Post-Gothic! (265)
08.
März 2013, Leipzig/Flowerpower


Die Pratajev-Revue erklingt; das ganz
neue Programm erfährt mit der „Schönen aus der Stadt“ ihren Post-Gothic-Anfang.
Philipp ist derart gerührt, dass die Regler ein wenig später als geplant
rotbereichig kulminieren. „An ihrem Garten“ folgt und so geht es immer weiter.
Tief hinein, ins Herz Russlands. Pratajevs Wege, Leidenschaften,
Nebentätigkeiten, seine Dichtkunst und Würze sprechen früh Bände. Und zaghaft wird
der wiegende Rumpf gewogen. Natürlich, ein neuer Tanz, der will geübt werden.
So neu ist das Programm, dass Doktor Pichelstein schon mal arg vom Text
abweicht, eine Runde Schnellgitarre drüber legt - weiter geht’s mit den Weisen,
die noch lange erklingen werden. Über die Pause hinaus, an der Schlange zur
Schnapsbar vorbei, in die Zugabeblöcke
hinein. Endlos hätte man spielen können, doch einmal muss es genug sein.
So einen feinen Auftakt ins Tourjahr darf man sich wünschen, doch bekommen
dürfen ihn nur The Russian Doctors. Und das, liebe Freunde, ist Euer Werk. Bis
morgen, nicht weit von hier, im „Noch Besser Leben“.
Dawai,
Neman Grodno! (266)
09. März 2013, Leipzig/Noch
Besser Leben
Geprägt von
erwartbaren, somit einkalkulierten Morgen-, resp. Mittagstiefs: Tagesziel
Nummer eins: Informationen verarbeiten (zähfließend), Nummer zwei: die Rückkehr
des Winters nicht gutheißen (Spatzen füttern), Nummer drei: Auftritt im „Noch
Besser Leben“, in Plagiwtz (unfreiwilliges Spiegel-Motto: „Leipzig is the
better Berlin“). Eintreffen am Club: 19 Uhr, Aufbau der Anlage: 19:30 Uhr,
Soundcheck: 20:00. Die Minuten verrinnen zäh wie Leder, langsam erwachen beide
Doctoren zu neuen Taten. Und dann stehen plötzlich überall Stühle im Saal, ist
ein Interview gegeben worden, Dr. hc. Mult. Mary Fiction reicht Jäger und Sammler Doctor Pichelstein eine
herrliche Berliner Käsebemme nach Mutters Art. Fürst Fedja setzt noch einen
drauf; beglückt Prumskis Erben im Erlenholzgeiste mit einem Eishockey-Trikot
des weißrussischen Teams HK Neman
Grodno (Belarusian Extraleague). Stolz wird’s übergeworfen, Doctor Makarios nickt
anerkennend.
Um 21:30 Uhr
knallt die erste Klappe, beginnt das Pratajev-Seminar im „Noch Besser Leben“.
Andächtig, nahezu artig richten sich die Sinnesorgane des versammelten
Publikums gen Bühne. Gestern noch stage-diving (annähernd), wilde Tänze,
scheppernde Gläser, ineinander fallende Menschen (Post-Gothic!), heute gilt es,
den Saal zum Toben zu bringen. Gar nicht so leicht, doch machbar ist es schon.
Doctor Makarios führt das klatschende Seminar an, nimmt es mit auf Pratajevs
Wanderwege, Doctor Pichelstein drischt wie von Sinnen auf die frisch besaitete
Gitarre ein und schafft die Sensation: Die Schallmauer des Plagwitzer Publikums
wird gleich mehrfach gebrochen. Teilweise hat es den Anschein, als wolle der
schnellste Akustikgitarrist der Welt seinen Sangesdoc im Spielen mehrfach
überholen. Aber das ist ja auch kein Wunder. Schließlich trägt der ein Trikot
der schnellsten Mannschaftssportart der Welt. Die Folgen dieses, jetzt von
Anfeuerungen (Dawai!) aus dem Publikum begleiteten, Unterfangens bleiben nicht
ungesühnt. Platzen doch zwei Gitarrensaiten gleich auf einmal. Die dicke A und
die D. Das soll mal einer nachmachen. So kommt die Ersatzklampfe ins Rennen; im
Fetischblock gibt’s die Voyeure – und alle singen mit. „Da haben wir sie doch,
mein Doktor“, raunen sich die Vortragenden zu, peitschen alles nach vorn, den
Wind, der den Atem anhält und andere Salven aus den Vorgärten
Miloproschenskojes.
Dann reift
der Entschluss, es für heute gut sein zu lassen. Drei Zugabeblöcke stellen sich
an, gebrannter Belarus-Vodka lockt zur Wiederholungstat. Mit letzter Kraft wird
die Bühne beräumt, selig, trunken liegt man sich in den Armen. Pratajev is the
better Kaminer. Yes.
Wild, wilder, Murmansker
Teufelsspieße (267)
15. März 2013,
Leipzig/Waldfrieden

Wenn Konzertpremiere in einer Lokalität gefeiert wird, weiß keiner so
recht, wie alles wird. Fünf Minuten des Hinterfragens genügen jedoch;
erfreulich füllt sich die urig-gemütliche Stätte der hirschnen Andacht.
Ausgewählte Stühle sind längst besetzt, zwischen Eingang, Saal und Knick
drängen sich Freunde Pratajevs, Neugierige wie Stammgäste. So knackevoll ist’s,
dass die Straßenbahnlinie 11 Sonderschichten eingelegt haben muss.
Buchmessehooligans lassen sich eher weniger blicken, dafür liebe Menschen und
solche, die man noch lieb gewinnen wird. Gesellschafter des großen russischen
Dichters treffen ein; die Reisegruppe Holunderschnaps (2x Karl-Marx-Stadt, 1x
Leipzig) positioniert sich mittig vor der Bühne, ehrenwerte
Frau-Krause-Fraktionen der Holzlöffler und Feldmänner stehen gleich nebenan,
Schnapsgläser bei Fuß. Doctor Pichelstein reicht’s Intro der schnellsten Wirtin
von ganz Sachsen; los geht sie, die Pratajev-Revue mit der „Schönen aus der
Stadt“, die seltsame Menschen kennenlernt, übers Land an eine sehr „Dünne“
gerät, die wiederum und so weiter und so fort.

In der Pause: kaum Durchkommen zur Schnapsbar. Mit letzter Kraft doch noch
Flüssigkeiten ergattert, für Doctor Pichelstein gilt es nun, auch die
Connewitzer Schallmauer zu durchbrechen. Und so jagen die Lieder durchs
Waldfrieden Bibern hinterher, alles wie im Rausch, man will gar nicht mehr
aufhören zu spielen und muss es dann doch. Zu sehr schwanken die Balken, bluten
die Finger, versagen die Stimmen. Und allen, die beim absoluten Höhepunkt der
Doctors-Tour durch Leipzig nicht dabei waren, sei gesagt: Das können The
Russian Doctors immer wieder tun, keine Sorge. Doch gebt acht vor den Texten
Pratajevs, denn einmal mehr wurden viele wahr. Nicht nur die Reisegruppe
Holunderschnaps konnte gegen Ende ein Lied davon singen.
BULBASCH! (268)
16.März 2013, Leipzig/Dr.
Seltsam
Auf zur letzten Runde der Leipzig-Tour. Noch schnell ins Hot-Dog-Lokal um
die Ecke, Einflug ins Dr. Seltsam, justament wird die Anlage zur Beschallung
des Publikums herausgetragen. Ein interner Kommunikationsfehler. Aber nun,
ruhig Blut. Im selben Haus residiert das Noch Besser Leben; ein paar
Schraubenumdrehungen später steht’s Mischpult am Platze, wird die Bühne
gerichtet, die Klos befinden sich gleich nebenan. Wer hinein möchte, dem wird
eine Kerze gereicht. Energiewende live. Derweil munden Störtebeker
Brauspezialitäten und groß ist die Freude, als Fürst Fedja sich seine
Ehrennadel fürs komplette Beisein sämtlicher Leipzig-Konzerte im Geiste abholt.
Beim nächsten Mal, so die Überlegung, wären Holzlöffel mit entsprechend
zielorientierten Wanderplaketten im doktoresken Merch nicht schlecht anzusehen
Nach der ersten polnischen Rakete, gegen 22 Uhr, geht’s los.
Zwei dem Alkohol sehr zugetane Strolche verbreiten ein wenig Schrecken.
Doctor Pichelstein vergisst bei dem gefahrbetonten Rumgehüpfe glatt die letzte
Strophe der „Schönen aus der Stadt“. Wortgefechte folgen zwischen denen, die
nun nichts mehr sehen können und denen, die da auf engstem Raume Teufel
austreiben wollen. Doktor Makarios rettet die Situation mit dem ersten
Pausenpfiff. An der Schnapsbar kühlen sich die Gemüter. Doch der Anpfiff zur
zweiten Halbzeit erwirtschaftet auch nicht das, was er verspricht. Die
angereiste Kamenz-Fraktion hält die Fahne hoch; es folgen weitere
Pratajev-Weisen, Zugaben, Schnaps und Weiber, dann ist es geschafft. Mit
letzter Kraft rettet sich Doctor Pichelstein in die Obhut Fürst Fedjas, der
wenig später zum letzten Mittel greift: Es gibt Bulbasch im Noch Besser Leben.
