastdoktor Holm stimmt sich für die Russian Doktors schick; der Solche-Sänger und Gitarrist wohnt nicht weit von hier. Im zweiten Block greift er in die Saiten, wie ein Irrwisch. Phantastisch. Das gilt für die Stunden zuvor ebenso. Das Subway ist bis zum Rand gefüllt, überall tost, klatscht und singt es mit; Doktor Pichelstein reißen gleich mehrere Saiten, fast alle auf einmal. Das Plektrum meint es heute gar nicht gut. Doktor Makarios fegt durchs Set, unterbrochen von der Pratajev-Story; zu jedem Song gibt es etwas zu sagen. Einmalig in Deutschland, wie die Doctors wenige Konzerte später erfahren werden. Vergessen ist der letzte Gig am selben Ort: Im Oktober 2004 erging es Doktor Makarios weniger gut, was dem Zeitzer Kaffee der Sorten: „Nicaragua-Speed“ und  „Angola-Hell“ tags zuvor geschuldet war. Ja, man möchte jetzt am Liebsten Einzelheiten hervorheben. Das fällt schwer, so fein der Abend sich auch entfaltete. Unvergessen bleibt indes der Knoblauchschnaps, den der Wirt nach dem Konzert in die Doctors hinein befahl. Auch der Umsatz am Merchstand - die vielen T-Shirts, Platten und CDs - wurde zur Wucht. 
Morgens, im Hotel Mercure, wird wieder einmal klar, dass es Frühstück nur bis 11 Uhr gibt. Bleibt offen: Wer hat denn eigentlich das Keyboard zum „Fettfrosch“ gespielt? Gute Frage.         

25. Februar 2006 – Halle, Café Schwarz 
Was fehlt, ist die Endstufe, die steht im warmen Proberaum

Der Winter legt einen Zahn zu. Die Heldenstadt Leipzig dümpelt verschneit, vereist vor sich hin. Man denkt daran, dass jeder Strand seine beste Badezeit hat. Doch Richtung Süden geht es nicht, sondern über den Proberaum gen Halle an der Saale. Recht müde schippert das Tourauto über die Bundestrasse, verfährt sich im Hallorentempo des aberwitzigen Verkehrsleitsystems der 1200-Jahresstadt. Wahnsinn, wer hat diese Stadt einst vermessen, wer gab ihr Straßen, Brücken, Umwege? Diese Stadtplaner will jeder sehen und für immer ohrfeigen. Dann doch: Das Café Schwarz wird erreicht. Zum zweiten und vielleicht letzten Mal spielen The Russian Doctors in diesem Kleinod der Gemütlichkeit, der leider und vermutlich bald schließen wird. Über der Gersterstraße dunkelt es mächtig und der gute Koch Sascha hilft beim Ausladen von Backline und Anlage. Was fehlt, ist die Endstufe, die steht im warmen Proberaum. Frau Chrissi wird angerufen; sie arbeitet schließlich, vor Ort, in einem Veranstalterservice, dem es wirklich nicht gut gehen muss. Doch das ist mal wieder eine der anderen Geschichte, die man nie wieder hören möchte. Sei’s drum. Der gute Koch Sascha umsorgt die Doctors mit allem, was gewünscht wird. Der Sound steht; zum dritten Mal wird die DVC-Version des Pratajev-Films an die Leinwand gebeamt und voll wird’s im Café, heiß wird’s, russische Küche wird serviert, dazu gibt’s kalten, gelben Schnaps. Der gute Koch Sascha spielt den „Fettfrosch“, soviel ist sicher. Doktor Pichelstein ersetzt in der Konzertpause gerissene Gitarrensaiten. Wieder wird’s ein prächtiges Konzert, voll von russischem Herzblut, aus den Büchern Pratajevs, das man, ehrlich gesagt, gar nicht so erwartet hatte.

Am nächsten Mittag, auf dem Weg zum Tourauto, versucht Halle Karneval zu feiern. Der Marktplatz ist geschwängert von Bratdunst, die Randfichten jabbeln aus Bühnenboxen, der Schnee matscht unter den Schuhen. Halle macht es richtig und ignoriert den Karneval. Wir gratulieren.

03. März 2006 – Berlin, Schokoladen
AvantPop? Echt jetzt? 
 

Die Presse, von TAZ bis ZITTY schreibt: „The Russian Doctors: AvantPop aus Leipzig.“ Klingt gar nicht so schlecht. Gemeinsam mit der Vorband: „Pandoras Jukebox“, Berliner Kill-Bill-Sound an Frontfrau, soll das „Schokoladen“ in Mitte zum dritten Mal erobert werden. Kein Wunder, dass es gelingt. Und wie. Über 100 zahlende Gäste, alles auf engstem Raum, der Chor der Berliner Russian-Doctors-Sänger mitten unten ihnen. Der nordische Mischer ist, wie’s Personal, dito von den Socken und so fließen ausgegebene Getränke alle Kehlen hinab. Selbst Hauptstadt-Kuno spart nicht mit Lob. 

Der Profi am Fettfrosch-Keyboard, Ingmar Austen, lässt sich zum Tastensolo hinreißen, wie’s im Schokoladen nie erklang. Diesen Abend auf der Tour noch zu toppen, wird verdammt schwer. Die Doctors spielen fast das gesamte Repertoire, ohne Pause. Nach Zwölf, gegen Ende, liegt Doktor Pichelstein in der Ecke. Drei Stunden später geht’s mit dem Taxi ins IBIS, ins Bett und am nächsten Tag der Weiterreise folgt Makarios’ Sight-Seeing-Tour: Auf den Spuren von DIE ART. Regisseur Herr Esche, auf dem Rücksitz verweilend, weiß es nun, wo die erste LP „FEAR“, wo die „GIFT“ aufgenommen wurde. Und, dass für die Aufnahme der „FEAR“ die Studiomasterbänder der Band Karat kräftig überspielt wurden. Der „Schwanenkönig“ soff ab für ein Stück Musikgeschichte. Eine Retro-Nachricht der Superlative.

