Verkoste
Rattenhirn oder: Mach’s wie Freddy Mercury, mit mehr Emotion (246)
06. Januar 2012,
Dresden/Chemiefabrik
Zwei Tage nach dem Konzert in der Chemiefabrik Dresden
huscht bisweilen noch ein langsames Lächeln ins Gesicht; Doktor Pichelstein
schlief tags drauf glatte 13 Stunden in den nassen Sonntagnachmittag hinein. Da
waren beide Doctoren längst wieder zuhause, selbst fiese Schneestürme auf dem
Autobahnrückweg wurden kongenial bezwungen, zuvor sogar die Übernachtung in
einer so genannten Musikerwohnung, ab fünf Uhr in unschuldiger Früh, überlebt.
Die Berliner Support-Band hatte sich Stunden zuvor dort bereits eingenistet -
und jedes noch so kleine Zimmer mit sich vollgemacht. Es sind halt die kleinen,
feinen Unzulänglichkeiten, welche konsequent rasch im Tourleben gelöst werden
müssen. Der Gitarrendoktor besorgte sich aus dem Bad Fensterstoff als Zudecke,
Doktor Makarios verschlug es im vollen Ornat in ein doch noch unbelegtes
Etagenbett. Lange Stunden zuvor begann der Freitag im russischen Väterchen
Frost.
Doktor Pichelstein lenkt das Tourauto auf den Parkplatz
vor die Chemo, halb sieben schlägt die Kirchenuhr; wie man es schaffte, während
der gesamten Fahrt MDR Inforadio mehr oder weniger zu lauschen, wird ein ewiges
Rätsel bleiben. Vermutlich verließ sich der eine Doktor auf den anderen,
Antenne Sachsen zu justieren. Denn nichts geht eigentlich über einen Schlager
am Abend wie diesen hier: „Sie hat’s ihrer Freundin erzählt“. Interpret: jener
im Tourtagebuch der Russian Doctors bereits mehrfach ausgezeichnete,
unschlagbare Sänger Frank Ramond (auf der Rückfahrt, Höhe Paunsdorf-Center,
Leipzig, endlich zu Gehör gekommen, vom Donner gerührt, keine Frage). Ute Kiez
schreibt am 27.11.2011 über ihn auf seiner Facebook-Seite: „
Dann endlich, kurz nach Geisterstunde, ist die Bühne
frei. Doktor Pichelstein gibt sich wahrlich Mühe, aus Haufenweise Kabelsalat
mit Pedaldressing eine anständige Beschallung in die Wege zu leiten. Doktor
Makarios huscht schnell zum Tourauto. Wäschewechsel Richtung Schwarzhemd. Keine
Zeit bleibt mehr fürs Setlistenstreuen; das Intro läuft bereits und die
Feldrandmänner geben Schnellgitarrengas. Angelina, Vertreterin der
Chemnitz-Fraktion, ist da leider schon fort. Doch der Zug kommt nicht; am
Dresdener Bahnhof heulen bei Hasenwetter stattdessen Wölfe, was für ein Drama.
„Tut mir leid für Angelina, wir würden auch gern 22:00
Uhr anfangen“, beschreibt sich später die Facebook-Situation trefflich.
Es wird ein Konzert ohne Pause,
also ein gefühlt pausenloses Konzert. Eine ewige Verzahnung großer bis kleiner
Pratajev-Episoden. Der rote Faden drunter wird gewebt mit romantischem Schnaps
an trunkenen Weibern. Mitunter werden
sich gar die Punks im Pulk prügeln, zunächst um sich selbst, dann ums Mikro des
Doktor Pichelstein. Merke: Sternburger kommt vor dem Fall. Oder war es der hohe
Mut? Doch das beinahe erst zum Ende hin. Da sind knapp drei Stunden gespielt,
Pichelsteins Finger waidwund, Doktor Makarios‘ Stimme tönt nur noch wie Radio
Eriwan auf Kurzwelle. Und obwohl gar nicht so viele Schnäpse auf die Bühne
gereicht wurden, besonders kein Rattenhirn, fühlt man sich arg trunken auf dem
Bühnenschiff und trägt Schlotternde Knie.
Der Zugabeblock wird endgültig
zum Pogomoloch; berechtigte Angst hat nur der Tonmischer um die Subwoofer in seinen PA-Boxen, wenn
wieder einer satanisch ins Mikro grölt: „Tote Kotzen öm Wöööönd…“ Doktor Pichelstein
soll in der Folge eine reichlich figurbetonte Selbstgedrehte rauchen, doch er
lehnt dankend ab. Wer weiß, was da drin ist? Dann beruhigt sich der Saal, der
Zeitpunkt für Luft-Feuerzeuge ist eigentlich gekommen: Mit der Romantikballade
„Der Bauch“ befriedet Doktor Makarios schließlich die Seinen vor ihm und weckt
justament verborgene Emotionen damit. Sie kommen in Gestalt eines grauen
Pullovers, eines zarten Brillengewandes, immer näher und sie sagen zu ihm: „Das
war Emotion. Mach’s wie Freddy Mercury, so musst Du immer singen, mit
mehr Emotion, verstehst Du? Emotion!“ Dem ist absolut, an einem Tag wie heute,
rein gar nichts mehr hinzuzufügen.
Das wilde Körnchen (247)
03. Februar 2012, Velten/Mic’s Bar
Draußen klirrt’s Wintermärchen in der Uraufführung 2012; Doktor Makarios kann die damit einhergehenden Temperaturen überhaupt nicht leiden - nahezu frisch bis vulkanig aus mediterranen Eilanden heimgekehrt. Doktor Pichelstein beschwert sich bitterlich über eingefrorene Wischwasserschläuche. Doch immerhin verteilt die Heizung im Bus Liebeserklärungen an seine tourenden Insassen.

Nach Hotelein- und Soundcheck
treffen die Abordnungen von Concordia Teschendorf bis Krumme Rute ein.
Baumfreund Ekmel gab im Vorfeld alles, um die halbe Gegend in die Bar zu
locken, warf sich (der Legende nach) höchst selbst vor in die Ferien fahrende
Anglerautos. Krankenscheine werden telefonisch eingereicht; man hofft umso mehr
auf den Zuspruch bisher nur teilbedarfter Pratajev-Freunde - und braucht in der Pause, nach dem ersten
Konzertblock, nicht lange danach zu suchen.
Im Raucherfoyer hagelt’s erste
Gastkritik: „Nee, die Texte sind mir zu hart“, sagt eine, die es wissen muss.
„Es kommen noch weichere“, entgegnet Makarios dem älteren Semester. Dann ist es
da, das wilde Körnchen, tanzt sich beschwingt heran. „Hart muss es sein!“ ruft
es dem verdutzten Makarios auf dem Rückweg zur Bühne hinterher. Nicht ohne
vorher noch Visitenkarten zu verteilen.
Begann das Konzert aus
aktuellem Anlass mit Pratajevs Lied über die Gefrierkatastrophe von Bolwerkow,
„Als das Eis kam“, geht’s nunmehr weiter mit schlimmen, weichen Tierliedern. Das wilde
Körnchen samt Geburtstagsbelegschaft treibt im Hintergrund dazu ihr Feinwesen.
Vorn stellt Krumme Rute die textsichere Übermacht, Concordia Teschendorf sitzt
derweil im Leder. Baumfreund Ekmel sorgt bis über den letzten Zugabeblock
hinaus dafür, dass die Doctors nicht dürsten. Auf die Bühne gereicht werden in
gehaltvollen Abständen tschechische Süßschnäpse, die genauso aussehen wie ein
brennender Slibowitz. Lecker und klebrig. Doktor Pichelsteins
Plektrums verlieren sich des Öfteren darin.
Dann ist Schluss, aber nicht mit lustig. Körnchen
rückenmassiert Doktor Makarios an der Schnapsbar; der arme Doktor weiß gar
nicht, wie ihm geschieht. Da hilft nur die Flucht nach vorn, ins Foyer der
Raucher. Leckerer, süßer Tschechenschnaps steht bereit. Hinein damit in den
Schlund. Doch weit gefehlt; es ist ein Slibowitz und der Gaumentrog zieht
bittere Falten ins Gesicht. Nun denn, was soll’s. Beim Eishockey würde man
jetzt rufen: Bully Bully Bully, hinein!
Ein Kälteopfer mehr in Europa (248)
04. Februar 2012, Klossa/Dorfkrug
Bereits am frühen Nachmittag
parkt der Bus am Dorfkrug zu Klossa. Ein nahezu heiliger Ort unter Bewohnern
und Radfahrern der Gemarkung Jessen/Elster, nahe Wittenberg. Mit dem Rad kommt
heute allerdings niemand durch; weiterhin bewegen sich die Kältegrade knapp
unter der Diesel-Ausflockgrenze. „Bald werden sie wieder vom Jahrhundertwinter
reden“, sagt ein Doktor dem anderen. „Wie wahr, dabei ist’s doch jedes Jahr
winters dasselbe Spiel.“ „Und erst die
Klimakatastrophe…“ Da ist er schon, Marcus, heutiges Geburtstagskind, somit
Veranstalter eines späterhin mindestens als großartig zu bezeichnenden Abends.
Doktoren werden in den Krugsaal hineingeführt, staunen über die großangelegte
Licht- und Tonanlage zur Beglückung des Publikums. Auch an den
Skatpokalurkunden der letzten drei Jahre verharren sie anerkennend. Inge hat
Kaffee und Bockwürstchen fertig.