Die Welt ist im Lot, rund und fett wie der Morgen und immer noch voller
Eis.
Frieren gegen Nazis (269)
22. März 2013, Leipzig/Open
Air Nikolaikirchhof: „Laut gegen Nazis“
„Wir stehen auf – für eine Welt ohne Menschenverachtung“ spricht das Motto
einer bundesweiten Aktion wahr. Laut sein gegen Nazis, da zögerten die Russian
Doctors keine Sekunde und sagten dem lokalen Initiator Sebastian Krumbiegel
kurzfristig zu. Rassismus, das muss man gar nicht schreiben, ist Mist. Und wer
das einfach nicht begreifen will, dem gehört bei jedem Wetter laut auf die
Ohren gesungen. Das wusste bereits Pratajev, der wusste eigentlich alles.
Wenn jetzt noch Frühling wäre, schließlich schreiben wir Ende März, „12
Grad Minus“ kündigt die Wetterstation in Leipzig-Holzhausen an, tja, dann böte
sich folgendes Bild: Makarios und Pichelstein, mit kalten Freisitzgetränken
versorgt, harren ihres Auftritts, lauschen samtnen Bühnenklängen, den
„Liebenden“ des warmherzigen Prinzensängers, heftig applaudierend, dem
gesprochenen Wort folgend und so weiter. Doch nein, Frau Holle schüttelt die
Betten; im Schneetreiben frieren die Hände an den Taschen an. Wohl dem, der eine Dackelfellmütze
trägt. Immer wieder versucht das Publikum sich in sibirischer Standfestigkeit,
mal sind es hundert, mal fünfzig, dann wieder mehr, doch es ist einfach zu
kalt, dem gesamten Set zu folgen. Selbst Moderatorin Griseldis Wenners Gedanken
mögen beim Versprecher „Wir sind gegen
Menschenrechte“ dem Frost geschuldet sein. Wenig später die Korrektur, ein Grog
muss her. Schließlich können Pratajevs Weisen nur aufgetaut zu Gehör gebracht
werden.
Open-Air-Minusrekord
– das wahrlich nun aber wirklich (zuletzt schmückte ein
Großenhainer-Tourtagebuch aus dem Feburar 2012 sich mit dieser Überschrift)
„Kälteste Konzert der Russian Doctors“ steht kurz vor Ultimo. Fürst Fedja
bricht den ersten Rekord. Fünf Doctors-Konzerte am Stück! Dafür gibt es auf dem
nächsten Pratajev-Kongress das Holzlöffler-Verdienstkreuz am Bande mit
Fischschleife dran. Dann will der MDR ein Interview führen, live für den
Sachsenspiegel, doch auch in dieser Angelegenheit verliert man sich im Froste.
Es folgt ein Sprung auf die Bühne, Doktor Pichelstein greift, nach Verlust des
Mantels, zum wärmenden Neman Grodno-Eishockey-Shirt, Doktor
Makarios spricht, beginnt das Set und die Gitarre fängt gleich Feuer. Der Funke
springt mit den „Veterinären“ aufs tapfere Publikum über. 30 Minuten wird
gespielt, gesungen, rumpftanzend bewegen sich die Menschen und vor allen Dingen
sind sie LAUT, was ja Ziel des Abends ist. Über den „Käferzähler“ geht’s zu den
Tierliedern bis an die „Schnapsbar“.
So schnell, das darf mit Fug und Recht
behauptet werden, wurde nie zuvor in der Leipziger Innenstadt Gitarre gespielt.
Vielen Dank, lieber Sebastian, für die Einladung. Und beim nächsten Konzert der
Doctors haben wir Frühling. Wehe, wenn nicht!
Du bist zwar noch nicht so alt
– aber als Pferd wärst du schon Seife (270)
30. März 2013,
Roggenstorf/Fritz-Reuter-Haus

Unter diesen Eindrücken, die Bundesliga-Konferenz bis zum Ende verfolgend,
bog man schließlich ins Ländliche ab, Richtung Grevesmühlen, Roggenstorf.
Unweit der heilvollen Ostsee, bei Travemünde. Immer den traktornen
Streufahrzeugen hinterher, im dichten Schneetreiben. Und so folgte, wie mit den
Veranstaltern abgesprochen, das Navigations-Telefonat. Fritz-Kräuter-Haus also,
da soll’s hingehen. Nach wenigen Kurven wird aus Kräuter schließlich Reuter;
einige Dörfer weiter, in Stavenshagen, stand nämlich die Wiege des Mundartdichters
mit Vornamen Fritz. Alles klar. Auf zur mehrfach 30er Jahres-Party. Koffer,
Hinstells, Gitarren ins Haus. Ein großes Hallo folgt, erste Getränke werden
kredenzt; voller Bewunderung und Ehrfurcht
dreht sich am Spieß ein ganzes Dorfschwein. Herrlich, so war es, so muss
es bei Pratajev gewesen sein. Makarios und Pichelstein, beim Anblick des
gesamten Ensembles, samt versammelter Mannschaft, freuen sich hungrige Löcher
in die Bäuche. Das urig-schöne Nachtlager wie Ferienhaus Walnuss, im
benachbarten Rankensdorf verortet, wird inspiziert. Danach gibt’s Schwein,
Kräuter aus dem Wald, einen kleinen Soundcheck und wieder Schwein. Lecker.

Doktor Makarios nippt in der Disco-Tanzsause an Milchschnäpsen, schafft den
Becher in wenigen Zügen und wundert sich: „Mein Doktor, furchtbar, ich bin
schlagartig betrunken.“ „Das muss an der Milch liegen.“ Derweil werden
Pichelstein Vorzüge finnischer Metalbands näher definiert; gemeinsam wird
darunter das Handzeichen „Shocker“, unter Bedeutungshoheit „Two in the pink,
one in the stink“, geübt. Es soll sogar entsprechend farbige
„Shocker-Handschuhe“ geben, um das damit verbundene Anliegen, vielleicht nicht
unbedingt beim österlichen Kirchgang, einmal mehr und mitmenschlich zu
verdeutlichen. Nach einem Disco-Fox für die Mütter geht’s mit den Russian
Doctors weiter. Diesmal mit mehr Pegelkraft am Mischpult, allen Hits, die gen
Bühnenplatz gerufen werden. Schnell, schneller, Pichelstein. Doktor Makarios‘
Stimme umschlingt dabei die seines Gitarristen, Saiten bersten, die rasanteste
„Schnapsbar“ seit Einführung dieser Pratajev-Lyrik ins Programm wird geboten und dann muss es nach einigen
Zugaben gut sein. Zurück geht’s ans Buffet, noch mal schnell vom Schwein es
Stück, dazu Kräuter aus dem Wald, Kaltgetränke, ab ins Taxi. Die Walnuss wartet,
der nächste Tag bringt die Sommerzeit, doch auch während der Rückreise wird
davon nichts zu sehen sein. Ganz im Gegenteil. Ein großer, lieber, warmherziger Dank an die Küste!
Betreuter Ausschank mit Gurke
(271)
05. April 2013,
Jena/Musikkneipe Alster
Der Frost
frisst die Straßen, möchte man meinen. Großen Appetit verspürte er zuletzt in
Leipzig und schlug die Zähne kräftig in die Betonbetten hinein. Manche Löcher
sind derart groß, da ließe sich was mit Fischen und Anglern machen. Doktor
Pichelstein sieht sich also gezwungen mit dem Tourauto Slalom zu fahren. Ein
Unterfangen von wagnerhaftiger Tragik, im klassischen Sinne. Während draußen
fieskalter Schneegriesel am demolierten Selbstbewusstsein der Stadtbewohner
nagt. Bestimmt werden zu dieser Jahreszeit gerade Bücher mit Titeln wie „Der
Glamour des Verfalls“ oder „Als ich das Ponyfellsofa nie wieder verlassen
wollte“ in der Szene geschrieben. Doctor Makarios hält hingegen die Fahne des
Optimisten hoch. Zwei Wetterberichte werden seit Wochen täglich zu Rate
gezogen. Der eine verspricht stets gar nichts Gutes, der andere weckt
Hoffnungen auf Sonne, Biergarten und Grillbesteck in Händen. „Ich nehme jetzt
immer die Mitte, das passt dann meistens“, so der Sangesdoctor zum
Gitarristen.
Auch nach
Ankunft in Jena, dasselbe Bild: Slalom im Audi-Super-G, deprimierte Einwohner.
Doch das muss nicht mehr so bleiben. Verschieben sich die Frühblüher bisweilen
noch ein wenig nach hinten; The Russian Doctors sind in der Stadt. Die Rettung,
die Heilung geruht zu scheinen. Mögen körpereigene Morphine darunter Sonnen in
manches Herzelein tragen.