04. März 2006 – Erfurt, Café Togo
Gloriosas Schläge

Ob dieses schmucke Café im Herzen Erfurts, unweit grollender Donnerschläge der Dom-Gloriosa, nun auf den afrikanischen WM-Teilnehmer gemünzt ist – oder doch ein „to go“ suggerieren soll, bleibt ungeklärt. Sicher ist nur, dass in Erfurt Konzerte in der Regel später anfangen. So spielen die Doctors heute in einem, sich mit der Zeit nach und nach auffüllendem, Ambiente. Linker Hand ein Schaufenster zur Straße; verwundert, ob der famosen Konzertklänge, bleiben Passanten stehen und manchen zieht es ins Warme. Outdooring macht die Füße kalt; tiefe Minusgrade verhelfen nur dem Schnee zu eisiger Härte. Im Vorfeld geschah Folgendes: Doktor Makarios führte seinen Gitarrendoktor gen Freyburg, ins weinanbauende Unstrut-Gebiet, um die ein oder andere Flasche, als Mitbringsel, ins Auto zu verfrachten. Schön lockte die Gegend, glatt waren alle finstren Landstraßen. Der Hamburger Sportverein fügte dem FC Bayern die erste Heimniederlage im neuen Stadion zu, eine Thüringer Brat genas man in Weimar, trat kurz ins Roxanne hinein, um den Duft wilder Live-Erinnerung einzuatmen. Hernach lud Togo-Veranstalter Paolo die musischen Freunde, im Geiste Pratajevs, in ein italienisches Restaurante ein, wo die Gaumenfreuden überschäumten, so lecker war’s. Nur dem beisitzenden Tonmischer ging’s nicht ganz arg prächtig; in jüngster Zeit neigte das Schicksal dazu, Roulette mit ihm zu spielen und nun gab es hauptsächlich Fisch & Krustentiere, die er nicht in der Lage zu verzehren war. Die Arbeit an den Pultknöpfen bog’s später wieder hin.

Nach den Zugaben: Einpackerei der Instrumente, Mixgetränke, Taxi zur Veranstalter-Wohnung und am Küchentisch, einige Weinkaraffen später, vernimmt man noch des alten Pendels’ Gloriosa-Schläge, unheilvoll gegen jene Domglocke donnern. Erfurts gesamter Kulturetat floss in diesem Jahr in den Guss eines neuen. Selige, gute Nacht.   

10. März 2006 – Schwerin, Doktor K
First Arsch spielen zuerst

FRÜHJAHRS-ANTIDEPRESSIONSPARTY MIT: THE RUSSIAN DOCTORS, FIRST ARSCH & DJ MERLIN. So steht’s heute in der Presse geschrieben. Schwerin muss erobert werden, soviel ist mal sicher, als Doktor Makarios zum Doktor Pichelstein ins Auto steigt. Der Gradmesser pendelt sich, in Leipzig, bei 8 Grad C plus ein. Bereits hinter Berlin liegt er im Minusbereich, danach nimmt die Schneescheiße ihren Lauf und man kann es mit Fug und Recht behaupten: Dass die Herren Doktoren Schwerin überhaupt erreichten, nicht verunfallten, wie viele vor und nach ihnen, ist schon ein großes Wunder. Auf Wunder folgt gerne gelber Schnaps; an der Theke, im Doktor K., gibt es reichlich davon. Der Schnaps dient ebenso als Medizin, versuchte doch, an der Autobahnraststätte Wilsleben, eine ruppige Servicekraft die Doctors mit Bockwürsten zu vergiften. Die servierten Würste selbst, lieblos vom Eisfach in kochendes Wasser geworfen, dort, äußerlich verbrüht und innerlich kalt gelassen, konnten nichts dafür. Sie wuchsen auf in einem Land, arm an kulinarischern Gepflogenheiten. 

First Arsch spielen zuerst. Der Sänger, ganz ohne Text, ließ unter der Rockermähne ein kleines, eckiges Oberlippen-Bärtchen stehen. Schwarz angemalt gemahnt es ein wenig an jemanden, der Mitte nächsten Monats Geburtstag hätte, wenn es ihn noch gäbe. Doch Kunst darf einiges, First Arsch sind laut, der Laden brennt und The Russian Doctors haben viel zu tun, bis erster großer Beifall ansetzt. Der Sound auf der Bühne ist Kreissäge, im Backstage wird bereits Hühnerfrikassee-Saft getrunken. Ein rasantes Konzert - mit allen Tücken und großem Abgang - nimmt sein Ende. Das Publikum jubelt sich kräftig durch. Nass, wie die Schwimmer, tritt man unterm Schweinwerferlicht hervor, um bis tief nächtens Schweriner Abenteuer zu bestehen. Das Beste sei hier erwähnt: 

Morgens, wenige Zentimeter vor der Pension, das Bringauto – powered by Norman – verflüchtigt sich gerade, stellt Doktor Makarios fest: „Ich hab den Schlüssel im Jackett gelassen, das hängt im Doktor K., überm Stuhl, im Backstage.“ Worte, wie Donner. Eiskalt weht der Wind. Hektische Ratlosigkeit. „Die Auskunft, wir müssen die Auskunft anrufen!“ Ein Taxi wird bestellt, rasch zurück zum Club. Veranstalter Stefan schläft bereits drinnen, macht nicht mehr auf. Sinnloses Klopfen. Zurück, durch die halbe Stadt, in den „Freischütz“, Schwerins längster Kneipenfall vor dem Herrn. „Hier muss doch noch einer…“ Und dort, zwischen Betrunkenen, Schlafenden, Kippelnden, dort sitzt der Retter und er soll auf immer gepriesen sein: Vito. Vito mit dem Zweitschlüssel. Die Temperaturen liegen bei Minus 14 Grad, das Taxi schnaubt übers Eis. Die Anzeige: „Bremsbeläge auswechseln“ blinkt, wie ein Leuchtfeuer am Armaturenbrett. Vito wird geherzt und „tschüß“ und dann nur noch ins Bett. Am nächsten Mittag stellt sich noch heraus, dass sich die Doctors im Zimmer irrten. Das eigentlich Reservierte liegt eine Etage tiefer, doch der Schlüssel, der passt vermutlich für alle Zimmer.

11.03.2006 - Strausberg, Tonne
Götter aus zähen Fleischtöpfen

Der Weg von Schwerin nach Strausberg, über Bundesstraßen und Autobahnen, gemahnt an einen stillen Abgang. Schnee fällt, die Pisten sind eisig glatt, dazu Sonne, streckenweise Nebel. Autos am Rand, durch die Leitplanken kamen sie geflogen. Hinterm Berliner Ring wird's etwas besser - Strausberg, die Stadt der 1000 Kasernen, umrandet vom Glamour des Wende-Verfalls, liegt wie ausgestorben da. Es ist Samstag, später Nachmittag, kurz vor der letzten Bundesligakonferenz im Radio.