Nun befällt einen nicht jeden
Tag ein Déjà-vu. Inge,
Senior-Chefköchin im Dorfkrug (ehedem Messe-Häppchen-Profiteuse in Leipzig, GDR,
brachte somit vielleicht erstmals Kaviar und Aal nach Klossa) mag zwar 10 Jahre
mehr auf dem Buckel haben, als das gestrige Velten-Körnchen. Doch Inge hat’s
ebenso faustdick hinter den Ohren, flirtet mit Doktor Makarios, als gäb’s kein
Morgen. „Ich kann das auch noch mit der Stange, wie diese jungen, nackschen
Dinger heutzutage. Nur würd ich mindestens 500 € nehmen!“ Verblüfft sieht man
sich an, bekommt dafür Klapse auf den Po geschenkt, nun denn. Schnell zu den
Bockwürsten, dann ins Sky-Bundesligazentrum. Gastfreundschaft kennt keine
Grenzen, herrlich.
Ende der 2. Halbzeit steckt Grand Seigneur KuK den
Kopf durch die Tür, immer wieder schön und Hallo, Russ and the Velvets haben’s
Tagesziel dito erreicht. Es wird sechs und sieben, gefühlt könnte es bereits
Mitternacht sein. Doch dafür stehen, bzw. sitzen sie alle noch, die Gäste im
Dorfkrug. Marcus wird von allerlei Händen bedrückt; die Geschenkecke quillt
über. Am Katzentisch, vorne an der Schnapsbar, sitzen auch welche, tippen wir
mal auf Nachbarn. „Die trauen sich nicht rein“, sagt ein Doktor dem anderen,
auf dem Weg zur Feuerschale, der heutigen Rauchstätte, immer bestens besucht.
Möglichst mit der Flasche oder dem Schnapsglas in der dafür vorgesehenen Hand.
Jene Feuerstelle wird gewiss Mitschuld daran tragen, dass Doktor Pichelstein
zwei Tage nach Klossa fiebrig hinüber ist. Nun gut, wer nach einem durchaus
kräftezehrenden Konzert mit schweißnassen Haaren durch Sibirien stakst, sollte
sich darüber nicht wundern. Erst als die ersten, vereisten Haarbüschel beim
Wuseln abbrechen, wird an leichte Kopfbedeckung gedacht. Zu spät, ein
Kälteopfer mehr in Europa: Doktor Pichelstein.
Die Doctors spielen heute Sandwich. Zwischen
Hamburger Blumfeld-Verehrern und jenem Cottbus-Kommando, das es nur einmal
geben kann: Russ and the Velvets. Diese Kombi gab es schon einmal: 2005 in
Großenhain, Open Air. Einst wurden die Velvets, je näher sie sich an den
Zugabeblock heran kämpften, immer nackiger. Heute kleiden Big Boss Russ Rockerstrapse
nebst Heldenröckchen. Alles in allem: Voyeure des Dramas, Adieu Tristesse!
Das alles erst später; Pratajevs Erben spielen auf
und es macht großen Spaß. Der Dorfkrug sitzt bereits nach wenigen Minuten Kopf.
Makarios jongliert mit delikaten Zutaten des pratajevschen Wörterbuches,
Pichelsteins Gitarre wird mit reichlich Bühnenwodka angetrieben; der Lichtmann
am Pult zaubert wie einst Arthur Penn es tat. Dann reicht’s. Raus an die
Schnapsbar, respektive Kälteopfer werden an der Feuerschale. So vergeht sie,
die Nacht zu Klossa an der Schwarzen Elster. Die letzte Band sorgt filigran
dafür, dass alles im Fluss bleibt. Noch zwei bis vier Pfefferminzgetränke in
Grün an der Bar, Doktoren werden hernach mit den Velvets nach Schweinitz, ins „Haus
am Wald“ aufbrechen, um am nächsten Frühstückstag gemeinsam ordentlich Schimpfe
zu bekommen.
„Sie haben geraucht!“
„Wir haben sogar geatmet.“
„Generalreinigung!“
„Wasserleitungen abgestellt.“
„Oder eingefroren.“
„Kann sein.“
„Warst Du auch noch auf dem Klo?“
„Wie sollte ich das mit den Wasserleitungen denn
wissen?“
„Zimmermädchen möchte ich jetzt nicht sein.“
„Nee.“
„Wo ist Schlüssel zwei?“
„Oh, hier, nee, das die Vier“.
„Dann steckt die Zwei in der Vier.“
So geht das eine kurze Weile hin und her. Am Ende sind
die Autoscheiben freigekratzt, der Rücktransfair gen Klossa darf starten. Vielen
Dank, lieber Marcus, großer Abend, großes Fest.
Unterm Kreuz aus Holz (249)
10. Februar 2012, Langendorf/Friedhofsverwaltung
Na,
wer kann schon als reisender Musiker von sich behaupten, jemals in einer
Friedhofsverwaltung aufgespielt zu haben? Weiterhin gar auf den
Geburtstagsfeierlichkeiten eines bestimmt weichen Kissens? Natürlich niemand.
Obwohl das mit der Örtlichkeit, unterm Brennglas betrachtet, nicht so ganz
korrekt ist. Bühne und Partyraum werden alltags weder von Sensenmännern noch
von Gottesackerbuchhaltern bewohnt; eher spielen sich Malgruppen der katzischen
Kita „Mischka“ sowie andere Ortsaktivitäten in die Hände. Aber nun.
„Friedhofsverwaltung“ steht am Eingangsportal und da wollen wir’s nicht
unerwähnt lassen.
Gleich
um die Ecke präsentiert sich berglings eine spätrömische Kirche, in der sich
nicht nur Teile der etwa 570 Einwohner des unteren Greißlautals am WGT die Arme
reichen, nein, auch Ostrock-Duos treten
hier dann und wann in die Fußstapfen von Mönchen und Nonnen. Wobei jetzt sofort
gerufen werden muss: The Russian Doctors sind kein Ostrock-Duo! Und wir wollen auch
nicht sagen, wer eines ist. Denn dann heißt es wieder: Im Tourtagebuch der Doctors
wird über verdiente Musikerpersönlichkeiten gelästert. An wen gedacht werden
dürfte, wird ebenso nicht verraten. Nur noch, dass ein WGT kein
Wave-Gothic-Treffen ist, sondern zumindest in Langendorf immer noch als Kürzel
für den jährlichen Welt-Gebets-Tag der Frauen (jeweils am 1. Freitag im Monat
März) Verwendung findet. Zum Beweis
dafür hängt ein Kreuz aus Holz an der Wand des Partyraumes. Genau darunter,
Heiligenscheine stets tüv-geprüft mit sich führend, schrauben sich die Doktoren
Makarios und Pichelstein den Auftrittsort zurecht.
Die
Fahrt hierher gestaltete sich recht mühsam; ein russisches Hoch schrieb den
Doctors kurz vor Reiseantritt folgendes Fax: „Ihr singt immer noch vom Dichter
Pratajev? Dann spürt am eigenen Leibe, wie kalt es der im Winter hatte. Nämlich
sehr kalt. Und passt beim Rauchen draußen mal auf, dass Doktor Pichelstein diesmal
auch ja eine Mütze auf dem Kopf trägt. Nachts schicke ich Euch mal Minus 23
Grad runter. Maximale Erfolge“. Und so kam es dann auch. Auf dem viel späteren
Weg zur Weißenfelser Pension Liebert (wegen Trauerfall morgen kein Frühstück),
gewahr werdend, beim Blick aufs Außenthermometer. Schockstarre.
Doch
bis dahin vergehen insgesamt sehr lustige, deftige, leckere und feierliche
Stunden, werden die Doctors vom Geburtstagskissen nach der ersten Drittelpause
mit je einem handgefertigten Schlips aus Lurch sowie einem gelben Fettfrosch
beschenkt (dafür sei der Dank unermesslich, bestimmt gibt’s davon viele
Erinnerungsfotos), erklären sich Pratajevs historische Lyriken wie „Der Bauch“
im Einzelunterricht und ganz hervorragend: Ein Kollege Igor Pavlowitschs ist
auch zugegen. Kurzum: Viel hat man sich zu erzählen, darunter mixen sich kalte
Getränke zu warmen Konzertblöcken. Es gibt alles, was das Herz begehrt und
manches, was es lieber nicht gehört hätte. Na gut, wenn im Katzenkita-Umfeld
wider Erwarten die Katze im Lied stranguliert wird… Der Beifall ist stets auf hohem Niveau, ein
Abend, den das Dorf bestimmt noch lange in Erinnerung behält, neigt sich dem
gelungenen Ende. Froh ist man, dass alle beim Abtransport der Bühne zum Bus mit
anfassen und dankbar dem Kissen, der Katja, der Melanie und natürlich darüber,
dass in der Pension Liebert die Heizungen funktionieren. Da sieht man schon mal
über, sagen wir, interessantes Geschmacks-Interieur hinweg. Doch seht selbst:
Zweihundertfünfzig! (250)
23. Februar 2012, Leipzig/Flowerpower
Ein
Hauch Aufregung durchzieht die letzten Tage. Je näher das 250. Konzert der
nachweltlichen Geschichte Pratajevs rückt, umso heftiger sickert’s Adrenalin
bauchabwärts. Als Tags zuvor in der Leipziger Volkszeitung Doktor Pichelsteins
Interview über die intimen Hintergründe des sich anbahnenden Flowerpowerabends
in Bild und Text erscheint, wird’s nicht besser. Leichtsinnig erklärte der
Gitarrenverantwortliche der Doctors dort, dass „meinetwegen 250 Stunden“
gespielt werden könne. Die Folgen blieben nicht aus und sollen an dieser Stelle
keineswegs unerwähnt bleiben. Ja, wie die Zeit vergeht. „Sollen wir vorher
proben?“, fragte ein Doktor vorfeldig den anderen. „Ach wozu“, sagte der. Wie
recht er hatte. Bislang war es zudem so, dass es Pratajevs Lyriken beinahe
ausschließlich via Soundcheck schafften, ins Liveprogramm zu gelangen. Manche
wurden darüber hinaus gar völlig vergessen. Nur beinharte, doctoreske
Konzerthistoriker werden sich diesbezüglich noch an frühe Stücke wie „Im
Mondlicht die Pappel zittert“, „Die Wumme“, „Kamm aus Horn“ oder „Der Rumpf“
erinnern.