Nach zähem
Eincheck ins IBIS (umdisponieren auf Raucherzimmer - ja, die gibt es tatsächlich noch) werden
Koffer und Gitarren in die Krautgasse 22 verlagert. Schwupps gibt’s das erste
Rosenschwarz aus der Flasche, erklären sich 50 anwesende Prozente des
Majorlabels fortan bereit, täglich, weil aus beruflichen Gründen, Kinderlieder
anstimmen zu wollen. Da können Doctoren nur zustimmen, während der
Alster-Chefwirt mit den Tücken der Knopfvielfalt am Mischpult kämpft und
zunächst kurzfristig als Sieger von der Bühne geht. Nach dem Soundcheck
heißt’s: Mal schauen, wer alles schon da ist. Noch wird draußen geraucht, also
auf zu Pratajevs Jeaner Forscherfreunden. Frau Polenz sei im Besonderen
genannt, dann die lieben Menschen aus der JG. Lothar König lässt Grüße
übermitteln. Nichts wie an die Schnapsbar: ein Toast, ein Hoch, eine
Solibekundung. So geht das in Russland. Und natürlich auch in Jena, im Alster.
Die Treppenstufen knarren, eine Fata Morgana namens Peter aus Wismar geht
hinauf und kommt nie mehr wieder, wird verschlungen im Gewühl. Denn proppevoll
ist’s mittlerweile; erste Gurken werden den Doctoren nach Verspeisen feinster
Italo-Küchenleckereien gereicht.
Eine Gurke ist
ein Glas Wodka mit zwei Gurkenscheiben dran, das wollen wir nicht nur am Rande
erwähnen, denn in den folgenden Stunden gurkt es ungemein. Man nennt es
„Betreutes Trinken“ – genau so wurde es schließlich auch in der lokalen Prawda
angekündigt. Dann rauf auf die Bühne, das Intro läuft, nur hat sich einer der
unzähligen Schaltknöpfe derweil selbst den Status „Mute“ verpasst und das im
Generalmodus. Den Übeltäter zu finden erfordert Geschick und Gurke; die
Spannung steigt wie in einer Mondrakete. Da schwebt sie schließlich aus den
Boxen: „Die Schöne aus der Stadt“, die „An ihrem Garten“ so manches erlebt,
womit der erste Spieldurchgang beginnt. Und man darf es voraus nehmen: Doktor
Pichelstein scheint derzeit in der Form seines Lebens zu sein; selbst zartere
Pratajev-Weisen werden in ein Tempo gelenkt, das es gar dem Sangesdoctor
darüber ab und an die Sprache verschlägt. Dazwischen und immer gibt es Gurke,
heftige Zustimmung im Publikum und manches Glas zerscheppert darüber auf dem
Boden.
Nach der Pause
rasen die Kapriolen weiter durchs Alster. Der lokale Depressionsgenerator
„Wetterfühligkeit“ verstummt und lässt den Jubel branden. Unterm Bild der Mona
Lisa ist alles gut und gerecht, folgt der Wunschzugabeblock und nur „Der Hund
ist nicht das Schwein“ muss unberücksichtigt bleiben. Lieblingslied eines
Zimmermanns aus Gotha, den es einst in die Weite der schönen Welt hinaus trieb,
allerdings ohne vorher der Freundin darüber Bescheid gegeben zu haben. Mal
schauen, ob sie noch da ist, die Freundin. Darauf eine Mutgurke und noch eine –
für den Zimmermann. Doctoren schwenken um auf „Tonic mit was drin“. Es ist die
Sonne der Nacht, sie ist braungelb und lacht.
Ein Traum aus Apfel, Sahne und Zimt (272)
06. April 2013,
Torgau/Kulturbastion
Im Kaffeehaus
Gräfe, am Johannisplatz zu Jena, lässt man sich gerne nieder. Außerdem
schmeckt’s Frühstück hier weitaus besser, als im Hotel. Einerseits,
andererseits schlägt die Uhr bereits zur Mittagsstunde und wer will sich da
lange vorher für harte, kalte Eier an den Restbeständen des Buffets abhetzen?
Hier rennt nur eine rum, Kellnerin Sabine. Wie eine flinke Streifenmaus von
Tisch zu Tisch, runter zur Theke, rauf zu den Gästen. Allein beim Zusehen gerät
man völlig außer Atem und bekommt Seitenstechen. Nach Verzehr des ersten Ganges
ordert Doktor Makarios Petit four in der Mehrzahl. Unter stoischer Kaffeezufuhr
steht dem Wachwerden, nebst langsam
anschwellender Teilnahme am geistigen Leben, bald nichts mehr im Wege. Die
Fahrtüchtigkeit dürfte somit gegeben sein; es geht über Leipzig vorwärts nach
Torgau. Beschauliche Stadt, eine geballte Bastion an Kultur darin. Genau dort,
in der Kulturbastion, soll heute konzertiert werden.
Immer war die
Gastfreundschaft unter Torgau-Konzerten ein Genuss; bisweilen gastierten die
Doctors bereits einige Male im Brückenkopf. Auch in der Bastion wird lecker
aufgefahren, was Wanderer, Reisende, stets hungrige wie durstige Musiker gerne
benötigen, um zu späteren Stunden frisch ans Werk gehen zu können. Man sollte
das nicht unterschätzen – je schöner die Umstände, desto glücklicher der
Unterhaltungskünstler. Es muss ja auch nicht immer ein ganzes Schwein am Spieß
sein :) Nun denn. Auch die Technik passt; der Soundcheck spielt sich quasi wie
von selbst. Nichts wie zurück ins Backstage; erste Pratajev-Forscher werden
geherzt. Brotnowaljow Numski Guinnessoff, sonst um diese Tageszeit im
Wirtsleutejob des Wittenberger Irish Harp Pub anzutreffen, hat sich extra frei
genommen. Schwarzbrennermeister Gurt Kaktus präsentiert neuste Erzeugnisse aus
der Schnapsforschung. „Nacktschnecke“ und „Miloproschenskojer
Schnapsteeschnaps“. Allenthalben werden die edlen Tropfen verkostet.
Sehr gute
Jahrgänge; in der önologischen Weinsprache stünden jetzt Bezeichnungen wie
üppig, reich, weich oder gleich ganze Sätze wie „Beim Abgang sehr kuhsattelig“
im Fokus des Lobes. Brotnowaljow Numski Guinnessoff und Doktor Pichelstein
stoßen an. Leckere Rouladen verlangen sanfte Nachspülungen. Zuletzt staunt der schnellste
Erlenholzgitarrist nicht schlecht; als hätte sich die zuletzt in Leipzig
grassierende Becherovka-Knappheit im Kaufland an der Dresdener Straße
herumgesprochen. Boris Brutalowitsch und Gattin überreichen doch tatsächlich
eine Karlsbader Flasche. Ist denn schon wieder Väterchen Frost?
Schließlich
erscheint sie am Horizont der Bastion, die Torte zum 10-jährigen Bestehen der
Russian Doctors. Ein Traum aus Apfel, Sahne und Zimt als weiteres Produkt aus
dem Hause Gurt Kaktus. Doch dazu später; erst einmal will ein Konzert gespielt
werden. Um 22:30 Uhr ist’s so weit. Selbst mit dem Taxi aus Wittenberg und,
bemerkenswert, aus Wismar reiste man zu diesem heiligen Zwecke an; heute ist
die Fata Morgana des gestrigen Abends also tatsächlich da.
Gleich zu Anfang
jubelt sich der kleine Saal an der Schnapsbar kräftig durch. Die
pfefferminzlastige Getränkeversorgung der Doctoren übernimmt ein gestandener
Blueser gleich aus dem eigenen Flachmann. In immer kürzer werdenden Abständen
taucht die Flasche aus Stahl, zum Zwecke der Entleerung, vor den Mikros auf -
der Inspirations-Spiritus zeigt Wirkung. Doktor Makarios und Doktor Pichelstein
haben großen Spaß, feine Pratajev-Anekdoten funken und irrlichtern durch die
Runden. Die Gitarre ist mal wieder kaum zu bändigen. Manche im Publikum lächeln
darunter fein und wissend, andere rasen, toben oder fallen bereits in sich
zusammen wie ein Soufflé. Dann geht’s in die Pause, an die Schnapsbar, auf
Ledersofas. Doktor Pichelstein erfährt eine Menge übers harte Los der Punks in
Torgau und widmet sich einer Gruppe von Ausbildungsschülern, Sektion:
Steuerrecht. Die haben es auch nicht leicht, wenn man ihnen die Schnapsfasche
reicht.