Die Doctors spielen heute zum 3. Mal in der "Tonne", einer Perle kleinstädtischer Clubszenen. Übernachten werden sie, wie immer, im Alten Gutshof, der für das Ausrichten charmanter Single-Parties - landüberallwärts - bekannt ist. Zu nächtlicher Stunde wird Doktor Pichelstein darob noch mehrfach den Kopf schütteln. Es wird sich ergeben: Ein Bild für Götter aus dem zähen Fleischtopf. Speckbenackte Männer, in der Mehrzahl betrunken, die sich wacker am Tresen halten, um dort einer - bis dato - unbekannten Angebeteten (aus dem SMS-Lostopf) ein Gespräch an ausladende Brüste anzudichten. Sind die Brüste noch nicht allzu auslandend, ist die Mama mit dabei, um Lage und Schnapsvorräte abzuchecken.

Gegen den Schnaps ist nichts zu sagen. Die Doctors spielen - nach 20 Minuten Clips aus der 1. DVD. Vielleicht sind es heute 20 Gäste, was am Wetter liegt, denn draußen geht nichts mehr. Berlin kommt nicht durch und Strausberg schippt Schnee. Aber, es macht Spaß und der Beifall ist laut. Nach dem Konzert läuft "Der Wirt und Ich" via Leinwand; die Doktoren sitzen auf Leder und lächeln milde. Während zur selben Zeit der Alte Gutshof Barnimer Rassehengste einlässt und Fünf-Euroscheine am Security-Einlass auf Echtheit durchleuchtet.


Buchmessetreiben 

16.03.2006 - Leipzig, UT Connewitz
17.03.2006 - Leipzig, Artpa

Lang ist's her. Was in Erinnerung blieb: Am 16.03. lief erstmals der 2. Pratajev-Film auf Leinwand. Das Streifen und Wirken einer Legende - in Szenen gesetzt, umjubelt, umklatscht. Die Heizöfen des ehrwürdigen, ehemaligen Stummfilmkinos UT Connewitz strahlten nicht annähernd so viel Wärme aus, wie der Film. Regisseur Herr Esche präsentierte vorab "AugenBlickMal", "Solche" aus Chemnitz spielten, moderiert wurde der Abend vom Verleger Wallgold Junior. Kassel-Inder Anant Kumar - und später C.S. Linientreu - trugen die Bürden der Assistenz, Darsteller absintheten, couchten und kommentierten. Ausverkauftes Haus. Tags später schrieb die LVZ über diesen Abend von einem "Meilenstein", der geschaffen wurde. Den rollten sehr spät The Russian Doctors von der Bühne und so ist zu resümieren, dass der Abend lang, lang, lang, viel zu lang war, um es allen Recht zu machen.

Wenige Stunden später, in der Kunst- und Bauschlosserei Artpa: Phil Shöenfelt liest und spielt, die Braunschweiger Punchliner-Crew um Herrn Klingenberg schlägt literarisch ein wie Dynamit. Der Saal ist voll, die Stühle reichen nicht und The Russian Doctors zünden zur Explosion. Gegen Ende, ab 0:00, die BARWARS-Buchpremiere, in die ein Mitternachtsbuffet hineinplatzt. Tags drauf, in der HGB, wird weiter aus BARWARS gelesen. Als Konstantin Wecker-apparativ. Aber es bleibt - bei all den schönen Dingen zur Buchmesse - die Erkenntnis: Im nächsten Jahr ein neues Motto und so geht es... Mora Mora (man spricht das "o" mit nem "u" aus). Das ist madagassisch und bedeutet: Bloß keinen Stress. Ergo: Weniger! Ist! Mehr!

18.05.2006 Leipzig - Flowerpower
100 Jahre The Russian Doctors 

Stimmt gar nicht. Drei Jahre Russian Doctors - heute das 100. Konzert. Natürlich im Flowerpower, wo denn sonst? 

Draußen regnet's, was gut ist, so strömen sie alle rein in die Hütte, die beim Startschuss um 22:30 noch keinen Schleim am Arm zur Verantwortung zieht. Russian-Doctors-Wetter eben. 

Aus der Perspektive des Tages danach kann auf jeden Fall behauptet werden: Wunderbar, tolles Konzert und Danke an alle, die da waren. Aus Großenhain, Halle, Wadersloh, Dresden, Chemnitz anreisten, um sich den Festakter im Mai des Herrn nicht entgehen zu lassen. Premieren gab's auch: Russian Doctors goes Prumskibeat. Nach langer Bühnen-Abstinenz des allerersten, in der Neuzeit vertonten Pratajev-Gedichtes "Schere aus Stahl", kramte Doktor Pichelstein die böse Gitarre hervor, während Doktor Makarios dem Mütterchen Iwanowa das rostige Ding textlich zurück in die schwielige Hände gab. Fette Beats auch beim "Väterchen Frost" und beim Song über die Gefrierkatastrophe von Bolwerkow, "Als das Eis kam". Ein warmer Zugabe-Reigen setzte noch an, dann war es Zeit sich einem guten Schluck hinzugeben. Den hatte man sich wahrlich verdient.     




















02.06.2006, Chemnitz/Club der Kulturen an der TU 
Detlef Nonnen sollte besser indischen Whiskey trinken

Auf Plakaten abgebildet, groß und klein, hing man sie hoch: Künftige Chemnitzer Bürgermeister. Bald stehen sie den Einheimischen zur Wahl. Einer der Ihren ist Detlef Nonnen von der Mafia. Er sagt: Leipzig ist pleite, Dresden verkauft alle Wohnungen und: "Einfach mehr Chemnitz" ist eben nur mit ihm zu machen. The Russian Doctors interessiert das alles überhaupt nicht. Es gibt Gewichtigeres, z.B. den Club der Kulturen auf dem TU-Gelände ausfindig zu machen. Solche-Manager Lutz ist nicht zu erreichen; Holm geht ans Telefon: "Das ist hier gleich umme Ecke. Fahrt mir beim Suchen bloß nicht über die Füße." Schneller als erwartet steht die Bühne, verschwindet Holm auf geschmeidige Steckersuche, während Dr. Pichelstein an der Theke das "Russische Schwarzbier Nummer 4" kredenzt wird, weil das mit der "Nummer 3" ein Pilsener sein soll. Nummer 5 ist nicht vorrätig. Dr. Makarios übersetzt das alles und zum Soundcheck hätte man gerne böse Gitarren angeschlossen, doch – ohne Monitoring – ist’s schwer zu machen. Respektive hört man auf der Bühne dann nur noch, was aus dem Verstärker raus kommt.  

