Morgen, am letzten Oktobertag 2003, wird die Band Wissmut alle Trauer über das Ende von DIE ART im Rosenkeller von Jena an die Wand spielen. Der Majorlabel lädt ein zur LP-Release-Party, am folgenden Kalenderriss wird es "Sonne und Mond" in der Leipziger Moritzbastei heißen. Welch überschäumendes Bad herrlicher Momente rückt da an. Die Gerechtigkeit in Sachen verehrungswürdiger Musik holt brachial auf.
Nachmittags ruft Clubchefin Frau Mende Doktor Pichelstein an; die Talentschmiede "Hopp- oder Toppshow" stünde auf der Kippe, ein Jurymitglied sei unabkömmlich verreist, Pichelstein springt dankend um 21 Uhr ein. Nächste Baustelle: Der besorgte Vater eines 15-jährigen HipHop-Pianisten mit Großstadtattitüde lässt seinen Sohn nicht ins Kosmospolitan reisen. Klagende Gesichter um einen ausgefallenen Act versammeln sich am Bühnenrund. Was tun? Das clubfüllende Publikum trinkt, lacht und sitzt bereits; eine prächtige Ansammlung erlebnishungriger Apostel aus der Glaubensgemeinschaft Event, dankbar für jede Abwechslung und das macht sie so wertvoll.
Martini Rossini, Mode-Rater der Hopp oder Topp, weiß die Lösung: "Ruf Makarios an! Macht ein paar Heimatlieder außer Konkurrenz! Und wir füllen euch vorher so richtig ab!" Eine gute Idee; Makarios wird beim Anruf aus herben Pratajev-Recherchen gerissen, radelt vom Büro ins Kosmospolitan. Eilig wird vom Nachbarn einer honorigen Clubangestellten eine spanische Olivenholzgitarre geliehen. Sechs Nylonsaiten der Marke Asbach sind gespannt, traditionelle Heinekenfläschchen werden geleert. Als um 22 Uhr das Pratajev-Gedicht "Kamm aus Horn" von Pichelstein zur Darbietung gelangt, Makarios den Bühnensteg abschreitet, flattert aus der bis dato anwesenden Showraupe ein Showschmetterling in die dunstgeschwängerte Luft. Dargebotenen, heiß umjubelten Tierliebhabersongs folgt eine gefesselte Zugabe, Stev wird davon später in einer Leipziger Onlinezeitung berichten. Der Vorhang fällt, man kürt die Sieger, draußen heulen die Motoren von Gebrauchtwagen auf, drinnen wird für den gerechten Kopfschmerz von morgen gesorgt.
Das im Kosmospolitan geplante Theaterstück "Tote Katzen im Wind" bekommt neue Ideen der Umsetzung eingeschenkt. Die Leipziger Volkszeitung wird uns vorab großartig unterstützen, am 18. November werden die russischen Doktoren erneut einen Kurzgig im Kosmos spielen. Zum 5-jährigen Clubbestehen, diesmal gesegnet mit den Perlen der Informationsgesellschaft.

No comments:
Post a Comment