Weiter geht’s
im Pratajev-Crashkurs. Das Intro der letzten Feldmänner-Tour läuft, russisches
Landleben entfaltet sich vollends. Da es den Russian Doctors möglich ist, aus
einem Liedtresor von geschätzt 80 bis 90 Titeln auszuwählen, zählt man mal das
ein oder andere Giftschrank-Demo hinzu, krempelt sich das geplante Set
zusehends um, darf natürlich der „Raucher von Bolwerkow“ nicht fehlen, auch
nicht „Gelber Schnaps“ oder „Frauen die wie Katzen kreischen“. Mittlerweile ist
der Zugabeblock eingeleitet worden, heftige Rumpftänze sind die Folge, finden
ihre Meister in der Bluesfraktion. Doktor Pichelstein spielt weiterhin, als
wäre er vor einem Feuer auf der Flucht und so brennt der Schnaps in den Kehlen,
tost das Publikum, fordert das großartige, intensive Konzert seinen Tribut. Die
erste Stahlsaite reißt, eine Weltpremiere folgt: Es ist die A-Cappella-Version
der Schnapsbar. Dann nichts wie runter von der Bühne. Zwischen Tortenverkostung
und Centralhotel vergehen weitere Stunden -
in der Punkrockhauptstadt Torgau wird, was im Backstage zu beweisen ist,
dafür immer auf Teller und Gabeln verzichtet. Es tropft die Sahne, der
Nacktschneckenschnaps hält fit. Was für ein Abend.
Tortenschachtellampen sind wahrlich visionär (273)
19. April 2013,
Wittenberg/Irish Harp Pub
Beginnen wollen wir
die Aufzeichnungen des vergangenen Tourwochenendes mit einem Prolog sowie einem
Intermezzo.
Vor der Tour
(Prolog):
Drei Flachetappen stehen vor dem Team der Russian Doctors.
Doping ist ausdrücklich erwünscht, wenn heute, am 19.04. gegen 21:00 Uhr die
Ziellinie im Wittenberger Irish Harp Pub erreicht wird. Am 20.04. zieht es das
Fahrerfeld nach Birkholz zu einer privaten Sonderwertung und am 21.04. werden
die Russian Doctors nach großem Finish im Berliner Duncker-Club das Podest
erklimmen. Die Siegerehrung beginnt pünktlich 20:00 Uhr innerhalb der
Schönegeistershow, um danach in den Ball der Wodkasportler überzugehen.
Doktor Makarios
Nach zwei Konzerten
(Intermezzo):
Das vergangene Wochenende hat meine Lebenserwartung um
einige Wochen verringert, aber was soll's... selten so viel gelacht und jede
Menge Spaß gehabt! Danke an alle die dabei waren!
Brotnowaljow Numski
Guinnessoff
Die Sonne über Leipzig strahlt noch ein
wenig gelber, als Fürst Fedja Doktor Pichelstein bereits vor der Abreise nach
Wittenberg verpackte Schokolade mit dem Konterfei der 2014er
IIHF-Weltmeisterschaft in Minsk überreicht. Herrlich, eigentlich, wenn es nicht
so weit wäre, müsste man da ja hin, keine Frage. Mit einem, wenn auch kleinen
Beitrag zur sehr in Mode geratenen Steuerhinterziehung zwischen den Lippen
schmaucht es sich fortan erst mal gen Wittenberg, in die lutherane Biberstadt.
Der Meister der Schankwirtschaft, Brotnowaljow Numski Guinnessoff, lädt ein zum
„Kleinen Pratajev-Kongress“. Die Örtlichkeit, das Irish Harp Pub, wurde dafür
bis an die Zähne bewaffnet mit leckeren Getränken. Sogar Zauberzigarren
befinden sich im Sortiment, die sich sogar am nächsten Tag noch aus
Lederjackenaußentaschen ziehen lassen. Wenn auch nicht mehr in vorab
dargereichter Form.
Die Bühne, mittlerweile mit Kisten und
Gitarren beladen, schweigt bisweilen jungfräulich. Erste Gläser Guinness sind
verzapft, schon tritt Winogradow den Pratajev-Forscherbeweis des Tages an. Die
Flasche Rakija, gefüllt mit selbst Gebranntem aus Bulgarien,
zerschellt, lässt man sie schüttellähmend fallen, nicht auf dem Boden, denn sie
ist aus Plastik. Oder Plaste, wie der Sachse sagt.
Der Sachse wird an diesem Wochenende
viel sagen, belassen wir es erst einmal damit. Eademakow tritt derweil den
Zweitbeweis an, dass heute und unbedingt „Jeder Schluck ein guter Schluck“ sein
wird und B.N. Guinnessoff bietet ein obskures
Tortenpaket feil. Drin befinden sich, neben einer Postkarte von Peter Richter,
zwei professionell zu betreibende Lampen mit Batteriebetrieb. Adressiert an die
Russian Doctors. Na, was will man mehr? Darauf hübsch ein Kaltgetränk, einen
Sound- wie Pensionscheck.
Doktor Pichelstein wird derweil
Flüssigeintopf mit Wodkageschmack überreicht;
Schenker Eademakow trägt sich mit dem Gedanken, heute ein selbst
gehandarbeitetes Schwesternkostümchen ans Revers zu heften. Warum es nicht dazu
kommen wird, weiß allerdings nur der Wind.
Dr.h.c.mult.
Mary Fiction erkundigt sich an der Schnapsbar nach tragfähigen Biersorten. „Und
dann noch Waidbauer“, entgegnet der Kellner. „Was?“
Gespräche dieser Art zwischen Sachsen-Anhaltinern und Berlinern sollen
schon zu heftigen Dissonanzen geführt haben, denn der Berliner versteht dann
eben „White Power“. So ist aber alles gut, der Kellner kichert und die erste
Runde Bulbash, kredenzt vom Fürsten, rundet sich in Maximalschlucken auf;
Winogradow ermahnt Eademakow, das Glas vollends auszutrinken, bevor es wieder warm
wird. Schon ist’s gekippt und ersterer wischt sich letzte Tropfen von den
Lippen.
Nach all diesen und weitaus uferloseren Episoden, unter denen sich so
mancher Lachmuskel mit der restlichen Gesichtsknorpulatur im Klinsch
befindet, werden die Gläser gen
Nordsachsen gehoben, wo der heute sich im Krankenstand befindliche Forscher
Gurt Kaktus das Lager hüten muss. So fällt u.a. eine der immerhin drei
geplanten Verkostungen hochgeistiger, pratajevlastiger Getränke aus.
Andererseits könnte auch gefragt werden, was wohl geschehen wäre, wenn zu aller
Trinkbarkeit noch berühmte Kaktus-Sorten wie „Flying Helga“ oder „Pratazotti“
hinzu addiert worden wären. Man will es sich gar nicht vorstellen; Wittenbergs
Innenstadt, in der noch echt-seltenrunde
Außenfenster verbaut wurden, sähe heute gewiss ein wenig anders aus.
Doktor Makarios erblickt unterdessen von Ferne eine Gruppe dem Pub
zustrebender Lehrer, die wenig später verkünden, im Laufe des Abends dem Ganzen
unbedingt bewohnen zu wollen. Ebenso erfreut sich die Gemeinde über das
Erscheinen von Peter Richter aus Wismar. Ein großes Hallo dem Visionär, denn
die Idee mit den Lampen sollte sich im weiteren Tourverlauf noch als äußerst
nützliche Erscheinung anbieten.
Das Konzert beginnt
feucht, fröhlich, rasant. Gleich zu Beginn hagelt es gelben Schnaps. Doktor
Pichelstein ist verzückt, Doktor Makarios führt die nächtlichen Bewohner des
Irish Harp auf Pratajevs Reisen. Links wie rechts und geradeaus sprengt die
Zustimmung Bände. Leckeres Astra perlt auf der Bühne nach innen, während es
nach außen nur so strömt. Dann wird pausiert, treten die Pratajev-Gladiatoren
Winogradow und Eademakow in den Ring und präsentieren eine teils bulgarisch,
teils deutschübersetzt tönende Ballade über ein Schicksal am Strand von Irakli.
Die Worte Eademakows „Nun trag ich dein Kind im Bauche / Deinen Verrat im Herz
/ Schnaps ich trink und Tabak rauche / Es bleibt nur noch Schmerz“ zu den
Gitarrenklängen des Winogradow lassen Blumen sprießen und auch welken. Die
Doktoren nicken zustimmend, rasch geht’s in der Folge weiter, denn auf einem
„Kleinen Pratajev-Kongress“ will unbedingt und immer ein Geschwindigkeitsrekord
auf der Akustikgitarre gebrochen werden. Das Rennen entscheidet eindeutig die
„Harte Wirtin“ für sich. Doktor Pichelsteins Finger und Handgelenke wirbeln,
als gäbe es kein Morgen, doch zur Belohnung einen Schnaps.