"Schwarzer Humor und Gitarrengewitter" erschallen, wie der Flyer zum Abend verkündigt, gegen 22 Uhr. Von draußen trollen sich viele, immer mehr, in den Saal. Es wird getanzt, junge Russen fordern den Glanz der Heftigkeit. Können sie haben, kein Problem. Bereits zur Pause wirkt Dr. Pichelstein erschöpft, ein Becherovka verleiht neue Kräfte. Ein junger Russe, Anatol, spielt's Keyboard beim "Gelben Fettfrosch"; der Song darf nie zu Ende gehen und so zelebriert sich der Abend bis in den 2. Zugabeblock dahin. Man hatte anfangs kaum damit gerechnet. Nur, dass indischer Whisky nicht schmecken kann. Das wusste man vorher. Doch wie schmeckt indischer Whisky? Die Antwort lautet: Indischer Whiskey schmeckt überhaupt nicht, weil er bereits im Ansatz nach Tankstelle riecht. Daran können selbst künftige Chemnitzer Bürgermeister über uns nichts ändern.  

08.06.2006, Leipzig, Moritzbastei / 100. Kudernatschs Kautsch
Im Backstage mit Dolly Buster  

 Text fehlt noch
















23., 24. und 25.06.2006 - 16. Elbhangfest zu Dresden
Über betrunkene Frauen und tote Katzen...

...schreibt das Programmheft zum 16. Elbhangfest in Dresden. The Russian Doctors sind gleich mit 3 Konzerten vertreten. "Rumopern bis zum Abpfiff", so lautet das diesjährige Motto. Herr Mikus fährt den Bus übers Elbhanggelände; ab und zu landet etwas Schickes auf dem Kühler. Herr Ali, druckender Tourmanager der Firma Brachialpop, staunt nicht schlecht, zückt die Kamera und startet die Bilderstory. Am Freitag spielen die Doctors nach den Rockys, im Biergarten des Gare de la Lune, der darob vor Fülle platzt. Makarios und Pichelstein drücken derweil im WM-Zelt den Franzosen alle Daumen; man ist sich einig: Die Koreaner spielen wie Wusel-F-Jugendliche. Das muss nicht sein. Pichelsteins Daumen hält; dann ab auf die Bühne, lange nicht mehr vor so vielen Leuten gespielt. Olaf Schubert, Inkognito-Drummer der Rockys, kündigt - über den Sänger - die Doctors an, Intro-CD, Set, Publikum singt mit, tanzt, klatscht, freut sich, hat Spaß, Pichelsteins Daumen hält. Zugaben, so ca. 10, dann läuft der Schweiß nicht nur ins Hemd hinein, sondern bereits schon wieder hinaus. Die After-Show-Party im Gare wird zum Fanal. Herrlicher Auftakt zum Elbhangfest.


Stunden später: Erwachen in der Pension um die Ecke, Dusche, Frühstück, der Umzug opert über den Elbhang, ein erstes Radler, eine erste Cola und der Traum vom kalten Glas Weißwein, im Flussschatten genossen, der soll nicht lange auf sich warten. Dem abendlichen Gig gehen 2 Achtelfinal-Spiele voraus. Bis dahin muss der Bus zum Vereinsheim des Bootshauses aller Elbdrachen; Herr Mikus fahrt, Herr Ali trommelt auf Armaturen herum, Doktor Makarios dirigiert, Doktor Pichelsteins Daumen errötet. Nun, Deutschland gewinnt gegen Schweden, Argentinien gegen Mexiko, die Bühne steht, der Rotarmist setzt sich
gegen die große Elbbühne am Blauen Wunder durch, dann endet das Konzert abrupt. Große Kunst gondelt über die Elbe. Ein Mann auf einem Boot, an dem Mond und Grammophon hängen, rezitiert aus großen Opern der Welt. Da muss schon Ruhe sein im Rund. Die Punks auf der Wiese rufen, frei nach Heinz Rudolf Kunze: "Halt's Maul!". Aber wir wollen festhalten; Schön war's, kuschelig und erst das Feuerwerk am Schluss... Ja, dann weiter im Set. Frau Doktor Pichelstein singt den Rotarmisten - auf Russisch - und Schluss is', denn Pichelsteins Mittelfinger stirbt den Operntod und blutet. Der Daumen ist zwar geschwollen, hält aber. Übrigens: Der Schlagdaumen eines Gitarristen kann zur Achillesverse einer gesamten Musikcombo werden, wenn er denn Schaden nimmt. Die Nacht bricht in sich zusammen, nicht hinein, man trollt sich satt und nicht mehr durstig auf die verschiedenen Bettenburgen. Dr. Pichelstein fährt in die Neustadt, der Taxifahrer hat viel zu erzählen; Frau Kern und Frau Doktor Pichelstein müssen am nächsten Tag früh raus.




Gegen elf Uhr am Mittag, der Daumen leidet, über Nacht schwoll er weiter an, gewinnt das Hawaii-Drachenboot den 1. Platz im Ladys Cup-Vorrennen; der kleinste, gemeinsame Nenner im Fußball ist gerade Deutschland und - in Sachen Frühstücke: die gemeine Bratwurst und das Dresdner Schnitzel. Mancher Griller verrichtet seinen Steakdienst voller Freude, am Drachenbootshaus ist dieser Begriff indes eher dem "Stegdienst" zuzuordnen. Die freundlichen, blauen Männer und Frauen in Crew-Shirts ziehen Boote an Land und schicken sie zum Fluss zurück. Über allem liegt die Stimme der Bühnenfrausimon, die so - in einem Wort geschrieben - gut beschrieben ist. Im Finale unterliegt das Hawaii-Boot mit einer halben Länge; Frau Schwimu, Frau Christa, Frau Kern und all die anderen feiern sich dennoch zur Eistorten-Siegerehrung. 


Dann ab in den Bus, zurück zum Gare de la Lune; das 3. Konzert der Doctors findet auf einer Bühne Richtung Straße statt. Die Technik sitzt, Soundcheck und Intro verselbständigen sich, alles wunderbar, voller Hof, es werden immer mehr im Rund und immer mehr Blut läuft von Pichelsteins Finger in die Gitarre hinein. Ein härteres Plektrum verhindert zwar schlimmeres, doch der Daumen kapituliert nach 3/4 des Konzertes. Zwei Zugaben sind noch drin, dann muss der Doktor für Lungenschizophrenie an der Seitenauslinie behandelt werden, nichts geht mehr unter frenetischem Applaus. Man sitzt im Schatten, ein kühles Nass in der Hand, es ist vollbracht und die Sonne schickt 31 Grad zur Erde.    