Vorboten
des Frühlings lassen die Sonne tief ins Gemüt scheinen, gut so. Auch der
Parkplatz vorm Leipziger Flowerpower wird zum Geschenk. Dann mal alles rasch
hinein, die Bühne aufgebaut, das Bagel-Catering verdrückt – mit fettigen
Fingern davon gleich die ersten Gäste begrüßen. Chemnitz-Stadt ist schon da;
Karl-Marx-Land folgt später und Gurt Kaktus, nebst sehr junger ex-Praktikantin,
beleuchtet das Sein mit sich und einer neuen Schnapsschwarzmarktblüte namens
„Prumskis Beschleuniger“. In der Drittelpause wird’s eine Pratajev-Tombola
geben; unglaublich, was der Herr Kaktus dafür alles aus seiner Plastetasche
zaubert. Selbst ein Buch aus der Bibliothek Anatoli Prumskis befindet sich
darunter, versehen mit einem Echtheitszertifikat von Prof. Igor Bulgatschow II
sen. Die Uhr schlägt 21 Uhr; das Flowerpower wird zum Füllhorn, an der
Schnapsbar machen sie sich Sorgen: Kein Durchkommen mehr ab 21:30 Uhr. Wenn
doch bloß endlich mal jemand die Kneipenrohrpost erfinden würde. Euros in die
Schatulle, Getränk feuert zurück. Dann feuert die ankommende Berlin-Sektion.
Vertreter
des modernen Pratajevforscherflügels, in Persona: Winogradow, Eademakow nebst
Damengeleit, rumpfgehüllt in rotes Shirtzwirn, darauf gedruckt: schwarzes
Kyrillisch zur Feier des 250. Konzerttages, wie der frohgemuten Ankündigung
nach der 2. Drittelpause gar selbst die Pratajevbühne entern zu wollen. Und
zwar mit der Darbietung eines Stückes der Gypsy-Punk-Band Gogol Bordello, von
dem im weiteren Verlauf der Pratajev-Forschung noch die Rede sein wird. Eine
Botschaft also schöner als die andere. Das verehrte Volk um Goethes Erbsen
weiht dem Tag gar eine Bildung, schwarze Farbe auf Stoff, Pratajev im Kreis der
Doctors. DAS Relikt fürs Dichtermuseum, von dem ja immer mal wieder die Rede
ist. Eine dreiviertelkomplette Bürogemeinschaft ergattert den letzten
freigehaltenen Platz: Betriebsausflug am Donnerstag! Freitage werden
überbewertet! Das denkt sich seit Jahren ebenso jener Sizilianer mit
bayerischem Dialekt, der fortan mit einer Vertreterin aus Chemnitz-Stadt in
Kommunikation gerät. Psychologen, Vertreter der Universität Leipzig, lange nicht/eben
erst/nie gesehene Menschen drängen sich vor die Bühne. "Irgendwo im Volk
muss mein Doktor sein", denkt der eine Erbe Pratajevs über den anderen.
„Vorsicht, Vorsicht“, brüllt Chefkellner Strobi mit dem vollsten
Getränketablett in Händen, was je eine Flowerpowertheke verließ…
Viele
dieser großen, kleinen Geschehnisse im Konzertheißlauf gibt es weiterhin zu
berichten; die Zeit rinnt dabei selbst beim Beschreiben von der Uhr - wie’s
Flüsschen zum Bache schwillt. Allen sei an dieser Stelle ausdrücklich, herzlich,
russisch, drückend, händeringend, bruder- und schwesterküssend gedankt! Und wer
nicht da war, wer das 250. Konzert der Russian Doctors im Flowerpower
tatsächlich verpasste, nun ja, der muss vom Hörensagen leben. Aber das kann
auch nicht schaden, denn die nächsten Konzerte kommen ganz gewiss. Wiegt Eure
Rümpfe dazu! Statt weiterer Berichterstattung, nunmehr Eindrücke, gefangen
genommen von Branislav Malymozek, dessen Leitsätze fürs neue Jahr hier gerne
wiedergegeben wird:
Neues
Jahr
Wunderbar
Das
alte weggesoffen
Das
neue lässt uns hoffen
Auf
guten Schnaps und schöne Frauen
Auf
was zum Rauchen, was zum Kauen
Und
Freunde, die mit dir was singen
So
wird das neue Jahr gelingen
Die Bierstuben sind noch fern (251)
25. Februar 2012, Wittenberg/Irish Harp
Pub
War
es ein feiger Anschlag fundamentalistischer Fastenfreunde im Rom der Evangelen,
der Lutherstadt Wittenberg? Nur durch beherztes Herbeirufen eines fachkundigen
Elektrikers zur schönsten Bundesliga-TV-Zeit bewahrt Chefwirt Benni Bang das
Irish Harp, nach einem Kabelbruzzler im Verteilerkasten, vor ewiger Dunkelheit
und Verdammnis. Aufatmen allerorten, als Pratajevs Erben vorm ersten Guinness
an der Schnapsbar stehen. Die ruhmreichen Folgen des vorausgegangenen, 250.
Konzertes sind ad absurdum geführt. Lange wurde geschlafen, gleichwohl lange
dauerte es auch, bis der Promillepegel aller Beteiligten wieder gen Null
tendierte. Nun kann nichts mehr schiefgehen: Auto entladen, Bühne, frische
Monitorboxen bewundern, zweite Runde Guinness bestellen. Dann vielleicht ein
Kilkenny. Man muss im Grunde gar nichts bestellen - steht einfach schon da. Herrlich, wenn einem
die Wünsche von den Lippen abgelesen werden. Wenn die harte Wirtin lächelt. Hunger?
Immer! Den Wanderern werden Speisen gereicht. Ewig soll das so anhalten, na
zumindest bei Konzerten im heiligen Geiste und Sinne Pratajevs. Wollen mal
schauen, ob selbst in der fastenzeitlichen
Im Fahrradladen gegenüber (252)
17.März 2012, Leipzig/Dr. Seltsam
Hinlänglich bekannt dürfte es sein, dass die
mittelbare Konfrontation in Sachen Leipziger Buchmesse der unmittelbaren (Messegelände,
Rudelbildung, Jahrmarkt der Eitelkeiten uvm) immer vorzuziehen ist. Nicht nur
Sozialphobiker schwärmen deshalb mittelbar von einem Setting namens „Leipzig
Liest“; verteilt auf die gesamte Heldenstadt lesen sich Autoren darin Wölfe.
Die Orte dafür sind einmal interessant (Buchhandlungen, Uni-Hörsaal der Rechtsmedizin),
nett (Kneipen), verwegen (Hinterstübchen) und anderweitig seltsam. Pratajevs
Erben buchte man, mitsamt der Punchliner-Leseshow, ins Verlagshaus PaperOne. Es
radelt der Doktor Makarios hin, Doktor Pichelstein nutzt widerwillig den
öffentlichen Nahverkehr. Widerwillig deshalb, weil Leipzigs Busse und Bahnen,
vor allem in der Wochenendzeit ab 18 Uhr, auf den Magistralen elendig überfüllt
sind. Zu geht’s wie vorm Spätverkauf, Schweiß und Siechtum beflügeln die
Luftfeuchte. Was man nicht alles auf sich nimmt, damit das Auto zuhause bleiben
darf. Man spielt total unplugged und dafür braucht es kein schweres
Bühnengerät.
Die PaperOne-Belegschaft rechnet mit 20 zahlenden
Gästen. Nun ja, unbekannterweise. Denn hinter einer „Punchliner-Show“ stecken
schon die literarischen Slam-Hochkaräter Micha-El Goehre, Marian Heuser, Björn Högsdal,
Andreas Weber, Torsten Wolff und Axel Klingenberg. Was tun? Rübergehen, ins Dr.
Seltsam. Ein Mix aus Fahrradladen und Kneipe. Die Merseburger Straße weiß immer
Lösungen. Vielleicht hätte man sogar ins Noch Besser Leben umziehen sollen,
denn auch das Seltsam platzt bald aus allen Nähten. So hockt Doktor Pichelstein
gitarrestimmend hinterm DJ-Pult, sitzt Doktor Makarios auf einem
Puppenhaus-Gitarrenverstärker. Die Stimmung ist prächtig und Stimme gewinnt.
Die Russian Doctors eröffnen mit „Da hält der Wind den Atem an“.
