Das Wasserschloss Kapellendorf, wenige Kilometer vor Weimar gelegen, verdient das Maximum der Heimatlosenaufmerksamkeit und wird auf ein paar wärmende, rote Getränke zum Heimatlied ersten Ranges erklärt. Pichelstein sehnt sich nach Coniginnenküssen, die weit entfernt warten müssen und besteigt den Berg des einsam wandernden Gitarristen. Ein Handtelefon zwischen den Fingern, die Bühne im Roxanne vor Augen.
Dort probt gerade der Lesechor der sehr alten Kulturschnepfenschwestern aus Stade das öffentliche Hinunterbeten einer Goetherezitation bei Earl Gray und Kakao. Wenn Sie jemals in Weimar waren, stellen Sie schnell fest: Erbarmungslos ist die Art und Weise, wie man zugeSCHILLERt, angeGOETHEt und vollgeLISTet wird. Mit frühen Werken Charles Bukowskis' möchte man busladungsweise alle davonjagen, mit Walt Whitman vertrimmen, mit W.S. Burroughs anfixen. Oh ja, das möchte man auch im Roxanne, dem schönsten Club der ganzen heiligen Region.
Conne aus Weimar zu Wissmut stellt die Technik auf, die Wirtesliebe ist unermesslich, Eventmanagerin Dagmar zeigt den Weg ins Dorint-Hotel, Makarios singt wie ein junger russischer Gott, Pichelstein hält, was die Saiten süßes versprechen, das Roxanne ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Volk drängelt sich bis hinter die Theke und macht dem Wirt das Wirten schwer. Ein Konzert, wie es sein soll. Ein Heimatliederabend, der Pratajev auferstehen lässt, Getränke, die wie frischer, süßer Morgentau munden. Bis es sehr früh am Tag ist, ein letztes Glas im Dorint gekippelt wird, der Tourabschnitt sich dem Ende neigt, die Sehnsucht nach Hause treibt. Augen zu und Augen auf: Pichelstein, der das Frühstück um 11 fast verschläft, findet seinen Sänger vor bereits leerem Teller vor. Makarios wollte ihn eigentlich noch wecken lassen, gab den wahren Frank B. aus LE an der Rezeption an, doch hatte der sich unter falschem Namen eingecheckt. Als Rudolph B. aus LE. "Mich wundert gar nichts mehr", hätte Pratajev dazu gesagt.
Anmerkung des Makarios: Eigentlich schreibt er ja nichts in fremde Tagebücher, der Heimatliedersänger, aber heut soll´s, ja musses sein. Thüringer Gastfreundschaft, ob von echten oder zugereisten oder pendelnden Thüringern, treibt ihn dazu. Allen will er danken für wunderbare Tourtage, dem Micha in Erfurt, dem Andreas in Nordhausen, dem Herrn Krause in Apolda, dem Conne in Weimar. Und allen freundlichen, lieben Helfern, Wirten, Bedienungen (sehr junge Kellnerinnenschülerinnen), Hotelbringerinnen, Mitreisenden, Durchreisenden, Absinthverteilern, Kaffeereichern, Bratwurstanbietern und Glühweinausschänkerinnen. Glorreich war Euer Tun. Es wird sich niederschlagen in neuem Heimatliedertum, auf dass wir dereinst die grünen Gipfel stürmen mit Liedern auf den Lippen, welche von diesen lieben Leuten künden. Wenn ich dann am Feldrand steh, auf meiner langen Wanderschaft....
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