21. Juli 2006, Döbeln / Café Courage  
Undercover-Doctors  

Am letzten Wochenende lag Doktor Pichelstein noch am Fuße des Olymps, schwamm durch Algen hindurch und erreichte letztlich die gute Ruhe. Nun, einige BARWARS-Lesungen später (gut! Tonelli's, Leipzig & SM, Hunde! Black Angel, Halle usw...) sind die Doctors heute keine Doktoren im eigentlichen Sinne, sondern eher Professoren und da The Russian Professors nicht schön klingt, belassen wir's dabei. 

 














In Döbeln, sächsische 20.000-Einwohner-Stadt, die nichts mit dem Fisch Döbel zu tun hat, aber durch die eine Mulde fließt, in der vielleicht der ein oder andere Döbel dann doch drin ist. Man weiß es nicht. Frank Bröker und Makarios Oley, so heißt's heute, lesen Texte im Rahmen des UEP-Programms. Multimedial - es läuft ein Hochschulfilm aus Toronto auf der Leinwand, die Musik kommt aus den Boxen, die eigenen Texte stammen aus mitgebrachten Büchern der Vortragenden. Und obwohl draußen 32 Grad, ja das passt: herrschen, ist das Café Courage gefüllt bis auf den letzten Platz. Ein sehr dankbares Publikum, sehr schön auch der Applaus. Nicht nur nach den 65 Minuten Thema, sondern - vor allem - zwischendurch. Das Café feiert an diesem Wochenende sein 5. Jahr des Bestandes, darauf viele kleine Beck's und wir gratulieren, bedanken uns fürs Frühstück in der Pension, für den Ausblick aufs Döbelner Kraftsportzentrum, in dem man Problemzonen - laut Aufkleber - rasch los wird, für alles und Doktor Pichelstein ist froh, seinen Rücksack wieder in Händen zu haben, saß der doch die ganze restliche Nacht im Backstage fest und verschwunden war die hartnudelige Köchin mit dem Schlüssel.  

28.Juli.2006 Leipzig, Tangomanie 
Gefiederte Menschen 

"Susanne und Ina verlassen stilvoll die 20er", verrät der Partyflyer. The Russian Doctors bringen Gitarren zum Soundcheck in die Tangomanie an der Hans-Poeche-Straße. Es ist heißer Freitagmittag, die Sonne brennt, der Asphalt dampft, durch den Club fegt der Wunsch nach vielen Kaltgetränken. Dr. Pichelstein verliert ein wenig die Nerven, nassgeschwitzt durchleidet sich bereits der Bühnenaufbau. Wie soll das erst abends werden, beim Konzert? Die schwer soundgecheckte Technik gemahnt ebenfalls stark an die 20er Jahre. Besonders das Mischpult hat es in sich. Die wenigen Kanäle, die noch funktionieren, harmonieren nicht mit der darunter liegenden Endstufe. Dafür ist die aber nagelneu. Mikros der Sorte t-Bone entfernt Dr. Pichelstein, denn er kennt den Bestellkatalog auf thomann.de auswendig. Drei solcher Lötunfälle kosten 29 Euro im Set. Die guten Shure SM 58 werden aufgeschraubt, dann klappt's auch mit dem Gesang. 

The Russian Doctors sind am heutigen Tag ein Geschenk der Partygäste an Susanne und Ina, die nichts vom Konzert ab 22:30 Uhr wissen. So fallen sie nicht weiter auf, ebenfalls und selbstredend stilvoll gekleidet, die Theke schenkt Beck's aus, Gäste erobern die Tangomanie. Volleyballerinnen sind vermehrt anwesend, groß sind sie gewachsen, denn sie müssen in der Freizeit Bälle über Netze schmettern. Kleinen Frauen gelingt dies sicherlich nicht ganz so elegant.

Doktor Makarios fühlt sich beim Saalrundblick filmisch erinnert; die Menschen sind gefiedert und rauchen Zigarren. Das Motto des Abends hat es in sich. Die Doctors werden hinter den Bühnenvorhang gebeten, angekündigt und los geht's mit dem Set, das heute nicht arg lang ist. Man bedenke die Hitze, das grelle Licht vor der Bühne, die Technik und will gern zurück an die Schnapsbar. Dort ist es viel angenehmer. Und nach ein paar Kartoffelecken in der Hofburg sieht die Welt schon wieder besser aus


03. August 2006, Erfurt / Kudernatsch' Sommerkautsch Open Air 
Westmikros für Knorkator


Nach der Dürre kam der Regen, nur heute biegt er scharf Richtung Süden ab und verschont Erfurts schmale Gassen zur Engelsburg. Im Hof kündigen sich für den Abend an: Moderator André Kudernatsch, Knorkator, das Comedy-Duo Subcultura und, ja richtig, The Russian Doctors. Sonst würde das alles hier nicht geschrieben stehen. Knorkator werden nicht spielen, eher lesen, und Folien auf den Polylux dazu legen. Im Soundcheck wird berlinert, was das Zeug hält. Après schüttet man sich Martini-Soda-Eis an Erfurter Limetten in die Kehlen. Knorkator sehen lustig aus, auch wenn die Show noch gar nicht begonnen hat. Behaart und tätowiert, so muss das sein. Sie haben ein Mädchen an der Begleitgitarre dabei, was gar keines ist. Na, vielleicht ist es ein halbes. Wer weiß das schon.

Im Stau steckte die Showband, nun ist sie da und The Russian Doctors spielen 30 Minuten bis zum Talk. 150 Gäste können nicht irren, der Hof ist voll, lange Schlagen am Bierstand zeugen von viel Durst und da ist auch Schwesternschülerin Natascha. Sie trägt ein Bündel mit sich herum, das Bündel wiederum liegt in einem Babykorb und enthält den süßesten Nachwuchs der russischen Welt. Baby-Konzertpremiere! Obwohl der Beifall des Erfurter Publikums sehr groß ist, wird indes weiter geschlummert.

