07. Januar 2004 - Proberaum
In beinahe pastoraler Besinnlichkeit treffen sich die Russischen Doktoren zum Neujahrsentré und lesen beim Schlückchen Merlot Fanmails. "Wann schlaft ihr eigentlich mal?" - diese oft gestellte Frage ist schwer zu beantworten. Den Mut zur Entschleunigung sieht das Nachlasswerk Pratajevs nun einmal nicht vor. Also wird es auch 2004 so weitergehen, wie 2003 eben erst endete.
Merke: Wenn arabische Trauerarbeit mit Bombenanschlägen, Koran rauchen und Mecca-Cola trinken gleichzusetzen ist, muss das auch für russische Schnapsarbeit gelten. Allerdings ungemein friedlicher, sind die Bomben doch gestückt mit neuen Heimatlieder-Platten, Proben und Konzertreisen. Den Tagesablauf eines russischen Doktoren muss man sich ungefähr so vorstellen: Während Doktor Makarios stundenlang im Büro mit aller Welt Pratajev-Forschungen betreibt, Faxgeräte rattern lässt - und stündlich die unterm Büro arbeitenden sehr jungen Übersetzungsschülerinnen mit neu entdeckten Dichtungen des großen Meisters zur Bearbeitung versorgt - entschlüsselt Doktor Pichelstein einige Fußwege weiter das Nachlasswerk des Gitarristen Anatoli Prumski. Saiten bersten, Bleistiftminen krachen, der Stand der Akkorde wird in den Proberaum getragen und mittels Kassettchen aus dem Tascam-4-Spur-Rekorder zu Gehör gebracht. Nach solch fröhlichen Zusammentreffen plant man kommende Dinge; im direkten Anschluss gibt es Wissmut-Proben für Makarios und Heimkulturarbeit für Pichelstein.
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