Die geneigten Slam-Kollegen sind bester Laune; da kein Platz mehr für den obligatorischen Buchstand ist, verdingt sich Verleger Andreas Reiffer, naturgemäß dito für die Pratajev-Bibliothek zuständig, als Autoherausverkäufer auf dem Straßenkopfstein. Es klirren die Flaschen, es tanzen die Gläser. Drinnen wie draußen nehmen Schnapslaunen Gestalt an. Intermittierend greifen die Doctors ein, Stichworte aus Vorträgen aufschnappend, Pratajevs Texte ins Dr. Seltsam hinein schmetternd. Gemeinhin ein seltsam schöner Abend, Schlusssirene: Jeder Schluck ist ein guter Schluck. Und jeder Weg in die nächste Kneipe, ins NBL, ein kurzer Weg. Gerne wäre man noch hinausgegangen, um den Punchliner-Tross zu verabschieden, doch der eisgekühlte Becherovka glänzte einfach zu sehr. Deshalb an dieser Stelle, nachholend erwähnt: Gute Heimreise!
Auf die Familie! (253)
12.Mai 2012, Leipzig/Russischer Abend
im PaperOne

Die Feinheiten der russischen Vulgärsprache kommen zum
Tragen, Pratajev wusste einst gar die Grobheiten zu schätzen. Zwischendurch
wird, versehen mit einem Glas Wodka, das Tal der Eisheiligen betreten, einem
Trinkspruch auf die Familie im Großen, dann im Ganzen folgend. Während der
Fußballclub Bayern München das erste Triple der Vereinsgeschichte anstrebt.
Vize-Meister, Vize-Pokalsieger usw.
Der letzten Runde folgt ein logischer Gang nach schräg
gegenüber, ins Noch Besser Leben. Das hat man sich verdient - und in ein paar
Tagen geht’s nach Berlin, aufs Schiff. Großes Festival auf der Spree!
Verdorbene Jugendliche (254)
17.Mai 2012, Berlin/Jugendschiff
Rimili
Überm Fluss, im Sanierungsgebiet Treptow-Niederschöneweide, kreisen
die Reiher. Forscherfreund Eademakow versucht sich als Tierfilmer der grzimekschen vs. tembrockschen Schule; kaum mag es
gelingen, die von Anglern und Fischteichfreunden gefürchteten Könige der
Berliner Spreelüfte in die Digitalisierung zu zwingen. Allenthalben fragt man
sich, worauf es denn stets hungrige Reiher überm Spreeabschnitt Hasselwerder
Park abgesehen haben könnten? Aufgrund der offensichtlichen, eher ins
Grünlich-Trübe spielenden Wasserqualitäten folgern die Fischexperten Doktor
Makarios und Doktor Pichelstein nur eines: Die wollen an den Karpfen. Der
Karpfen ist schließlich ein Sumpffisch; mitunter wird er nicht umsonst das Mastschwein unter den Flussbewohnern
genannt.

Ein
Sommermärchen (255)
09.Juni
2012, Jena/JG Stadtmitte
Schwer vom Fado gezeichnet gleitet das
Tourauto, mehr langsam als schnell, gen Jena. „Mein Doktor, es ist alles so
furchtbar“, sagt einer zum anderen. „Heute gucken alle Fußball, da kommt bestimmt
kein Mensch“. Andächtige Pause, sogar das Radio schweigt. „Jaja, na mal
schauen“. Selbst die Zebrastreifen werden, wie im Süden Europas üblich, als
Empfehlung gesehen; Doktor Pichelstein denkt an den gerade erst vergangenen
Urlaub, an Portugal und die Fußgängerinnen schimpfen wie deutsche
Fußgängerinnen mittleren Alters halt schimpfen, wenn sie nicht zu ihrem
Verkehrsrecht kommen. Aber das Motto des Tages, des Jahres, des Lebens lautet
nun einmal: „Verzweifelt, wenn da nur Unrecht ist und keine Empörung“. Das
Unrecht heißt Deutschland. Die Empörung darüber ergibt sich so von selbst.
Bleiben Sie bitte eine Weile in Portugal, genießen Sie das Land und was
erwartet einen zurück in Deutschland? Genau, schimpfende Fußgängerinnen
mittleren Alters. Überteuerte Zigaretten, schwarz-rot-goldene Hobbyhorden,
Pommes mit Majo, all das.
Und Lothar, den Pfarrer der Jungen
Gemeinde Jena-Stadtmitte. Ein erster Lichtblick streift die Doctors. Ein Quell
voller Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Lothar ahnt den Fado der Doctors. „Da
stimmt was nicht, die schauen so traurig“, mag er denken. Ein Plenum wird
einberufen, die Frau- und Mannschaft der JG abendlich angeheizt, feurige Brände
kreisen und langsam lächelt Doktor Makarios. Lächelt auch Doktor Pichelstein.
Obschon ihm eine portugiesische Doradengräte seit Tagen im Zahnfleisch steckt.
Ein Umstand, gefüllt mit Schmerzmitteln. Nein, zum Zahnarzt will er nicht. Noch
nicht. Aus den Boxen erklingt André Heller; ein trauriges Lied, was der Lothar
da auflegt. Da ist er wieder, der Fado. Noch einen Trank, dann einen Trunk. Vor
den Toren der JG läuft das Public Viewing der Europameisterschaft. Erstes
Spiel. Deutschland gegen? Natürlich gegen Portugal.
Der Soundcheck ist schnell erledigt; im
Schankraum wartet französisches Huhn an Kartoffeln, Erbsmöhrenbrei. Dazu wird
Weißwein serviert. Herrlich. Immer näher rückt Portugal, das jüngst verlorene
Paradies. Das jüngst für kurze, na gut, für etwas längere Zeit, verlassene
Stück Himmel auf Erden. Meine Güte, was für ein Mahl. Und was geschieht
mittlerweile draußen? Die ersten sehr bekannten Gesichter tauchen auf. Da ist
der Eddi vom Majorlabel, die Anne, da sind auch noch Jahn & Marczinke und
die treten jetzt auf. Zu Hofe füllt es sich. Immer mehr Menschen folgen dem
Motto des Tages. Unrecht und Empörung wachsen; die Sonne geht darüber unter,
der freie Himmel indessen weint überhaupt nicht.

Lieber Lothar, liebe Menschen der
Jungen Gemeinde Jena. Das war wahrlich ein Fest. Ihr habt zwei kleine Doktoren
sehr glücklich gemacht. Das Leben ist halt manchmal ein Sommermärchen.
Wenn
Pratajevs Medizinische Schriften wahr werden (256)
23.Juni
2012, Elbhangfest Dresden/Alte Feuerwache
Gemächlich holpert und pirscht sich das
Tourauto zur Villa Ulenburg; gesucht wird ein Weißer Hirsch, gefunden eine
schicke Pension mit Blick mindestens bis ins Riesengebirge. Blauer Himmel, 30
Grad, die Sonne gibt sich finaltauglich. Das nächste Ziel heißt Loschwitz, Alte
Feuerwache. Gewöhnliche Fragen wie: Kann man den 2011er Auftritt hier
eigentlich noch toppen?, die stellen sich nicht. Geruhsamkeit gewinnt und alles
wird sich richten. „Das ewig Weibliche zieht uns zum Hang“, lautet das Motto
des 22. Elbhangfestes So soll es sein.
Doktor Pichelstein richtet die Bühne
her, Pratajev-
Forscherin „me…“ Sonnemachtalbern gibt sich die Ehre und
überreicht den Erben Pratajevs einen Fund von unschätzbaren Werten:
Miloproschenskojer Seife, zurückzuführen auf Pratajevs Gefolge, hergestellt
u.a. aus Katzeschinskis Schlachtkatzen. Eine Sensation. Und obwohl besagte
Seife ein halbes Jahrhundert in staubigen Ecken verbrachte, verströmt sie
bisweilen noch wohlfeines Odeur. Andächtig streichelt man über den Fund,
bestellt neue Getränke und trinkt sie andächtig weg. Ja, das passt, denn dem
zum Gegenteile füllt sich das Rund der Feuerwache. Ein großes Hallo allerorten;
tapfer lächelt auch Doktor Makarios, dann ruft er zum
Aufschwung. Das Intro läuft, die Feldmänner starten, das Konzert nimmt Fahrt auf - ach wie herrlich dieser Tag doch ist. Warum auch immer dreht Doktor Pichelstein die Schnelligkeit der Pratajevweisen mal in die eine, dann in die andere Richtung, spielt die Toten Katzen in den Russen-Reggae, die Harte Wirtin erreicht dagegen schwindelerregende Beats/Minute, um schlussendlich als Schwanenseeballade im Schnapsteich trunkener Gefühle zu ersaufen. Die Stimme des Doktor Makarios, angesteckt ob solcher Abgründe, schwebt erhobenen Basshauptes drüber hinweg.

Aufschwung. Das Intro läuft, die Feldmänner starten, das Konzert nimmt Fahrt auf - ach wie herrlich dieser Tag doch ist. Warum auch immer dreht Doktor Pichelstein die Schnelligkeit der Pratajevweisen mal in die eine, dann in die andere Richtung, spielt die Toten Katzen in den Russen-Reggae, die Harte Wirtin erreicht dagegen schwindelerregende Beats/Minute, um schlussendlich als Schwanenseeballade im Schnapsteich trunkener Gefühle zu ersaufen. Die Stimme des Doktor Makarios, angesteckt ob solcher Abgründe, schwebt erhobenen Basshauptes drüber hinweg.
Bis in die Zugaben geht das so, bis der
Abend gelebt, überlebt, geliebt und gelungen ist. Morgen, am Sonntagnachmittag,
wird Doktor Pichelstein ein Russian-Doctor-Solokonzert geben. Bang ist ihm
nicht, froh ist er, dass es dem Sangesdoktor heute gut geht. Man liegt sich in
den Armen und das wird immer so sein.