Auf der Kautsch dann der Talk mit Herrn Kudernatsch über, von und zu Pratajev. Die Doktoren geben bereitwillig Auskunft, nehmen Geschenke an sich und auch ein dem Internet entnommenes Pamphlet über kollegiale Russische Doktoren, die einem Mann den appen Penis wieder annähten. Leider wählten sie dafür den Arm. "Ja, das ist Russland, Pratajev hätte das bestimmt auch gern ausprobiert", sagt Dr. Makarios, während Dr. Pichelstein den Abschluss-Song: "Auch die Ratte hat ein Herz" anschiebt.

Dann ist Pause, davor und danach heizen die Beiden von Subcultura am Teutonengrill. Die Showband kocht ihr leckeres Sound-Süppchen dazu und Herr Kudernatsch freut sich Backstage; alles im Plan, alles läuft wunderbar, das Publikum ist ganz nah dran, fordert Knorkator und als die Westmikros on sind, laufen SF-Comedy-Schleifen in bunt. Sie spielen, weil es alle erwarten, ein paar Songs. "All that she wants", "Geschlechtsverkehr". Interessanterweise werden die Tracks nur an-, nicht zu Ende gespielt. "Alle auf die Bühne“, heißt es hernach im Plan und das will jeder sein, so herzt und drückt man sich. Showdown, Getränke konsumieren, Brätl-Gutscheine am Grill einlösen, den ein emsiger Lehrling betreibt, von dem sich arge Geschichten erzählt werden

17. August 2006 – Küche & Balkon: Dr. Pichelstein

Die Herren Doktoren proben. Da die mittlerweile knapp 60 Pratajev-Songs wie angegossen sitzen, und quasi im Schlaf gespielt werden können, geht’s ums Samtmarie-Projekt. Zunächst wird’s eine Makarios & Goldeck-CD reinster Akustikversionen geben, später begreift sich dann das ganze Ausmaß in einer weiteren Platte, auf der sich kollegiale Gastmusiker tummeln werden. All das will geprobt werden und so klingt die Gitarre samten durch den spätsommerlichen Küchendunst, während Doktor Makarios’ Stimme dazu goldene Töne wählt. The Russian Doctors warten im Jahr 2007 dazu mit einer Best-of-CD auf. Damit lässt es sich prächtig touren.   

19. August 2006 – Pirna / Hoffest 
Kein Ort für Dünnsuppen 

Tags zuvor geriet Doktor Pichelstein in die Wirren eines Terry-Pratchett-Stückes mit dem Titel: Mondverdacht. Theater ist, philosophisch betrachtet, wie das Leben: Man kommt schnell rein und so leicht nicht wieder raus. Hinterher wurde Wein verkonsumiert, denn der schüttere Regisseur hatte Geburtstag. Die Feier wurde mit vegetarischer Dünnsuppe begangen. Alle riefen: „Gut gekocht, lecker, jamjam“, und sehnten sich ein Steak herbei. Nun denn. Das Pirnaer Hoffest, bereits im Jahr zuvor mit einem roten Fähnchen auf der Doktoren-Landkarte versehen – wobei „rotes Fähnchen“ bedeutet, dass die Stadt erobert wurde, oder wie man’s auch immer nennt, wenn das Publikum die Doctors nicht mehr von der Bühne lässt, den CD-Koffer lüstern plündert und bester Laune ist. Solche Konzerte sind manchmal schwer zu toppen, doch Murphys Gesetz bleibt heute außen vor. 















Bussist Mirko sorgte vorab bereits für gutes Gelingen und dafür, dass t-bone-PA-Boxen Adapterkabel erhielten. Ganz viel später, die Sonne ging bereits ihrer markten Wege, bescherte Doktor Mirko noch den Schlafplatz im eigenen Idyll. Dort, im und am Haus, wohnen mittlerweile 8 Katzen, 2 Pferde, diverse Fische und ein vegetarischer Hund. Beim Frühstück, am nächsten Mittag, ließ man das vergangene Doppel-Konzert Revue passieren; zunächst erschallten Pratajevs Lieder gegen halb zehn, dann – wegen großer Nachfrage – abermals gegen halb 12. Ganz zum Schluss überreichten die Hofinhaber den Doctors eine mumifizierte Katze im Glasrahmen. Nur auf die sinneseintrübenden Kleinstpilze musste streng verzichtet werden. Auch im Hinblick auf das Jahr 2005, wo an selber Stelle Doktor Pichelstein einen Keks mit unkoscherem Inhalt verzehrte. Die Folgen damals: Ein Russian-Doctors-Konzert am Tag danach, von dem alle redeten, nur Doktor Pichelstein schwor, ganz woanders gewesen zu sein.    

21. August 2006 – Prag-Žížkov / PARUKÁŘKA PUB
Makarios, du trinkst wie eine Oma 

Der 20. August ist ein unter Musikern beliebter „Off-Day“. Man frönt der Faulheit, stopft sich mit Leckerein diverser Gastwirtschaften voll - und im Falle der Russischen Doktoren kann hinterher getrost behaupten werden: Das hat alles Pratajev bezahlt. Der Dresdener Speckgürtel sitzt am Hosenbund und abends prägt André Alabaster folgenden Satz: „Makarios, du trinkst wie eine Oma“ (später trank der russische Doktor turnusmäßig doch eher, wie ein jüngeres Mitglied besagter Trinksippe und gab sich hinreißender Diskussionen hin). Herr Alabaster wohnt in der Dresdener Neustadt und betreibt ein Studium der Politikwissenschaften, welches sich kurz vorm Magister befindet. Ein Stadium des Hochwissens, wenn man hinterher nur etwas damit anfangen könnte. Schon mancher Absolvent fuhr lange Jahre Taxi und steckte sich die Abschlussnoten hinterher in die Klaus-Bärbel-Tasche. Eigentlich ist Herr Alabaster aber Sänger und Gitarrist der Dresdener Gothic-Metal-Band „Expretus“ und kann das mit dem „Metal“ darin nicht leiden. Im Lokal „Leonardo“ wurde das später noch mal begründet, doch sind die Gründe dem Schreiber dieser Zeilen entfallen.  


















Akkurat geduscht geht’s am nächsten Mittag los; der Weg nach Prag III ist ein Reißaus vorm Elbsandstein-Regen. Kaum verschwindet das Gebirge in der Ferne, brechen Sonne und blaue Himmelszonen auf. Der Tour-Audi hat’s gerne und schnurrt an Knusperhäusern vorbei, in denen tschechische Mädchen wohnen. Sie haben sehr wenig am Leib und rufen: „Hallo Schatzi“ in die LKW-Kabinen hinein. Ein sehr alter Schatzi kommt des Weges. Er folgt dem Schild „Imbiss“ und er weiß, wo so etwas dran steht, ist – gewiss – ganz anderes drin. Aus dem Sounddeck feinern The Damned; The Russian Doctors steuern den Fernsehturm von Žížkov an. Im nahe gelegenen „Café Chef“ darf auf Pavel gewartet werden. Der Gitarrist und Geiger aus Phil Shöenfelts Band wird später den Weg zum „Hostel Elf“ wissen, ebenso, wo das heutige Konzert zum Tag der Russischen Invasion, dem Ende des Prager Frühlings 1968, stattfindet.