Die Lehrerschaft,
mittlerweile Teil des Gedränges, beinhaltet, zum Erstaunen des Dr.h.c.mult. Mary Fiction, sogar eine Schulsekretärin namens
Sabine oder hieß sie doch anders? Jedenfalls bekommt sie Berliner Komplimente
und lächelt ganz stolz. Der Pratajev-Reigen befindet sich mittlerweile im
Zugabeblock bei „Wünsch dir was“, unterbrochen von zigmal „Schnapsbar“. Die
Spendendose für die notleidenden Wirte von Miloproschenskoje lässt keinen
Tauschhandel zu. Das Volk dankt B.N. Guinnessoff für die Realisierung eines äußerst gelungenen Abends und
darf sich ruhig ärgern, den verpasst zu haben. Lang ist nicht zu Ende; selbst
kurz vor Toreschloss wird Doktor Pichelstein noch in die so genannte „nächste
Kneipe“ verschleppt. Im Wissen, die Pension keinesfalls im Alleingang wieder
finden zu können. Und während Winogradow dortselbst, vom Publikum angefeuert,
zur Gitarre greift, kreist das letzte Kaltgetränk im Kopfe.
Sonja oder Sabine
und nicht Anke Wolf. Oder: Der betrunkene Hund. Oder: Ein Mann ohne Bauch ist
wie ein Haus ohne Garten. Oder: Schlips aus Nille (274)
20. April 2013, Birkholz/Haus-
und Hoffest
Während sich im fernen Bayern Präsident Hoeneß kräftige Wurstwasserduschen
gönnt, gibt’s Frühstück im Pensionshaus. Die harte Wirtin fragt streng in die
Ecktischgemeinde hinein: „Wer war gestern der Letzte?“ Betreten schaut man
drein. Selbst die Uhren schweigen. Obwohl es hunderte davon im Speiseraum gibt.
Winogradow geht dazu über, Doctor Pichelstein in Weckposition zu bringen. Das
Telefon klingelt, der völlig zerknautschte Gitarrendoc nimmt Worte wie Aufträge
aus teleskopischen Fernen war. Einer besteht darin, Dr.h.c.mult. Mary Fiction
Leben einzuhauchen. Schließlich geht’s Frühstück nur bis um Zehn und der harten
Wirtin gelüstet es, den Schuldigen, den Letzten zu tadeln, wenn nicht gar zu
peitschen. Denn – wer es auch immer war - ließ das Tor nächtens offen stehen
und belud's trunkene Gewissen mit fallenden Wandbildnissen.
Derweil erscheint Pichelstein auf der Bildfläche, hatte keinen Erfolg im
Weckerjob. Die harte Wirtin will es besser machen und besiegelt schließlich das
Schlafschicksal des Dr.h.c.mult. Mary Fiction. Die Pratajev-Entourage I, nun
vollzählig versammelt, versucht sich im Vergangenen, nicht in der Historie, so
doch an der Wundertüte gestrigen Erinnerns. Bis zum Aufbruch gemahnt wird,
schließlich will gewusst werden, wie es der Entourage II nach dem Aufbruch aus
dem Irish Harp, resp. Teehaus Protnik, gerade geht, ob Sinne und Morgenglück
bereits am Kaffeetopf saugen. Treffpunkt ist der Ort des Kleinen Kongresses,
bis dahin versucht man sich im Sightseeing. Doch selbst kleinste Ideen wie „Ich
geht mal zur Bank Geld holen“ (Eademakow) scheitern in ihrer angekündigten
Umsetzung dergestalt, dass am Ende nur noch Platz genommen werden kann. Beim
Italiener werden Kaffee und Elektrolyte geordert. Winogradow leidet still in
sich hinein. Am fittesten erscheint Doctor Makarios und an den Wänden kleben
Plakate, neue Thesen mit der Aufschrift „Jesus kommt auch zu Dir“. Eine nette
Geste, Männer mit Klobrillenbärten huschen daran vorbei. Reiher ziehen über der
Stadt auf der Suche nach dem nächsten Fischmarkt.
Fürst Fedjas Entdeckung des Spätmorgens: die nächtens noch ins entferne
Schankwirtschaftsheldenheim des Brotnowaljow Numski Guinnessoff schwer
getragene Rollreisetasche lässt sich prima hinter sich her ziehen. Ein
Handgriff reicht, schon geht das. Guinnessoff selbst trägt eine schwerkalibrige
Sonnenbrille; Handschläge müssen verrichtet, Möbel verrückt und die Anlage
verstaut werden. Doktor Pichelstein würde gerne mit anfassen, nur lähmt der
Gedanke, gleich fahrtüchtig ins Auto steigen zu müssen derart, dass das nicht
klappt. Winogradow betreibt unterdessen Selbstheilung, stärkt sich mittels
Chinasuppe. Farben kehren zurück, dorthin wo gestern noch welche waren. Und
eine kleine, mittelalterliche, gestrig anwesende Reisegruppe ruft ins Pub,
Finger Richtung Doctors zeigend: „Guck an, die sind ja immer noch da“.
Mittenmang reift ein wohl überlegter Entschluss des B.N. Guinnessoff. Auf nach
Birkholz, ins Brandenburgische. Nur Dr.h.c.mult. Mary Fiction muss heimwärts.
Entourage I: Seichte Fahrt voraus, mit Stopp am Bahnhof Königs-Wusterhausen.
Entourage II: Fürst Fedja am Steuer erst vor, dann hinterm Doctorenaudi.
Jeweils im Schneckentempo, geschuldet höchster Konzentrationsgebaren des
Gitarrendoctors. Zeitweise fährt Pichelstein so langsam, dass Navi-Doctor Makarios
die Kreuzinschriften am Wegesrand lauthals rezitieren kann. Sätze wie: „Aha,
der Kevin“ – „Und hier, die Simone“, lassen das ausgeschaltete Radio bis zur
Bundesligakonferenz vergessen. Die Miniatur-Friedhöfe an den Dorfalleen wurden
zudem hübsch hergerichtet mit Blumen, Kerzen und frisch vom Jahrmarkt
geschossenen Kuscheltieren. „Daniel und Mandy“. Wobei Daniel ein recht kleines
Kreuz geschnitzt bekam, Mandy hingegen ein größeres. Vermutung der Doctoren:
Daniel saß am Steuer, als der Baum immer näher kam, trug große Schuld auch am
Tode der Mandy, deren Freund Rico nun die Jaqueline vom Daniel tröstet. Einer
muss es ja tun.
Ja, man spinnt so vor sich hin, hungrig ist man auch, schließlich werden
auf der Landkarte deklarierte Straßen zu Privatwegen. Legebatterien voller
Schlaglöcher tun sich auf; die Szene gemahnt an einen Truppenübungsplatz. Jeden
Moment müssten russische Panzer vorm Auto auftauchen. Dann: ein Ort mit
Restaurant an einem nicht näher inspizierten Gewässer. In Zesch am See wird
wenige Kilometer vorm Ziel getafelt was das Zeug hält.
Die Ankunft bei Haus und Hofe in Birkholz lässt beide Entouragen wieder
verschmelzen; die verehrten Kalf und Chrissi stehen zur Umarmung bereit. Großes
Hallo! Der Abend geruht zu beginnen; die Festgemeinde vergrößert sich mit jedem
Toraufschlag. Hähne krähen, Schafe blöken um ihren kritisch dreinschauenden
Bock. Die Leichtigkeit des Seins erfasst einen sofort an diesem Ort der Labsal
und Muße. Irgendwer gemahnt stets, doch langsam Gitarren und Koffer auf die
hübsch angerichtete Freilichtbühne zu tragen. Doch Doctor Pi bietet Faulheit
feil, sagt Sätze wie: „Man muss sich erst langsam ans erste Bier heran tasten.
Das lässt sich nicht so einfach stürzen“. Ein Promillen-Hund, der diese beiden
Sätze leider nicht versteht, huscht vorbei und wird zum Freund.
Als die Bühne gebaut, erste Schalen an Köstlichkeiten im Kollektiv genossen
wurden, wird aus Sonja oder Sabine plötzlich nicht Anke Wolf. Denn wenn sich
Berliner und Sachsen sprachlich duellieren, aus „angewolft“ Anke Wolf wird,
wobei „anwolfen“ bedeutet, dass ein Mann eine nicht immer hübsche Frau (sagen
wir mal) „anbaggert“, sprießt’s Gelächter in die Gesichter wie leuchtende
Gloriolen. Und einmal damit angefangen, gibt’s kein Halten mehr. Pichelstein
erhält Nachhilfestunden in Sachen „Sächsisch für weltweit Fortgeschrittene“.
Makarios, Fürst Fedja sind in einem derartigen Element, dass dem
Ansbierherantrinker ganz schwindelig wird. Was eine Nille ist oder dies oder
das – ratlos zucken die Schultern. Aufklärung folgt indessen rasch. Winogradow
zommt aus dem Handtelefon Hilfsdateien herbei und aus einem Schlips aus Lurch
wird eben einer aus Nille.