The
Russian Doctor (257)
24.Juni
2012, Elbhangfest Dresden/Grottenwirtschaft
Am folgenden Tag auf dem 22.
Elbhangfest. Doktor Pichelstein verabschiedet seinen Sangesdoktor gen
heimatlicher Genesung; Hendrik an der Grottenwirtschaft freut sich übers ganze
Gesicht - ein ewiger Held des Kümmerns,
stets mit allem zur Stelle, was gewünscht wird, sei es ein Barhocker oder ein
kühles, sächsisches Bier. Im Soundcheck steckt gerechter Folk. Dann sitzen
alle, Doktor Pichelstein beklebt wunde Gitarrenfinger mit Pflasterstreifen,
versorgt aufgeschürftes Blasengewese mit Froschbuttertinktur und fragt sich
insgeheim: Was war denn gestern schon wieder los? Seltsam, da nimmt man sich
vor, wenigstens einmal im Leben eines russischen Doktors die Erlenholzgitarre
sanft zu behandeln. Und nach zwei bis drei Stunden des Konzertierens ist alles
ad absurdum geführt. Deshalb die Idee mit dem Barhocker. Außerdem plakatiert
Dresdens Hochkultur gerade allerorten fürs baldige Reinhard Mey-Konzert. Der
Kollege Mey sitzt meist auch immer; nie sah man ihn nach einem Auftritt
blutend. Oder sich gar handkosmetisch verarzten lassend. Aber gut -
Liedermacher spielen gemeinhin selten Schlagzeug mit oder besser: auf ihren
Gitarren.
Die Pratajev-Freunde Großenhain,
nachwuchs- wie zahlreich erschienen, bieten heute echte Kinderarbeit am
Merchstand feil. In Großenhain ist das noch erlaubt – aber nur, wenn dadurch
gewonnene Erlöse ins Karussellfahren reinvestiert werden. Anwesende Vertreter
aus Karl-Marx-Stadt mögen dem zustimmen. Ob die Schwarzbrennerei Kaktus, heute
vertreten durch den Geschäftsinhaber Gurt Kaktus Senior, bei der Herstellung
des neusten Buschschnapses unter dem Etikett „The Flying Helga“ ebenfalls auf
zarte Kinderhände (Früchte von hohen Bäumen pflücken, fußstampfen,
Schnapsfassreinigen etc.) zurückgreift, bleibt ein Geheimnis. Sicher ist nur,
dass ein Buschschnaps keineswegs an herkömmliche Gartengebüsche gemahnt, sondern
eher an einen Akt, wie wir ihn täglich an quirligen FKK-Stränden erleben.
Warum? Weil wieder mal die Rasierer alle waren oder die zumeist betagten
Buschträgerinnen eben überzeugte Buschträgerinnen sind. Da hat ja keiner was
dagegen.
Nun, am Ende des Folkbeitrages stöpselt
sich Doktor Pichelstein in die Anlage zur Beschallung des Elbhangpublikums ein.
Was wird gespielt, gesungen zugleich? Alles, was auf die Kürze der Vorbereitung
zu finden war. Pratajevs Werke, im Liederbuch der Russian Doctors beschrieben,
fein durcheinander gewürfelt. Mit einigen selten bis gar nie live gespielten
Titeln. Oder haben die Russian Doctors jemals den Modern Doctors-Heimlichhit
„Auf dem Kannapee ein girl“ zu Gehör gebracht? Wie lange mag es her sein, dass
„Ich könnte ja (Doch ich will es nicht)“ aufgeführt wurde? „Der edle Mann“?
„Die Geburt“? Von völlig neuen Schätzen aus den vertonten Forschungsarchiven
einmal angesehen: „Schau mich nicht so an (Du weißt, ich bin besoffen)“ usw.
Die Sonne scheint mitunter heftig; kaum
lässt sich die Gitarre ob des Lichteinfalls stimmlich, stetig in Form halten.
Der Wind verweht manchen Text und doch ist der Nachmittag gelungen, sind knapp
zwei Stunden solo ins Elbeland geflossen. Jetzt ein sehr kühles Bier. Tja,
kommt so schnell nicht wieder, der eine Russian Doc live, dafür aber - und so
muss es sein: Der Ruf mit dem unnachahmlichen Titel: „Und hier sind sie, THE
RUSSIAN DOCTORS!“
An
der Molli (258)
07.Septemer
2012, Bad Doberan/Moritz-Pub
Na, das wurde aber auch Zeit. Die
längste Konzertpause in der ewigen Historie der Russian Doctors steht vorm
Ende. Doc Makarios ist wieder auf den Beinen, Doc Pichelstein dennoch mal
wieder grün im Gesicht. Die vorwöchentliche Kombination aus täglichem
Broterwerb, gepaart mit nächtlicher Studioarbeit führt insgesamt zu einem
Zustand körperlicher Intoleranz und Verweigerung. Ständig will der
Gitarrendoktor schlafen und darf es nicht. Nirgends. Wenn doch, dann höchst
wenig und wie die Tourerfahrung lehrt, wird sich das in den nächsten beiden
Tagen nicht sonderlich anders anfühlen. Sei’s drum. Das Tourauto fährt durch
alle Wetter Richtung Ostsee. Eben noch schien die Sonne, ermüdete Navigator Makarios,
schon prasselt der Regen. „Mein Doktor, es regnet“, kommt es schlaftrunken vom
Beifahrersitz. „Schon eine ganze Weile“, beklagt Pichelstein den
Scheibenwischerschnelleinsatz. Kaffee muss her, viel davon, Stunden später wird
bereits die Ostsee vor Heiligendamm abgeschritten. Genau hier wurde die
Arcane-Story im letzten Jahr gedreht. Worte, welche die Sonne hervorlocken,
denn ab sofort ist wieder Sommer.
Während am Tisch 9 der Stadtpension,
mittlerweile in Bad Doberan angekommen, Pizzateller geleert werden, zieht es
Wirt Gunnar auf einen Kurztrip nach Warnemünde. Freund Leiche, telefonisch
erweckbar, vermittelte vorab den letzten Top-Rettungs-Deal des Tages, denn
irgendwie fehlte die Anlage zur Beschallung des Publikums. In Tagen der
Vielbeschäftigung klappt nicht jede Kommunikation, Gunnar sei Dank, Du bist ein
Held. Unplugged spielen ist nämlich ganz schön anstrengend.
Und ja, die Mühe, die Wege lohnen sich.
Ein letztes Mal für heute schnaubt die Molli-Bahn aus Kühlungsborn am
Moritz-Pub vorbei; nachdem sie vor einer Weile bereits einen 75jährigen Rentner
mit Vollbremsung vom Rad holte, wies sie gerechterweise zuletzt ein
Touristenauto in die Schranken. Stahlkolosse mit viel Dampf drin haben eben
Vorfahrt. Da denkt man, aha, statistisch betrachtet kann nicht mehr viel Elend
kommen an einem 07. September. Doch weit gefehlt. Am Stadtrand von Bad Doberan
ist nämlich Dorffest. Doch das mag noch nicht alles sein.
Die Bühne wird angerichtet; man
schraubt sich durchs gelieferte Equipment, der Rostocker Fanclub hat längst die
Vodkavorräte streng ins Visier genommen. Der Pub füllt sich; passend zum Ende
des Soundchecks sacken beide Doktoren erschöpft in weiche Schnapsbarpolster.
Die Rostocker füllen sich bisweilen auch, einer ganz besonders, mit langsamen Lächeln
im Gesicht. Heißt: Die Vorfreude erreicht ihren Siedepunkt. Dann mal los, das
Schnapsglas geleert, die Gitarre geschultert.
Und wieder ein Ach, wieder ein „Das
wurde aber auch Zeit“; Doktor Pichelsteins Trägheit schwindet mit jedem Lied,
Doktor Makarios verleiht sich tiefstimmig die Goldene Peitsche von Bad Doberan.
Das Publikum ist verzückt, anders kann man es nicht beschreiben. Der Rostocker
Block erweist sich als äußerst textsicher; selbst in der schwedischen Ecke wird
mitgesummt. Pratajevs Periodikum in Text und Musik füllt den Raum mit
Feuerwasser. Nach dem Powerbreak (wie die Webepausen im Eishockey heißen)
geht’s gleich weiter; taufrische Neustücke und Wiederentdeckungen der nächsten
Platte gelangen zur Aufführung. Schnapsbar III, dann Zugabe, immer schneller
und weiter. Jetzt bleiben wir mal stehen, denn draußen, auf der Verkehrsinsel
liegt einer der Rostocker Vodkafreunde. Die SMH blinkt neben ihm; weder der
Notarzt noch sein Rettungssanitäter lassen von dem jungen Mann ab. Die
Wiederherausgabe, auch gegen Pfand, wird streng abgelehnt. Nun, hoffen wir mal,
dass späterhin alles gut ausging. So wie’s Konzert, das erste nach langer
Pause. Gunnar schenkt Doctoren-Gläser voll, die Erben Pratajevs verneigen sich
vorm Wirt und sagen Dank. Bis Morgen, zum Frühstück.
Die
vergessene Überschrift (259)
08.Septemer
2012, Schwerin/Stadtkrug

Der Morgen danach: Frühaufsteher
Makarios samt Herbergsgasfrau rätseln draußen, an rauchfrischer Luft lange,
wann Doktor Pichelstein aus verdienten Tiefschlafphasen gerissen werden möchte.