Und zwar im: PARUKÁŘKA PUB. Dort gastierten die Doktoren bereits im März 2005 auf erster Prag-Reise. Damals war’s das vorletzte Tour-Konzert, die Hunde tranken aus Bierkrügen, ihre Besitzer nicht minder, und heute ist alles ähnlich. Barmann Jürgen aus Baden-Württemberg gibt’s noch, organisiert Speis und Lebenstrank, dann taucht Mr. Švec, Pratajevs bisher einzig aufzufindender Enkel, auf und erklärt, warum er neulich für ein paar Tage Millionär war. Pivo 0,5 fließt aus den Zapfhähnen, das Volksfest zum Ende des Prager Frühlings steht unter Sonnenbeschuss. Eine knurpselige Gestalt mit Bart und Müffelhemd will immer wieder Freipivo und spricht, im zahnlosen tschechisch, auf die Doktoren ein. Drinnen, im Pub, spielt die erste Band. „Norrrmaaaal“, sagt Jarda Švec nicht zur Band, sondern zu allem, was das Leben so mit sich bringt. Sei es ein gerollter Joint, sei es der Soundcheck der Doctors gegen 22:00 Uhr, dem Phil Shöenfelts Film: „Pratajev in Prague“ folgt.

Dann das Erstaunliche: Draußen scheint niemand mehr zu sein, selbst die Grillbettelhunde zieht es vor die Bühne. Die Luft ist zum Schneiden, Doktor Makarios kündigt den Rotarmisten an, das Licht dimmt sich auf ein Minimum herab - und ob es nun der durch die Augen rinnende Schweiß ist, der das Absetzen der Pichelstein’schen Sonnenbrille verlangt, oder doch das Einsetzen der konzertprächtigen Bühnenfinsternis zu Prag, es kommt alles zum Einen. Und zum Ärgsten; das Publikum fordert Mr. Švec auf die Bühne, der das Saxophon auspackt und zu einer feinen Riege an Songs mitspielt. Weia, Beifall tost, Zugaben reihen sich an, dann soll es genug sein. Der Durst zieht die Doktoren an die Theken aus Holz und Metall, um bis in den Taxieinstieg weiterzufeiern. Während im „Hostel Elf“ jugendliche Banden ihr Unwesen treiben, die man im Volksmund „Traveller“ nennt.

Von der Gage am nächsten Tag ging’s bei Tesco einkaufen. Kronen zu wechseln, macht stets wenig Sinn. So wurde hernach noch der Tank befüllt - und beladen wie die Kameltreiber machten sich die Doktoren auf den Weg zurück ins Sächsische, steckten in diversen Staus hinterm Grenzübergang Zinnwald fest, denn dort, an der Weißeritz, wird gerade, vier Jahre nach der Flut, die Straße erneuert. Ohne Unterlass.

   
13. Oktober 2006, Prag-Žížkov/U VYSTRELENÝHO OKA PUB
Mrtve kocky ve vêtru
 
Eigentlich wollten The Russian Doctors am Donnerstag, 12.10.06, gen Prag aufbrechen, was aber nicht so einfach war. Doktor Makarios kurierte einen Husten aus, dessen weitschweifige Ausläufer Wladiwostok locker erreichten. Also fuhr man tags drauf in die tschechische Hauptstadt, wechselte Euronen zu Kronen, checkte ein im Hotel Atmosphere, unweit der Karlsbrücke. Viel Zeit war nicht; Mr. Švec, Booking-Chief des Tourabschnitts, riet beizeiten zum Taxi nach žížkov. Die freundliche Atmosphere-Empfangsdame orderte eines der weinroten Prag-Droschken, schon raste der Fahrer gen Pub. Im "zerschossenen Auge" (kann getrost so übersetzt werden) dann das große Hallo: Wirt, Mr Švec, Helden des Films "Pratajev in Prague" - bildeten die Vorhut. Schon floss der Schnaps, das Staropramen, räucherten Joints die Tische ein. Doktor Pichelstein, darob ganz verzückt, baute die Bühne auf, Soundcheck, Schnaps, Schnaps, Konzert, Teil 1. Der "Schleim am Arm" fand Berechtigung; je voller es wurde, desto mehr floss von dannen. Am reservierten Tisch lag eine Friseuse mit den Backen im Becherovka. Irgendwer hatte runden Geburtstag und so sah sie auch aus; Teil 2 des Konzerts lief, während die Tschechen - unter rollenden "rrrr's" The Russian Doctors anfeuerten. Schampanskoje-Korken knallten an die Decke, Mr. Švec blies ins neue, französische Saxophon. Der "Gelbe Schnaps", das "Jägerlatain" - rund, wie nur was.

Sehr viel später sammelte man mit letzter Kraft Instrumente zusammen, rief zum Taxi und fiel in butterweiche Hotel-Betten.

14. – 15. Oktober 2006, Prag-Žížkov
PARUKÁRKA & Underground Parukářka aneb Záviš v protiatomovém krytu 

Halbpension: Weiches Gebrot an Honig, Marmelade & Streichkäse. Instant-Kaffee, kein Zucker. Das ging natürlich nicht. Doktor Makarios riet zum Kaffee am Ufer der Moldau; Kippen schmauchend lauschten die Doctors dem Wasserabfall, durchkreuzten die City, labten sich an echten Prager Schnittchen. Doktor Pichelstein hielt diesen Tag auch brav mit dem Camcorder fest. Nur leider löschten sich die Aufnahmen durch Drücken des Menüs: "DVD initialisieren". Durch einige Pichelsteinsche Ukraine-Aufenthalte ist aber überliefert, dass "die schönsten Bilder stets im Herzen getragen werden". Und in so ein Herz geht einiges rein.
Die Zelení-Partei (www.zeleni.cz) hauptsponsorte Gig 2 des Tourabschnitts. Vorm PARUKÁRKA-PUB gab es die üblichen Tischchen und Ständchen und da es sich um die Grüne Partei, mitten im Kommunalwahlkampf, handelte, war auch alles grün.