Nach dem Soundcheck geht’s gleich weiter, werden bewegende Themen und
Projekte besprochen. Wieder einmal steht der Jahresbildkalender „Katzen im
Straßenverkehr" Pate, Wahl der Monatsmisskatze eingeschlossen. Eademakow
und Winogradow tun sich besonders in der Feminisierung maskuliner Substantive
hervor. Ein ums andere Male, eigentlich stets und ständig, bewegen sich die
Entourage-Protagonisten Richtung bestens gefüllter Schnapsbar. Besonders der
Weg zu den Whiskeysorten hinterlässt wahre Trampelpfade. Gelbe Schnäpse lagern
derweil im Eisfach, denn gleich soll’s starten, das Gartenkonzert und wer die
Doctoren kennt, der weiß, womit man ihnen Gutes tut.
Vor der Bühne sind nunmehr alle versammelt; los geht’s mit den Erben
Pratajevs. Die Luft ist geschwängert von Substanzen, die Kinder tanzen mit dem
Club der schönen Mütter ums Feuer. Wieder gelingt ein Gitarrenweltrekord.
„Schnellster Gitarrist von Brandenburg“. Gegner sieht man keine. Nur Sebastian
Vettel überholt von Ferne mit seinem Brauseauto. Aber das zählt nicht. Was
allerdings zählt, mit einem Male, das sind zwei entsetzte Kinderaugen. Tränen
kullern, denn soeben stimmte Doctor Makarios die Pratajev-Weise „Tote Katzen im
Wind an“. Was man alles so anrichtet im Kinderherzen. Aber das Leben ist kein
Ponyhof, oftmals hängen sogar auf Ponyhöfen Katzen an Birken herum. Der Rest
vom Fest wiegt Rümpfe, trägt Schleim am Arm; der gelbe Schnaps paart sich mit
dem Weißen aus entfernten Republiken. Oder aus dem Netto. Man weiß das immer
nicht so genau.
Je dunkler es wird, desto näher rücken die Doctoren ans Feuer heran.
Katzenaugen kleben am Mikroständer, damit Pichelstein einigermaßen weiß, wohin
die Finger greifen müssen. Und wenn sie doch mal danebenliegen, macht das alles
nichts. Denn der Abend, die Party, das feine Beisammensein gipfelt von Minute
zu Stunde vor sich hin. „Der Bauch“ gelangt zu Gehör und aus dem Club der schönen
Mütter folgt ein durchs Mikro gesprochener Satz: „Ein Mann ohne Bauch ist wie
ein Haus ohne Garten“. Sofort recken alle Männer ihre Bäuche stolz und
erhobenen Hauptes ins Feuer. Eine Performance, die gar nicht besser hätte
einstudiert werden können - Youtube, wo warst du, als man dich wirklich
brauchte? Dann folgt die finale Schnapsbar, nimmt alles seinen schwankenden
Gang, seinen tönernen Lauf, füttert Winogradow den Grill mit Steaks und
prächtigen Würsten. Doctor Pichelstein hält sich zuletzt am besungenen Ort
fest, kann die Lieblingssorte Whisky nicht ertasten, nicht erahnen. Eademakow
tritt helfend auf den Plan, gießt ein.
Der Hund ist betrunken, die meisten anderen ebenfalls. Auch Guinnessoffs
befüllter Schlafsack regt sich nicht. Nur keiner hat es so schwer wie der
Gitarrendoc, denn der muss jetzt in die Kammer hinauf, über Stufen kriechen.
Doctor Makarios bettet ihn sanft und Fürst Fedja entdeckt eine volle Flasche
Russensirup. Wie heißt es so schön auf den Eishockeyrängen, beim Bully? "Hinein,
hinein".
Dynamo! Im
Autokorso der Eisbärenfans (275)
21. April 2013,
Berlin/Dunckerclub
Langsam erwachen die Gemüter; Doktor Makarios ist
bereits ein wenig länger unterwegs an frischer Natur, als sich Fürst Fedja zur
Ruh begibt. Doctor Pichelstein hilft mit einer
Anti-Russensirup-Talcid-Kautablette aus. Ein erster Versuch, den Dingen des täglichen
Lebens folgen zu können, misslingt kräftig. Also wieder hoch in die Kammer,
Augen zu. Beim nächsten Aufstehversuch wird draußen bereits heftig am
Frühstücksbuffet gewerkelt. Kalf, Chrissi, Guinnessoff, Winogradow, Makarios,
Eademakow und all die Verbliebenen lassen den Abend noch einmal Revue
passieren. Worte wie „Dreilochstute“ fallen - kaum einer kennt mehr den
Zusammenhang. Warum Sätze wie „Du grinst ja wie ein Schwein“ fielen, wer kann’s
rekapitulieren? Nur, dass Peter Richters Lampen wahrlich von großem Nutzen
waren, als sich der Merchkoffer in völliger Dunkelheit öffnete, wird als
gesicherte Erinnerung in die Annalen der Nacht eingehen. Und natürlich die
Randbemerkung, im Haus habe es nächstens aus allen Ecken und Winkeln heraus
geschnarcht, dass die Wände wackelten.
Einer der Gäste erhebt sich aus seinem schweren
Liegewerk, spaziert vorbei am nach wie vor schwankenden Hund, biegt um die
Plumskloecke. Deutlicher kann man nicht erbrechen. Darauf angesprochen,
verschwindet er beleidigt unter den Worten: „Ich hab gar nicht gebrochen“ in
eines der Autos. Es folgt: leckeres Rührei, viel Kaffee, noch ein Schläfchen.
Herrlich ist’s, weil man hier ist, selbst Fürst Fedja erwacht nun. Guinnessoff
fährt ihn zurück gen Lutherstadt, Heldentaten, so sehen sie aus. Wenig später
brechen Winogradow und Eademakow auf in die Hauptstadt. In sechs Stunden
startete das nächste Doctors-Konzert.
Die Zeit bis dahin scheint ausreichend. Makarios
und Pichelstein, mittlerweile in Groß Köris, angekommen, dabei an wohl genährten
Damen mit Hartz-4-Frisuren vorbeifahrend, gelüstet es nach Kuchen in der
Sommerfrische. Im Hotelrestaurant „Zur Seeterrasse“ wird man fündig. Vorm
Gebäck gibt’s Kartoffelsuppe, auf dem Wasser ramentern Enten, Seehühner und
fischschnappende Raben.
„Mein Doktor, was ist
eigentlich eine Hartz-4-Frisur?“
„Das ist eine mit vorne kurzen, hinten langen Haaren und einem Klecks Leuchtstofffarbe in der Mitte.“
„Aha. Eine Discokugelfrisur. “
„Mit einseitigem Bart.“
„Wenn man so will, ja.“
„Wie sagt eigentlich der Brandenburger: Gabi geht geradeaus in ihren Garten?“
Und so weiter und so fort….
„Das ist eine mit vorne kurzen, hinten langen Haaren und einem Klecks Leuchtstofffarbe in der Mitte.“
„Aha. Eine Discokugelfrisur. “
„Mit einseitigem Bart.“
„Wenn man so will, ja.“
„Wie sagt eigentlich der Brandenburger: Gabi geht geradeaus in ihren Garten?“
Und so weiter und so fort….
Kellnerin Heike, braungebrannt wie drei
wasserstoffblonde Chicken Wings nach dem Solariumbesuch, trägt ertüchtigende
Getränke herbei. Fein macht sie das. Und los geht’s, zum Endspurt auf die
Hauptstadt. Der Dunckerclub ist das Ziel. Die sich darin verortete
„Schoenegeisterschau - Ein Abend mit Pratajev und The Russian Doctors“ ein
probates Mittel, um den Sonntag ausklingen zu lassen.

Völlig ruiniert erreichen die tapferen Erben
Pratajevs viel zu spät die Dunckerstraße. Veranstalter Hendrik, samt
bezaubernder Katzendame Sandra, werden begrüßt. Das Maximum an Erleichterung
ist erreicht und potzblitz! Es dauert nur fünf Minuten, bis ein Parkplatz
gefunden ist! Fünf Minuten! In Berlin! Einen Parkplatz gefunden! Einen, von dem
man nicht verschleppt werden kann! Da es im weiteren Verlauf, geschuldet der
Schwächezustände des Gitarrendoctors, keine neuen Rekorde zu vermelden geben
wird, bleibt dies der heutig einzige.
Claudia, Fotografin, Filmerin u.a. des letzten
Die Art-Videos, schaut vorbei. Winogradow, Eademakow lassen sich frisch
geduscht blicken. Welch Freude! Und was soll’s. Her mit dem bulgarischen
Schnaps, selbstgebrannt. Reinigung muss sein, wenn schon nicht von außen, so
denn wenigstens von innen. Pichelstein hebt den Becher. Leben wird es geben.
Jesus! Und all das.
Die Bühne aufzubauen, auszuleuchten war vorab ein
Akt der Verzweiflung. Jeder Schritt trug Bleifuß, nun ist es geschafft, füllt
sich der Club, kann bald begonnen werden. Impressario Hendrik begrüßt die
Gäste, Doctoren spielen, abwechselnd wird aus dem Haus aus Stein und aus
neusten, ganz frisch entdeckten Werken Pratajevs gelesen. Dann wechselt der
geneigte Impressario das Genre hin zum Forscher, trägt ebenfalls bei, ermittelt
in Sachen Fetisch. Zum großen Abschlusskonzert stimmt auch endlich die Gitarre.