Gar nicht. Aber auf Tour funktionieren Musiker ja auch ein bisschen wie alte
Ehepaare, nicht selten schlafen sie sogar in Ehebetten. Kurz gesagt: ein
zackiges „Mein Doktor, Frühstück!“ löst die Gemengelage ab 11 Uhr schmeichelhaft.
Besagtes Mahl wird gegenüber vom
Moritz-Pub eingenommen; es besteht in erster Linie aus einem Monsterteller mit
Rührei drauf. Zunächst wird geschlungen, dann gepustet, stellt sich der Gedanke
ein, dass man heute nie wieder zur Nahrungsaufnahme bereit sein wird, all die
leckeren Räucherfische verschont bleiben müssen. Viel später, beim ersten
touristischen Zwischenstopp in Kühlungsborn, geht immerhin noch ein Stück
Bienenstich hinein. Doch zunächst folgt der Abschied aus Bad Doberan, wird der
Gunnar geherzt. „Was für ein Lieber“, schwelgt Makarios zum Pichelstein im Auto
bei Tempo 20. An der Küste sind es weder Landmaschinen noch Protestmärsche, die
den Verkehrsfluss lähmen. Nein, es sind überwiegend Senioren-Radrennen
unterwegs. Sechzigplus auf Rennrädern mit Apotheken-Begleitfahrzeug samt
Polizeieskorte. Amüsiert darüber folgen die Docs den Hechlern bis zur nächsten
Attraktion. Nahe des Deutsches Hauses einer
Durchfahrtsstadt schwenkt ein mongoloider Mann seine Landesfarben und begrüßt
die einfahrenden Autos via Hitlergruß. Soll man schockiert sein? Natürlich
nicht, der Mann wurde gewiss instrumentalisiert. Werbung fürs Deutsche Haus
vielleicht. Man möchte ihm aus Mitleid einen Teller kalte Suppe kredenzen.
Weiter geht’s.
Genauer: zum Aufstieg des Leuchtturms
von Bastorf. Herrliche Aussicht bis hin zum Ostsee-Windpark. Wie gut, dass
Schwindelfreiheit vorherrscht und schade, dass noch niemand das Buch „Die
Einsamkeit des Leuchtturmwärters“ geschrieben hat. Am späten Nachmittag
erreicht man, erneut durch alle Wetter, die Landeshauptstadt Schwerin, träumt
von einem Platz am See, findet ihn nicht, es gibt einfach keinen Zugang. Den
Beschilderungen nach besteht Schwerins Speckgürtel zum großen Teil aus Kliniken
aller Art. Irgendeiner wird letztlich im Schritttempo gefolgt, schon gibt’s
einen ruhenden Ausblick samt Kaffee. Linke Tischnachbarinnen: Gespräche über
Männer, die am frühen Samstagmorgen Dachrinnen reparieren, rechte
Tischnachbarn: Thor-Steiner-Fraktion. Heile Welt beim Entenfüttern.
Die neue Schweriner Spielstätte der
Russian Doctors ist der Stadtkrug, ein ehemaliges Brauhaus, gleich um die Ecke
vom Schnitzelparadies Zeppelin. Imposant! Vermutlich 300 Sitzplätze im Ganzen.
Beim ersten Durchschreiten wird der Lange glatt übersehen, der doktoreske
Technikmann von Himmels Gnaden. Hat die Bühne bereits aufgebaut, hervorragend.
Direkt in Thekennähe. Nichts kann besser sein, als das. Schon folgt ein
leckerer Schnitzelteller dem anderen, fließen Kaltgetränke aus den Zapfhähnen,
obsiegt die Lust am Ruhen. Doch das geht ja nicht. Viel zu hastig schleppt
Doktor Pichelstein das Equipment in Position. Wie ein
Seniorenradhechler sinkt er schlussendlich auf dem nächstbesten Barhocker nieder, bekommt von der Wirtin einen Kräuterschnaps zur Stärkung gereicht. Doping ist erlaubt, erst recht im Musikbereich. Ein kurzer Soundcheck lüftet die Gemüter, wollen mal schauen, ob’s denn auch voll wird heute.
Seniorenradhechler sinkt er schlussendlich auf dem nächstbesten Barhocker nieder, bekommt von der Wirtin einen Kräuterschnaps zur Stärkung gereicht. Doping ist erlaubt, erst recht im Musikbereich. Ein kurzer Soundcheck lüftet die Gemüter, wollen mal schauen, ob’s denn auch voll wird heute.
Wird es. Die neue Heimstatt der Doctors
ist geboren. Das Konzert kennt keine Ufer, die Pause ist ein Segen, vorm
Stadtkrug fragt Doktor Pichelstein in die weite Runde, wie man die Überschrift
des Tourtagebuches heute benennen soll. Mannigfaltige, renommierte, sehr
passende Antworten sind die Folge. Keine konnte überliefert werden. Stattdessen
werden kleinere Rekorde im Hochgeschwindigkeitsspielen auf der Gitarre
gebrochen. Bis die Leibchen beider Doktoren klatschnass, im letzten
Zugabewunschblock, um sofortigen Auszug bitten. Und ja, „Wiege Deinen Rumpf“
kommt auf die nächste Platte. Schon jetzt sollten sich einzelne, künftige
Besuchergruppen um eine entsprechende Choreographie bemühen. Das wäre natürlich
herzallerliebst.
Der
bebrochene Doktor (260)
11.
Oktober 2012, Chemnitz/Flowerpower
Du liebe Güte.
Leipzigs größte kommunale Unternehmen, Stadtwerke wie Verkehrsbetriebe,
plakatieren: „Sorry, Dresden. Schade, Chemnitz“. Denn nur der hehre Leipziger
vermag es, in Besitz einer so genannten „Immer.Besser.Leipziger-Vorteilskarte“
zu gelangen. Er hat dafür ein Abo abzuschließen. Dafür bekommt er Service und
Rabatte. Im Kletterwald, Vergnügungspark, bei Karstadt. Also überall dort,
wohin man so geht, wenn man es ausdrücklich muss, die Auswüchse urbaner
Misanthropie noch in den Kinderschuhen stecken. Eigentlich könnte es, um nur
die LVB beim Namen zu nennen, heißen: „Sorry - der Fahrkartenautomat nimmt nur
passend“. Oder: „Schade - der Fahrkartenautomat ist hübsch anzusehen, funktionieren
wird er nicht“. Warum die Straßenbahnen hierzulande nur „gelbe
Schneckenschubsen“ genannt werden, lässt sich zudem erahnen und Doktor Makarios
belehrt seinen Gitarrendoktor mit folgender GDR-Weisheit: „LVB und Post saufen
wo’s nichts kost“.
Im Chemnitzer
Flowerpower gibt’s erst mal ein Conrad-Hoffmann-Gedächtnis-Schnitzel. Es
überragt den Tellerrand, überdeckt Gemüse wie Kartoffeln. Noch sind die
Kellnerinnen wieselflink. Noch, denn im Verlauf des 260. Konzertes der Russian
Doctors wird ihnen bereits in wenigen Stündchen die Puste ausgehen, böse Zungen
werden gar am Folgetag behaupten, es habe ihnen jemand Valium (statt
Antriebspulverisierung) ins Glas getan. Dann steht er plötzlich da. Wie aus dem
Nichts. Pratajev-Film-Darsteller Andreas Krause. Aus dem Schweizer Exil
angereist; mit ihm füllt sich wenig später das Rund aus lieben Menschen aller
Himmelsrichtungen. Erstmals, und das ist wahrlich eine Premiere, gibt’s
Subway-Uwe an diesem Ort zu erleben. Allerdings ohne Knoblauchschnapsbewaffnung.
Wer weiß, was unter solch ergänzend konsumierten Einflüssen weiterhin geschehen
wäre. Denn was die Überschrift dieses Tourbuches hergibt, wird sich kurz nach
Konzertende tatsächlich abspielen: Ein Doktor wird bebrochen werden. Draußen
vor der Tür. Harmlos wollte er, Doktor Pichelstein, Nachtluft in sich
aufsaugen, wenig später wird ihn ein am Boden liegender Gast bebrechen. Gut
nur, dass der Schnaps den armen Brecher tieferlegte. So wurden lediglich untere
Hosenbeinpartien in Mitleidenschaft gezogen. Blöd letztlich aber auch, dass
keine Frauen am Fluss sich der Misere, aus bekannten, pratajevschen Gründen,
annehmen konnten.
Zuweilen am
Merchstand: Russian Doctors meets Geocaching. Eine allerliebste Vertreterin der
"Feldrandsteher" samt "Team Kimo" verblüfft Makarios und
Pichelstein mit einem ausgefallenen Vortrag. Es gibt eben nichts, was es nicht
gibt. Schön ist’s zudem, sich (vor allem im Privaten) derweil einen passenden,
pratajevschen Namen zu verleihen. Dann darf sie starten, die Kulturdarbietung.
In Chemnitz. „Sorry, schade Leipzig“ ruft der innere Kreml-Parteitag reich an
Flüssignahrung und Adrenalin. Noch wenige Male wird das seit 2010 ins Publikum
gespeiste Intro aus den Boxen tönen; zur Tour 2013 gibt’s nämlich viel, sehr
viel neues. Und so stampfen die Feldmänner durch die Weiten Russlands, während
den Mädels an der Bar spätestens jetzt, beim Lied „Jeder Schluck“ schwindelig
wird. Bereits beim Pausentrunk die Türsteher einigen Nachrückern erklären:
„Alles voll. Vorsicht draußen. Da liegen überall aufgeklappte Gehwege herum“.
