Sunday, September 03, 2006

Russian Doctors in Prague: Aus den Nasszellen bellt der Jubel

04. März 2005, Prag-Žížkov / PARUKÁRKA PUB
Durstige Hunde

"Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden." Franz Kafka schrieb diesen Satz einst nieder, er passt, denn heute gibt es fließend' Wasser. Aus den Nasszellen bellt der Jubel. Nach dem Frühstück bricht Doktor Makarios gen City auf. Beide Doktorengattinnen haben sich für heute angekündigt - obwohl nur eine der Gattinnen das abendliche Konzert im gefürchteten PARUKÁRKA PUB erleben darf, dafür jedoch 500 Kronen für eine falsch fallende Straßeneinfahrt berappen muss. Dies weit im Vorfeld und zu ähnlichem später. 

Nachmittags suchen Fahrer Mikus und Doktor Pichelstein ein Restaurant und lernen tschechisch sprechende Speisekarten auswendig. Hinein geht's in die Kaffeehäuser bis mystisches Halbdunkel sich ums Denkmal des Jan Hus reformiert. Die Tram fährt am Botel vorbei; man läuft ein wenig länger. 

17:30 - Botelbar, die über ein reichhaltiges Cocktailangebot verfügt. Besonders seien hier die Baileys-Wodka-Absinth-Mischungen genannt, die um diese Zeit besser unangetastet bleiben. 18:00 - Fahrt zum Pub, um 20:30 steht die Bühne, dann beginnt das bisher beste Konzert der Prague Russian & International Doctors. Der Jubel ist heftig. Nach knapp zwei Stunden steigen Phil und sein befreundeter Londoner Squeeze-Sänger für ein paar Zugaben in die Show, dann Doktor Pichelstein & Mr. Švec, die mit einem russischen Rocker Lou Reed-Songs spielen. Durstigen Hunden werden indes Pivokrüge gereicht, Schweiß fließt im Bretterhaus langsamer als Vodka (das will was heißen). Draußen sehen um diese Zeit die den Fernsehturm erklimmenden Babys noch echter aus und ein Blick auf Žížkov - vom Vrch Svatého Kríže aus - wird zum winterlichen Rundblick, zum erstürmten Gebiet.


Ungefähr zu dieser Zeit blickt Doktor Pichelstein aufs Handtelefon und zählt die Anrufe. Es sind 15. Die Doktorengattin, angereist mit Drachenbootlerin Frau Kern, verzweifelte arg und während auf der Bühne Gitarren verbrannten, kurvte immer dasselbe Taxi durch Prag, ohne den PARUKÁRKA PUB jemals finden zu können. Später, im Botel, fließt der Frankovkawein durch Zimmer 16 und nicht nur alles, sondern auch wirklich alles ist gut. Man hat es sich verdient.

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