Der zuvor verheerende Kampf mit dem Bodenstimmgerät geht eindeutig an
Pichelstein. Lange nicht so geschwitzt. Weltpremiere feiert eine
herzergreifende Ballade namens „Man weiß nicht wie es geht“. Schon bald in
kleiner Raritätenserie, als CD immer dabei, solange der Vorrat reicht. Mit
vielen bekannten wie unbekannten Risiken und Nachwirkungen. Anspieltipp: „Die
Dünne“ in der Version Pi.
Schlussendlich: die Lichter, die Protagonisten
des Abends strahlen, aller Hände Beifall tut unheimlich gut; das langsamste, dafür
sicherlich herzergreifendste Konzert der gefühlt letzten drei Jahre nimmt ein
Ende. Raus geht’s in die Schnapsecke zu Dr.h.c.mult. Mary Fiction, dem
Bootsmann. Lange wird nicht mehr verweilt; ein Taxi rauscht heran und eine
schöne Dreifach-Katzennacht, weich und gemütlich, wartet unweit von hier.
Der Ersatz-Prinz (276)
10. Mai 2013,
Garbisdorf/Quellenhof
Die Zeit der Muße war nur kurz; nach dem
Goldeck-Spektakel auf dem Berliner Remili-Spreeschiff am Mittwoch, einer
Folgenacht, die an anderer Stelle gewiss noch Erwähnung finden wird, versammelt
sich der erweiterte Doctorentross am Labelbüro, bereit, wieder fahrtüchtig, zu
neuen Abenteuern. Fürst Fedja steuert den BMW. Doctor Pichelstein den Audi. Und
weil bereits am Samstag der Goldeck-Tanker in Jena Station machen wird, ist
Gitarrenmatrose Shiva gleich mit an Bord.
Das Ziel ist die Eröffnung des 13. Göpfersdorfer
Holzbildhauer-Plenairs im malerischen Grenzgebiet zwischen Thüringen und
Sachsen. Doch bevor das Land des Pratajev-Kongresses 2013 angesteuert wird,
ereignet sich an der Shell-Tankstelle Borna-Eula eine Wurstübersättigung mit
späterhin für Pichelstein weitreichenden Folgen. Denn die Wurst, eine bockige
mit Senf, ist eindeutig zu groß. Alle anderen orderten zuvor, gesegnet mit dem
Quell der Vernunft, die S-Variante für den kleinen Hunger.
Als das 400-Euro-Jobmädchen indes den arglos hinzu
stromernden Pichelstein befragt, sagt der nur: „Groß“. Wie zauberhaft doch
Tankstellenmädchen lächeln können, selbst wenn sie die 50 lange überschritten
haben. Eine XXL liegt auf dem Teller. Die ersten Hapse klappen, dann wird es
schwer. Versuche, Fürst Fedja oder Makarios Großreste anzudrehen, scheitern.
Die Teilzeit-Kindheitstraumata des Gitarrendocs aber rufen: „Iss, Junge, iss,
dann gibt es morgen schönes Wetter; die Kinder in Afrika würden sich freuen, so
eine tolle Wurst am Spätnachmittag verputzen zu dürfen (…)“
Gefüllt wie eine pralle Dönertüte, unkontrollierbare
Geräusche dabei von sich gebend, Wurst aus dem Zahn heraus piepelnd, ohne
Verdauungsschnapskonsum in Reichweite, setzt Pichelstein die Fahrt fort. An den
Wegesrändern lassen sich, nach der Abzweigung ins Thüringische, die Kreuze
vermissen. Discounfälle: Fehlanzeige in Ermangelung an Discos. Dafür sprießt
die Natur aus jeder Ritze, ein ländliches Idyll bis hin zum Quellenhof und auch
darüber hinaus.
Die Begrüßung durch das Ehrenmitglied der
Pratajev-Gesellschaft, Nikolaj Plautski, ist herzergreifend. Dann kartoniert
und schnapsergreifend; schon löst sich die bockige Wurst ein wenig, verhindert
aber dennoch die Lust, ins dargereichte Fettige zu greifen. Das aber wäre klug
gewesen. Dann einzig eine Bockwurst stellt keine befriedigende Grundlage für
eine wilde Doctors-Sause dar. So ist es nun mal und man benötigt keinen
Eselsführerschein, um solches Wissen zu beweisen.
Die Künstler, ihre Entourage, Nachbarn, Freunde,
Dorfbewohner – alles versammelt sich mittlerweile im Atelier. Rasch wird die
Bühne aufgebaut, eine Klangprobe genommen, schon kreist der Schnapskarton
erneut, steht der Becherovka, der Bulbash kühl im Eise. Diskussionen, ob der Leipziger
Osten, speziell die Eisenbahnstraße, immer noch ein lebend’ Trümmerfeld
darstellt, wo Bäume nur deshalb nicht aus Häusern wachsen, weil die Häuser
ständig brennen, verebben mit dem an Pichelstein gerichteten Satz: „Wenn ich
mir deine Frisur so betrachte, könntest du auch bei den Prinzen mitmachen“.
Verdutzt starren alle auf die Fläche oberhalb von Doctor Pi’s Sonnenbrille. Der
das sagt, ist Künstler, Dorfbewohner oder alles zugleich. Man einigt sich
schließlich auf die Funktion eines Ersatz-Prinzen. Die gute Landluft birgt
interessante Ideen; lieber Sebastian, wenn Du das hier liest, keine Sorge. Ein
Doctor bleibt ein Russian Doctor.
Plötzlich, die Reden sind verebbt, verschwunden wie guter
Wein, heißt es für Makarios und Pichelstein: Ab in die Pratajev-Ecke, der
„Schönen aus der Stadt“ gelüstet es, hervortreten zu dürfen. In Reihen sitzen
bereits Damen und Herren, dem Kulturbeitrag harrend, während an der Schnapsbar
die Drehverschlüsse knirschen und die Korken plöppen.
Pichelsteins Bockwurst verursacht mittlerweile
fürchterliches Sodbrennen; Talcid schafft Abhilfe. Dann ist sie mit einem Male
verschwunden, die Wurst. Hunger, Pichelstein leidet Hunger und spielt
bereits das dritte Lied im Programm. Statt Hack gibt’s Schnaps, immer wieder, der sich zunächst wohlig in die leere Magengrube legt, dann in Strohhalmmanier gen Blutzirkulation gerät. Bis zur Pause. Erschöpft sinkt der Gitarrendoc draußen nieder; neuerliche Ersatz-Prinz-Diskussionen halten vom Verzehr fetthaltiger Nahrungsmittel ab. Weiter geht’s mit dem Russen im Keller über die Tierlieder bis auf einmal ein mumifizierter Frosch die Bühne erreicht. Makarios besieht den einst fröhlich quakenden Teichlüstling; es kommt, was gesungen werden muss: der „Gelbe Fettfrosch“. In der
Historie der Erben Pratajevs die Nummer drei an
Mumienpräsenten. Bis dato gab es eine Ratte und zwei Katzen.
bereits das dritte Lied im Programm. Statt Hack gibt’s Schnaps, immer wieder, der sich zunächst wohlig in die leere Magengrube legt, dann in Strohhalmmanier gen Blutzirkulation gerät. Bis zur Pause. Erschöpft sinkt der Gitarrendoc draußen nieder; neuerliche Ersatz-Prinz-Diskussionen halten vom Verzehr fetthaltiger Nahrungsmittel ab. Weiter geht’s mit dem Russen im Keller über die Tierlieder bis auf einmal ein mumifizierter Frosch die Bühne erreicht. Makarios besieht den einst fröhlich quakenden Teichlüstling; es kommt, was gesungen werden muss: der „Gelbe Fettfrosch“. In der

Vorm heftig umjubelten Zugabeblock wird den Wirten aus
Miloproschenskoje ein klapperndes Denkmal gesetzt. Fürst Fedja sei Dank. Der
Unbill der Bockwurst führt zu ersten Ausfallerscheinungen. Gerade noch gelingt
es Doctor Pichelstein die Galerie der schönen Malkünste Richtung frischer Brise
zu verlassen. Schon erklärt er Shiva sein Leid, unterschreibt noch ein paar
Tonträger und macht sich auf kleiner Reise davon. Über Hügel, Stöcke und Steine
geht es wenige Meter nach rechts. Eine Bank, auf der gewiss manch Armer schon
saß, ist das Ziel. Eben noch in die Sterne schauend, bettet sich das müde,
trunkene Haupt auf hartem Holze. So kann auch nur von ungefähr berichtet werden,
was dem Pratajev-Tross in wenigen Metern Abstand derweil noch wiederfährt. Sei
es der spontane Erwerb einer Holzplastik, seien es die Lobeshymnen der älteren
Semester auf Makarios, dem beschieden wird, mindestens die Aura eines Joachim
Schwanzers, also eines Joe Cockers, zu verströmen. Sei es der Sturz des Shivas
über strenge Zeltdrähte, auf dem Weg zur langsam anrollenden Suche nach dem
schnellsten, verschwundenen Gitarristen von ganz Garbisdorf.