Wenige Augenblicke später gar Doktor Pichelstein den Erlenholzturbo einlegt,
Doktor Makarios erstmals dazu livehaftig singt: „Der Saft troff aus meinem
Munde / Denn es gab frohe Kunde / Der Nachbar schlachtete ein Schwein / Und lud
das ganze Dorf jetzt ein / Ich sagte ihm: Das machst du gut / Im Kessel dampfte
schon das Blut / Im Ofen buk der Schweinekopf / Der Saft mir aus dem Munde
troff….“
Einige
Gitarren-Fingerpflaster darauf folgt der Wunschteil und natürlich gibt’s den „Tierarzt“
- ist ja auch mindestens einer anwesend (wäre schlimm, wenn nicht). Vor der
Bühne spielen sich schöne Szenen ab; ein Professor beugt sich ans Ohr vom
Doktor Makarios, fragt: „Darf man zu Eurer Musik auch tanzen?“ Man muss sogar;
die anderen tun’s ihm gleich. Junge Burschen, sehr junge
Schwesternschülerinnen. Bilder verschwimmen mit den Gelbschnäpsen, die
glücklicherweise ausreichend gen Bühne gereicht werden. Fettfrösche, Schnäpse,
Weiber und so weiter bilden den Abschluss. Dann findet man sich wieder. Hier
und da und die Miloproschenskojer Wirtsleute danken der Gemeinde Oelsnitz für
das Herbeiführen einer dosierten Großspende aufs Äußerste! Auf zur Schnapsbar,
kurz an die frische Luft. Mal schauen, ob das Folgen haben könnte.
Herzscheiße
auf 92,8 (261)
12.
Oktober 2012, Dresden/Chemiefabrik
Durch die Musikerwohnung, schräg
gegenüber vom gestrigen Blumeninferno, ziehen dichte Bratschwaden. Es ist kurz
vor 10 Uhr morgens, als Doktor Makarios den Quell des Übels in Küchennähe
ausmacht. Ein ehemals vegan lebendes, bunt verziertes Mädchen brät Pressfleisch
in einer Pfanne und geht gerade dazu über, einen Klumpen Gouda darauf zu
verteilen. Auf der Nachbarkochplatte blubbert ein Schlag Erbsen aus dem Glas.
Ihr männlicher Begleiter klappert derweil mit letzten Kräften (die Nacht war
lang) Teller und Besteck herbei. „Frühstück“ wird gerufen. „Um Himmels Willen“,
rufen beide Doktoren nacheinander zurück. „Ein Kaffee wäre schön“, wagt
Makarios den Quantensprung an Lebensfreunde. Wasser in Caropulver wäre möglich.
Da wendet man sich lieber anderen Dingen zu. Doktor Pichelsteins angeschmutztes
Beinkleid etwa bedarf dringend einer Reinigung, gesagt getan. Merke: Kleines
Gepäck zur Tour entbehrt stets eine zuweilen notwendige Ersatzhose. Dann geht’s
wieder rüber ins Flowerpower. Die Welt ist gerecht, hält heißen Kaffee vor - am
Tresen sitzend ist sie jederzeit wunderbar. Guten Morgen, Stadt der Moderne,
Druschba Chefwirt Danny! Die Sonne scheint. Alle sind tiefenentspannt; sogar
die fleißig kehrende Reinigungskraft ist zum Philosophieren aufgelegt.
Funny van Dannen hatte Recht mit seinem
Hit „Herzscheiße“. Was weibliche wie männliche Interpreten auf der MDR-Tourfrequenz
92,8 zum Thema Cor versus Kardia anführen, ist genauso gemeint, wie der
verehrte Herr van Dannen es in seinem Lied beschrieb. Sätze wie „Liebe geht im
Herzen los“, „Mein Herz schreit nach Liebe“ oder „Lass mein Herz endlich in
Ruh“ sind keine Seltenheit. Als perplexer Zuhörer, diesem Herz-an-Herz-Irrsinn
amüsiert lauschend, wähnt man sich beinahe auf dem zuletzt schwer in der Kritik
stehenden Gebiet der Organspende. Wenn es heißt: „Mein Herz gehört nur Dir“,
„Dein ist mein ganzes Herz“ oder „Lass Dein Herz bei mir“. Im Wunschtitel eines
Hörers wird dann sogar noch auf den wehrlosen Hohlmuskel eingedroschen. Im
nächsten (Textauszug: "Mein Herz ist verwundet") werden einem
Nebenbuhler gleich Schläge androht („Was macht der Typ bei dir / Ich hau ihm
gleich eine rein“ – jedenfalls so ähnlich; man kann sich das alles gar nicht
merken).
Eindrucksvoll erschlagen, beinahe froh
über manches Funkloch, wird ein Elbufer samt Restaurant „Zuessenhaus“ erreicht,
die Mittagskarte studiert, in sonniger Sehnsucht bestellt. „Unsere Speisen
werden alle frisch zubereitet; es dauert deshalb länger, bis sie nach ihrer
Bestellung serviert werden“, ist kartenabwärts zu lesen. Nach knapp einer
Stunde friedlichen Dösens darf dann göttergleich getafelt werden. Welche
Freude!
Als die Doktoren lange Zeit später aufs
Areal der Dresdener Chemiefabrik einbiegen, gezeichnet vom Stadtverkehr,
bedingt durch weniger gloriose, verkehrstechnische Ampelschalt-Unfähigkeit der
Stadtplaner, ist die Erleichterung allenthalben groß. Chefwirt Mario wird
geherzt, das erste Felsenkeller schmeckt, die heutige Vorband heißt Herbst in
Peking; Luft wird ergo geschwängert werden von berauschenden Substanzen. Es
folgt ein Soundcheck der Doctors, einer mit h.i.p und ja, da sind sie wieder
da. Wie man sie einst kannte. Dunkel, grenzpunktig, berlinböse,
beatdurchtrieben, herbstlich eben. Schön, sich das später als ganzes Konzert
anhören zu dürfen. Enjoy your personal demon! Noch ein Felsenkeller drauf.
Seligkeit ist ein hohes Gut.
Auch heute wird’s rasch voll; die
Pratajev-Forscher Winogradow und Eademakow seien hier stellvertretend,
gemeinsam mit den Damen vom Orden des Gelben Fettfrosches, für alle
Dichterfreunde genannt. Erste bis mittlere Eindrücke obsiegen, dass es eine
lange Nacht werden wird, ja muss, denn Herbst in Peking lassen sich gerechte
Zeit im Spielprogramm. Doch plötzlich schwingen sich die Doctors auf die Bühne;
alles muss jetzt ganz schnell gehen. Jedes Kabel, jeder Stecker sitzt. Das
Intro ertönt, die Beine sind zwar schwer von Schnapsbar-Kaltgetränken, doch der
Chemnitz-Funke von gestern ist gleich da und zündet. Erste Punks liegen Doktor
Pichelstein zu Füßen; es wird geprostet, von der Bühne gesprungen, gegrölt und
mitgesungen. Eine Pause gibt es nicht, dafür erstmals „Frauen die wie Katzen
kreischen“ live und in Farbe und so weiter und so fort.
Die Erlenholzgitarre erreicht zeitweise
Schallgeschwindigkeit. Makarios hat es längst aufgegeben seinen Doktor zur
rechten Seite in liedgerechte Tempo-30-Zonen zu führen. Knapp drei Stunden geht
das so. Bis zur letzten Schnapsbar an einem Abend, der mehr als gelungen ist.
In tiefer Nacht pustet man letzten Rauch aus den Lungen. Nichts wie ins Bett,
das steht nicht weit von hier. Und der sanfte Regen spielt ein glockenhelles
Kopfsteinpflaster-Mitsummlied dazu: Geh weg mit deiner Herzscheiße…
Heute
keine toten Katzen (262)
27.
Oktober 2012, Neuendorf/Jugendgästehaus
Wintereinbruch! Kurz vor Abreise muss
das Tourauto in die Werkstatt. Energisches Piepen der Kühlwasseranzeige treibt
Doktor Pichelstein in den Wahnsinn. Draußen ist es glatt und fies und feucht.
Schneenass wird die Backline der Russian Doctors schließlich verladen, los
geht’s nach Brandenburg. Kaum zu glauben, dass dort die Sonne scheinen soll.
Aber wie könnte es auch anders sein – Baumfreund Ekmels 40. Geburtstag wartet
in Neuendorf bei Teschendorf, aus Richtung Oranienburg kommend. Ein
erquickender Anlass.
Doktor Makarios steckt bereits ein Die
Art-Konzert in den Knochen; an den Autobahnrändern tummeln sich
liegengebliebene Fahrzeuge. Es läuft die Bundesligakonferenz; jedes Mal, wenn
sich Sabine Töpperwien aus Gelsenkirchen meldet, zucken die Glieder unweigerlich
zusammen. Die Nachrichten berichten von einem Supersturm namens Sandy. „Der
nächste wird dann wohl Peggy heißen“, sagt ein Doktor zum anderen. „Der
Rotarmist“ lässt grüßen.
Ankunft im brandenburgischen Neuendorf.
Die Zeit ist stehen geblieben. Mindestens 20 Jahre. „Hier fahrt ihr bis an den
Waldrand und dort nach links den Weg entlang. Nach ca. 250 m seht ihr schon die
Auffahrt zum Ferienlagergelände“, verkündet die bezaubernde Navigateuse, nach
Studium der Einladungskarte, vom Rücksitz her. Wenig später gleitet das
Tourauto vom Weg ab und kommt neben einem Jägerhochsitz zum Stehen. Im Wald.
