Meissner Schwerter St. Afra Dunkel: Besinnung
Spielen The Russian Doctors schon wieder in Großenhain? Was hat dieser im Sommer grüne Ort, umrankt von Hopfenhainen, was andere noch nicht haben? Ist es das zu Hauf gezüchtete Sächsische Tafelobst? Liegt es an den schmucken Granitsteinhäusern? Am langmutigen Stopp vorm Bahnübergang?
Die Lösung ist einfach, obschon das Ereignis ein Besonderes ist. Großenhain wird in diesem Jahr ersturkundliche 800, 30 Jahre Geschichte davon gehören Einwohner Nico. So wurde ein schmuckgroßes Partygehölz gemietet, wurden Gäste geladen, denen Makarios und Pichelstein den Pratajev aufs Trefflichste singen und spielen sollen. Nichts leichter als das.
The Russian Doctors stehen, GDR-Sound-Technik im Rücken, Gitarren gestimmt, Mikros vor geschmackssicherem Mund, nah am Gästepulk und legen los. Das Frohlocken währt lang. Nach 30 Minuten betritt ein weiblicher, schon älterer Biber den Raum. Er hat jede Scheu verloren, Burg und Damm verlassen; er kippt unaufhörlich Rotwein in sich hinein. Beim genauen Hinsehen handelt es sich gar um einen rosa Barbie-Biber. Ein kleines Hündchen hat er sich gerissen und trägt es mütterlich durch die Schummrigkeit des vom Bühnennebel umwobenen Raumes. Das hat Folgen, und so wünscht er sich auch im 2. Konzertblock immer wieder den "Biber" der Russian Doctors, der in dieser denkwürdigen, in Niegeroda endenden Nacht, dreimal gespielt werden muss.
Jenen zweiten Konzertblock hätte Doktor Pichelstein fast nicht mehr erlebt, was auf das reichliche Pflaumenschnapsangebot im Ausschank zurückzuführen ist. Doch gutes Bräu namens "Meissner Schwerter St. Afra Dunkel" zwang zur Besinnung und auf ging's, zur Flackerlicht-Sonne, zur Freiheit, zur E-Gitarre.
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