Ein ebensolcher Ballon sollte gar aufsteigen, was indes am Wind wohl scheiterte. Das Spannendste am Doctors-Gig gegen 17 Uhr war ein platzender Ballon. Politiker sind ein ungutes Publikum; die stehen in ihren Anzügen immer etwas unbeholfen herum und freuen sich lediglich, wenn ein Kamerateam auftaucht. Mr. Švec schimpfte darob ein wenig, hatte aber noch einen weiteren Gig im Ärmel. 18 Meter unter der Erde - in einem alten Atombunker - umfunktioniert zum Club. Recht neu gestaltet, eigentlich ziemlich gefährlich - so ohne Notausstieg und intakte Klimaanlage. Jürgen aus Baden-Würtemberg briet die Würste, schenkte aus, die Doktoren tranken sich Flüssigmut an. "Dann wollen wir mal", aufmunternde Worte vom Doktor Makarios.
Die Luft im "Underground Parukářka" war dann nicht die Beste, doch Mr. Švec' Spross sorgte für Staropramen aus Kloster-Bräu-Gläsern. Vorab spielten "SECRET 9 BEAT" - Punkrollrock. Das Publikum nahm's zur Kenntnis, doch die Stimmung kam - für die Doktoren sehr erstaunlich - erst auf, als "Der Rotarmist" an die Stahlbetonwände knallte. Doktor Pichelstein gab alles und noch mehr kam zurück. Doktor Makarios peitschte durchs Programm, wie ein Derwisch, Zugaben, noch mehr, Veitstänze vor der Bühne, wirklich wunderbar. Und weil man sehr früh am Abend bereits an Jürgens Stand gestrandet war, gebot es sich bereits um ein Uhr Richtung Hotel aufzubrechen, noch einen Jim Beam an der Hotelbar einzunehmen und sich fortan stundenweisen Schlaf zu gönnen.

16. Oktober 2006, Leipzig/Villa
Schwarzlicht-Schnapsfeuer im Backstage 

Das 113. Konzert. Kaum in Leipzig eingetroffen, tschechischen Sprit im Audi und nicht nur im Tank, vereinte man sich auf der großen Bühne der Villa. Der 3. und letzte Tag des jährlichen "Schwarzlicht-Festivals". "Raum 41" spielten, dann stellten die Doctors den Behandlungszeitraum Herbst 06 einem breiten Publikum vor. In der Leipziger Villa war's der erste TRD-Konzert und genau hier fand vor ein paar Jahren der Kontakt nach Prag statt. Doktor Pichelstein übersetzte Phil Shöenfelt live, Doktor Makarios war zugegen und schon spielte man wenig später in der tschechischen Hauptstadt die Lieder eines Veterenärs. Perfekter Sound, anfeuerndes aus dem Publikum, Zugabeblöcke, später dann Schnapsfeuer im Backstage. Clubverantwortlicher Michael trennte sich gern von alten Vorräten aus grünen und hellsichtigen Flaschen.
Tags drauf: Ruhe. Doktor Pichelstein reiste dienstlich nach Plauen, traf zwei Tage später wieder ein. Im Hinterkopf die Studiowoche zur ersten Samtmarie-Platte. Und nun, die Aufnahmen sind mittlerweile alle im Midas-Studio-Rechner, wartet man gespannt ab, was es denn nun genau für eine Platte wird. Sicher ist: Es wird die schönste Platte der Welt. Zumindest: Eine der schönsten Platten der Welt. Und sie wird so manchen Hörer verdammt traurig machen. Weil sie sie so schön ist. Samtmarie, was tust du uns da an?

23.November 2006, Leipzig/Hauptbahnhof  
Gute Dinge tun mit komischen Menschen vom Radio 

Erstaunlich! Radiomenschen sind total sportliche, blonde, gut aussehende Menschen. Offen für jeden Handschlag, hilfsbereit und total nett. Man emsigt beinahe mit in den Chargen rascher Geschäftigkeiten. Und zieht um die Ecke eine Kippe durch, dort, wo irgendwann einmal der Leipziger U-Bahnhof beginnt. Zwischen den Gleisen eins bis vier. MDR JUMP kann ich jedenfalls ab heute wärmstens empfehlen, dachte bisher, dass nur ins Radio kommt, wer fürs Fernsehen zu schlecht aussieht. Ist alles ganz anders. 
 
The Russian Doctors lud man jedenfalls in den Hauptbahnhof Leipzig ein, mitten in die seit kurzem laufenden Liveübertragungen von MDR JUMP. Als Doktor Pichelstein die Bühne bestückt, ist Sportmoderator Oliver Welke gerade wieder weg, Peter Sodann kommt später, das Thalia-Theater Halle spricht - vertretungsweise - in der gläsernen Radiozentrale. Alles baute man für die Benefiz-Aktion der "Vision Eine Million" für ein geplantes Kinderhospiz auf. Morgen techtelt dafür gar Viva-Queen C. Stürmer ein. 

Zunächst geben die Doctors ein Interview, als Warm-Up fürs Konzert. Fragen zu Pratajev werden gestellt, warum man so kult ist und so weiter. Bescheidenheiten bleiben außen vor und Doktor Makarios rezitiert zur besten Sendezeit Pratajevs Gedicht: Im Herd ein Hund. Direkt im Anschluss entlocken die fahrigen Finger Dr. Pichelsteins der roten Gitarre opulente Töne, während Doktor Makarios zum kleinen Gig anstimmt. Gut, die Akustik lässt sich davon nicht unbedingt beeindrucken. Aber nicht wenige Reisende verweilen, wundern sich und hören erstmals von toten Katzen im Wind. Die Reaktionen darauf reichen vom Anstehen für Autogramme bis hin zum völligen Headbang. Pratajev lädt eben ein - zum Konsens-Overkill. In diesem Sinne dampft man von der Bühne, verstaut die Gitarren, nicht ohne indes noch ein paar O-Töne ins High-Tech gesprochen zu haben. Das waren: The Russian Doctors für einen guten Zweck, der es unbedingt verdient hat.


27.10.2006, Magdeburg, Mikrokosmos  
28.10.2006, Kamenz, Safe Club 

Texte aus diesem Behandlungszeitraum fehlen noch

 













30.10.2006, Dresden/Mondpalast 
Mein Leben als Russischer Doctor - Ein Videotagebuch 




11.11.2006, Torgau/Brückenkopf

Text fehlt