Fehlt nur noch eine depressive Straßenbahn; die Pratajev-Szene wäre komplett.
Doch auch so ist’s nebelig, gespenstisch, der Wagen setzt auf. Doktor
Pichelstein umkurvt im 10er-Tempo Wolfsfallen-Schlaglöcher. Bloß zurück zur
Teerpiste. Erlösung naht. Das Jugendgästehaus wird erreicht. Schnell hinein,
zum Baumfreund Ekmel, zur bereits sitzenden Gesellschaft, an die Schnapsbar.
Schön hier! Beim Anblick vorhandener Damenwelten weht einem glatt ein Hauch
Helga Bauer entgegen. Brandenburger Bierliter werden gereicht. Schnell muss
nachgezapft werden, denn ein BBL entspricht in Wahrheit einer Glasfüllmenge von
400 ml.

Dann soll’s losgehen; Makarios und Pichelstein mühen sich mit dem
Soundcheck und weil der unnatürlich lange dauert, steht man plötzlich mitten im
Konzert. Ohne Getränke, was nicht lang so bleibt. Schon rollt die
Erstversorgung, dann erreicht der Nachschub die Erben Pratajevs. So muss es
sein. Doch plötzlich. Ein Katzenlied! Keine Sorge, die Botschaft in „Frauen die
wie Katzen kreischen“ ist als weitesgehend harmlos zu betrachten. Es geht um
Männer, die lieber ins Wirtshaus wandern, statt sich mit kreischenden, betrunkenen
Frauen in Gespräche verwickeln zu lassen. Nach der ersten Schnapsbar winkt der
Pausentee, locken lodernd die Feuer. Der Schnaps wärmt und mit ihm wird
geschwatzt, was das Zeug hält. Dann zurück auf die Bühne für den zweiten
Konzertblock. Zustimmungen erreichen Höhepunkte; die Pratajev-Riots in den
ersten Reihen singen jede Zeile mit. Traumata werden in den Zugaben verarbeitet
(„Der dumme Nachbarsjunge“), Das „Lob des Schweines“ beflügelt zum baldigen
Grillen eines solchen. Schlussendlich ruft leckerer Kuchen: „Nimm mich“, Luc
Stargazer spielen im Anschluss heftig, melodiereich und gerecht.
Würde jeder Mensch auf Erden einen so feinen 40. Geburtstag
veranstalten, es gäbe keine Not, keinen Hunger, die Völker lägen sich lachend,
auch lallend in den Armen. Es herrschte allerorten Weltfrieden. Nicht nur in
Neuendorf bei Teschendorf. Vielen Dank lieber Baumfreund Ekmel für diesen
Abend, für den Morgen danach und sowieso dafür, dass es Dich gibt.
Eine weltmeisterliche
Löffel-Choreographie oder:
Am Ende humpelt immer einer (263)
30. November 2012, Leipzig/Frau
Krause

Beide
Doktoren finden sich im Gedränge wieder, huschen auf die Bühne. 21 Uhr 45 MEWZ.
Los geht’s mit den Feldmännern, den Gallen, dem idyllischen Landleben, gespickt
mit Weltpremieren, denn ab 2013 gibt’s ein neues Programm. Die Platte ist jetzt
schon fast fertig. Dann: man traut seinen feuchten Augen kaum. Eine
enthusiastische Löffel-Choreographie im Publikum. Pratajevs Herz wäre vor Glück
in Stücke gerissen worden. Schwenkende Löffel in allen Winkel; das Jahresfest
des großen Dichters erhält einen unerwarteten Höhepunkt. Fehlt eigentlich nur
noch, dass Ehrenmitglied „Tierarzt“ eine Kuh zum Beweis mitbringt. Denn wem
geht’s gut? Der Kuh! Und (wie immer) dem Gerrit. Rasend drischt Doktor Pichelstein
auf die Gitarrensaiten ein, Funken fliegen. Kurz vorher trat noch ein
Publikums-Herausforderer in Sachen „Schnellster Gitarrist von
Leipzig-Connewitz“ hervor. Weg ist er. Mit der ersten Schnapsbar geht’s in die
wohlverdiente Trinkschlemmerpause. Man will schließlich nicht austrocknen und
da isotonische Sportmixgetränke in der Frau Krause grundsätzlich Hausverbot
haben, soll’s das ein oder andere Staro sein.
Im
zweiten Block geht’s über die Tiere zum Erich. Denn Erich hat Geburtstag, den
60. Er wünscht sich „Wide Wide World“ von einer sehr befreundeten Leipziger
Band. Kein Problem. Der Saal singt lautstark mit. Wie später bei den Katzen und
so weiter. Schon droht Verlängerung. Die Zugaben setzten dem Abend, der Nacht
die Krone auf. Ein Ohrwurm bleibt mindestens. Vielleicht dieser hier: „So ist’s
nun mal auf dieser Welt. Man hat sein Leid zu tragen. Mich wundert gar nichts
mehr, mein Freund. Der Schnaps erwärmt den Magen“. „Mein Doktor, können wir das
im nächsten Jahr noch toppen?“ fragt später ein humpelnder Doktor den anderen,
der heute nicht humpelt. „Nee, na ja,
obwohl, eigentlich nicht“. Wollen mal sehen. Um vier Uhr in der Früh sogar
doppelt.
Russenpeitsche (264)
01. Dezember 2012,
Frankenberg/Tischlerei
Mittags
um eins piepst der Weckruf 110; Doktor Pichelstein ist sehr schwach. Wenig
später wird tapsig die Wohnung durchwandert. Das Telefon klingelt, doch es
bleibt zunächst verschwunden. Doktor Makarios wartet geduldig, bis am anderen
Ende ein leises, kratzendes „Hmmmm“ ertönt. „Mein Doktor, halb fünf reicht. Bis
dann.“ Gemeint ist der genaue Abreisezeitpunkt nach Frankenberg. Gesagt, getan,
weiter gedämmert. Doch irgendwann am Tag ist’s immer halb fünf. Ein Satz, den
Pratajevs Gitarrist und Freund Anatoli Prumski sehr oft zu sagen pflegte. Jene sicherlich
durchaus interessant anmutenden Anlässe wurden leider nicht überliefert.
Abermals
wird telefoniert zwischen den Leipziger Stadtteilen Schleußig und Reudnitz.
„Mein Doktor, es dauert noch. Die Scheiben sind eingefroren. Von innen und von
außen“. Eins kommt zum anderen. Kurz vor Chemnitz bricht tiefster Winter ein. Die
Bild-Überschrift wusste es bereits an der Tanke nahe Borna: „Russenpeitsche“.
Dabei kommt das damit in Verbindung zu bringende Tiefdruckgebiet doch von wo
ganz anders her. Warum nicht gleich „Pratajevpeitsche“? Genau. Weil einem dann
nämlich heiß ums Herz wird. War es nicht unser großer, russischer Dichter, der
den Fetisch nach Miloproschenskojer Prägung erfand? Mehr dazu leider erst im
Februar 2013. Dann erscheint das nächste „Haus aus Stein“. Im 7. Almanach der
Pratajev-Gesellschaft werden solche Dinge ausführlich beleuchtet.
Kai
Eiswürfel und Dirk laden heute zur сорок-лет-партй; Doktoren und lieben
Gästen steht eine Tischlerei-Party bevor. Freudig wiegen sich die Rümpfe bei
Ankunft. Nach dem ersten Radeberger, dem ersten Mischgetränk namens Gisela
frohlockt man in trauter Runde. Herrlich! Nur die Anlage zur Beschallung des
Publikums zickt herum. Gitarre-Klinke: nicht kompatibel mit der
Endstufengerätschaft. Grund: Informationspanne der Verleiher (keine DI-Box
dabei), technisches Unvermögen derselben, all das. Doch die Rettung naht in
wohliger Kompetenz. Nur ein einziges Mal in der nunmehr 9-jährigen Geschichte
der Russian Doctors fand sich keine beschallungsträchtige Lösung. Aber das war vor
langer Zeit, in Herne, im tiefen Ruhrgebiet. Laut Vertrag sicherte der
Veranstalter eine „Hausanlage“ zu. Sie bestand letztlich aus einem
Kassettenrekorder mit zwei kleinen Hifi-Boxen. Da staunt man nicht schlecht.
Auf dem Grill draußen zischen mitunter leckere Steaks, drinnen ist es längerfristig dasselbe Bild: Frierende, gut aussehende Menschen tropfen herein, werden geherzt, geschüttelt, schon greifen sie zum Glas, zur Flasche, zur Frau, zum Mann, warm ist’s im Rund, Heilung naht. Bald schon live – die Doktoren spielen den ersten Block. Das gestrige Spektakel mitsamt träger Spätlese verfliegt mindestens bei „Junge Burschen tanzen“.
Viel später ist die Pause gerecht. Über den „Schlips
aus Lurch“ geht’s zu den Toten Katzen. Doktor Pichelstein überholt seinen
Sangesdoc gleich mehrfach. Aber weil sämtliche Töne darin in
Schallgeschwindigkeit abgesondert werden, fällt’s keinem auf. Der Siedepunkt
naht bereits nach wenigen Minuten und kann bis zum Schluss gehalten werden.
Großes Fest, leckerste Versorgungen! Dankedanke! Reichlich erschöpft sinken
beide Doktoren nach der letzten Zugabe dann doch auf die Bankkissen und man
sitzt so da und freut sich. Nicht nur, aber ganz besonders über
eine Kuchengabe namens "Schleim am Arm". Vyolent Attax, große
Zuckerbäckerin, vielen Dank!
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