Schon in Oschatz teilten sich Makarios und Pichelstein ein Doppelbett, Tour schweißt zusammen und öfter muss man duschen. Das Hotel Avena, ins Zentrum Nordhausens an der B 80 gebaut, bietet nicht nur Interieurkomfort in nussbraun, nein, als die Russischen Doktoren am frühen Morgen des 18. Oktober einchecken, besteht sofort die Möglichkeit einer Frühstückerei, dabei ist es gerade erst halb vier geworden. In der Lobby wird noch ordentlich gebechert, wenige Stunden später wechselt Pichelstein unter Sepp Herberger ähnlichem Flehen (6 Freunde sollt ihr sein!) im Hotelzimmer beschwörend ein paar Heimatlieder-Gitarrensaiten. Erst dann wird geschlemmt. Oh wunderbare Tourzeit, verbringen wir sie doch auch in Apolda, fahren in den Marktkauf-Baumarkt, nicht um zu kaufen, sondern um zu gefallen.
Herr Krause, Abteilchef des Baumarktes, hat die Bühne richten lassen, empfängt Makarios und Pichelstein warmen Händedruckes, verteilt die Arbeit, vieles flitzt, alles sitzt. Die Schwiegertochter trägt ein gefährliches Piercing am Kinn, Sohn Andreas braucht es morgens sicherlich zum Anpieksen alter Henneneier. Merke: Schmuck kann sehr praktisch sein. Und während noch die Lautsprecherdurchsage: "Heute Hochkultur in der Gartenabteilung beim Weihnachtsstand" durch den vollen Baumarkt dringt, greift ein junger aufstrebender Gitarrist als Vor-Einmann-Einlage in die Saiten. Es klingt ein weniger nach Hamburger Schule, nach Tocotronic feat. Ozzy Osbourne, doch es lockt viele Menschen an, die sich im Grunde nur nach Winterreifen und Wandfarbe sehnten. Ältere Menschen bekommen es mit Kaffee umsonst zu tun, setzen sich auf hölzerne Kirmesbänke mit grünen Streben, Heimatlieder erklingen süßlich wie Preiselbeerkompott auf Wildschwein. Die Leipziger Autoren Kotte und Maß stellen all ihr Wissen über Literatur und Show ins Rampenlicht, Pratajev wird von Makarios gelesen bis schließlich noch eine weitere Einlage des aufstrebenden Gitarristen den Gassenhauer "Kling Klang" der Gruppe Keimzeit neu interpretiert. Heißt es bei Keimzeit: "Good save the Queen", singt er (aus seinem nach außen verborgenem Punkerherz) für alle überraschend lieber: "Good shave the Queen" und meint es ernst.
Herr Krause spricht sichtlich zufrieden um 16 Uhr ein Schlusswort, dann gibt es grüne, braune, feste und flüssige Geschenke. Die Thüringer Allgemeine schickt an diesem Tag einen Journalisten. Interview, Abbau, Schleppinstrumente ins Auto, Weimar wartet mit dem nächsten Konzert am Abend.
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