Doch Ende gut, alles gut. Nicht bei den Lebendfröschen
wird dauerhaft genächtigt; die Helden der Landluft, Fedja und Plautski, sammeln
Pichelstein von der Bank, schultern ihn, leiten ihn zum Gästehaus und am
nächsten Morgen kräht der Hahn ein Lied von Matthias Reim.
Rhabarber
an der Schnapsbar (277)
14.
Juni 2013, Chemnitz/Subway to Peter

Die Tradition, dass es im Subway erst
so gegen 23 Uhr mit den abendlichen Konzerten losgeht, wurde vollends
verdrängt. So trudelt nichtgrillwilliges Volk an diesem feinen Sommertag
entsprechend spät ein. Schön anzusehendes Weibsvolk wird gleich zur Begrüßung
mit „Na du Drecksche“ umgarnt. Bis dahin gilt es, die Bühne spielfähig zu
machen, frisch vom Händler eingetroffenen DIE ART-Wein dem Merchstand zuzufügen
und sich allerlei Unsinn zu berichten. In mindestens zehn Jahren wird es
nämlich so weit sein, dass die Nahrungsverweigerung studentisch angeführter
Randgruppen ihrem Höhepunkt entgegen strebt. Gegessen wird dann gar nichts
mehr. Weder das, was vom Baum gefallen ist, noch das, was nur so aussieht, als
wäre es ein Mett-Igel.

Der vorab abgelegte Schwur, heute
keinen Knoblauchschnaps zu trinken, hält sich die ganze Nacht. Aber! Im Subway
gibt es eine neue Bar-Köstlichkeit. Rhabarberschnaps. Zwischen zwei Mexikanern
serviert, ein sinnvoller Genuss fürs Intervall. Dann ist Pause. Neues in Sachen
Geocaching wird Pichelstein erörtert; die Fraktion der Feldrandfrauen und
Männer könnte in Zukunft gar Rümpfe wiegen. Gefunden werden müssen: The Russian
Doctors. Makarios und Pichelstein harren derweil, wohl gelitten, ihrer Dinge in
einem sanierten und prächtig hergerichteten Bau oder Erdloch. Frisch gefunden,
wird hernach konzertiert.
Der Abend ist mittlerweile tiefste
Nacht; Teil zwei des Konzertes, der Wunschblock, die Zugaben sind vorüber. Ein
letztes Tablett Rhabarber macht die Runde, so wird es Zeit fürs Taxigehen. Die
Gitarren geschultert, auf ins dankbar hergerichtete betreute Wohnen. Wo ein
roter Kirschmond im Glase süßlich seine Runden zieht.
15.
Juni 2013, Leipzig/ Brauhaus Napoleon

So ist die Freude groß, als das Brauhaus Napoleon, unweit des Leipziger Völkerschlachtdenkmals, vom Tourtross angesteuert wird. Teilausgeruht von den Umständen des gestrigen Chemnitz-Ausfluges, das Geschimpf zweier Wellensittiche noch im Ohr, folgt die Einführung in den Ablaufplan, werden Kisten, Boxen, Gitarren in eckbühnenreiche Positionen gebracht. Schon flitzen die Kellnerinnen, reichen Kaltgetränke und Speisekarten. Ein Weg rauf, einer runter. Napoleon selbst, als strammer Uniformist in Nebentätigkeit unterwegs, versprüht Glanz, Gloria und auch Untergang. Shiva hat wenig später Glück, als einer der rennenden Servicekräfte ein Tischtranchiermesser von einem mit allerlei Schwein behafteten Teller entgleitet. Knapp verfehlt es sein Ziel. Blut wird indes nicht vergossen; die Schlacht findet ausschließlich vor jetzt anrückenden Tellermanövern statt. Lecker ist’s, es mundet fein, so darf es für die Doctors immer sein. Denn, wie gestern im Subway to Peter bereits in Dauerschleife festgestellt: so gesund und munter ein vegetarisches Mahl auch sein mag, es führt nur dazu, hinterher gleich wieder Hunger zu haben. Nennen wir das mal den Mc-Donalds-Effekt.
Das Konzert sieht mehrere Blöcke vor;
so legen sie dann los, die Herren Makarios und Pichelstein. Zarte Beifallswogen
branden darin; sobald die weitläufigen Pratajev-Themen Schnaps, Tiere,
Veterinäre gestreift werden, ist die Aufmerksamkeit besonders munter. Im
letzten Part ist Platz für den Fetisch und so schunkeln sie alle dahin, in
Worten, Werken und Taten. Beim Bücken. Völlig verschwitzt danken die Doctors,
verneigen sich vorm Applaus, um sich in kollateraler Erschöpfung an
erfrischender Biergartenbrise zu laben. Einer arbeitet noch, Fürst Fedja. Mit
einer Engelsgeduld wird kauffreudigen Veterinären der Inhalt einer jeden
Russian-Doctors-CD bereitwillig erörtert. Verkaufsschlager, natürlich: „Tote
Katzen im Wind – Lieder eines Veterinärs“. Möge die geneigte Kundschaft
Pratajevs Weisen in bisher verschlossene Welten hinaustragen.
Hot
Docs verschmähen Schurkenstaatenschnaps (279)
22.
Juni 2013, Leipzig/Westbesuch
Eigentlich hatten sich die Doctors auf
ein freies Wochenende gefreut, mal blau machen statt grün zu werden.
Tomatenplantagen auf Vordermann bringen, abends, mit einem guten Schluck in
Händen, selbstgezogene Erdbeeren und allerlei vom Grill verdrücken. Sich von
den Strapazen der Woche erholen, Teilzeit-Schreibtisch adé. Das war der Plan.
Doch nein, ein Anruf aus Plagwitz bescherte ein zusätzliches Konzert im
Jahreskalender. Warum nicht? Auf Westbesuch gehen, zum Straßenfest, ein
Heimspiel sollte es werden und wurde es auch.
Die Sonne lässt alle Freitagsunwetter
vergessen, als Tiefgaragen unter und Wohnzimmer im Wasser standen. Betroffen
war allerdings nur der Leipziger Süden, dort, wo die Karl-Liebknecht-Straße
fließt. Auf der Karli-West, der Karl-Heine-Straße, fließt derweil Publikum von
Stand zu Bude. In, wie der Spiegel im Frühjahr so schön berichtete, „better
Berlin“, wird konzertiert. Direkt vor einer Hot-Dog-Bewirtschaftung. So
mutieren, geschuldet den Drinks und der Hitze, die Russian Docs eben zu den Hot
Docs. Eine Bühne gibt es zwar auch, doch müsste man die einige Meter verrücken,
worauf gänzlich verzichtet wird; Fürst Fedja, geschwächt ob der Umstände der
vorherigen Nacht (O-Ton: Einmal mit Profis arbeiten) greift in die Vollen, Pratajevs Berliner
Forscherkolleg um die Herren Winogradow und Dr.h.c.mult. Mary Fiction fasst mit
an.
Schon steht die Anlage zur Beschallung
des Westbesuches im Paket; schnell noch der Ausspruch strikter
Trinkverweigerung in Sachen nordkoreanischen Ingwerschnapses, 60 %, vom Opa des
derzeitigen Diktators vor Jahren an Winogradows Vater verschenkt. Gerne hätte
man probiert, doch die gelbe Flüssigkeit schäumt mit weißem Aufsatz und gemahnt
eher an eine Chemiekatastrophe auf dem Miloproschenskojer Feuerlöschteich, denn
an ein leckeres Stelldichein, bzw. Kippdichein. Das Auge trinkt eben mit, hm,
vielleicht stellt sich eher noch die Frage, ob nicht
diverse Augen mitgetrunken werden? Hut ab vor den furchtlosen Verkostern Vincent und Shiva. Dennoch: Mittlerweile befindet sich die Flasche im provisorischen Pratajev-Museum. Na, vielleicht um Besucher damit zu verköstigen. Wer weiß? Vom historischen Wert ist der Speiseröhrenreiniger nämlich schon aller Ehren wert. Echter Schurkenstaatenschnaps!
diverse Augen mitgetrunken werden? Hut ab vor den furchtlosen Verkostern Vincent und Shiva. Dennoch: Mittlerweile befindet sich die Flasche im provisorischen Pratajev-Museum. Na, vielleicht um Besucher damit zu verköstigen. Wer weiß? Vom historischen Wert ist der Speiseröhrenreiniger nämlich schon aller Ehren wert. Echter Schurkenstaatenschnaps!
Dann geht’s los, starten die Heimatweisen
des großen Dichters Pratajev. Laut Vertrag soll eine Stunde konzertiert werden,
doch da 60 Minuten nun mal knapp bemessen sind, um wenigstens einen kleinen
Einblick ins russische Landleben zu erhaschen, wird überzogen. Ohne Pause
geht’s direkt in den Wunschblock hinein. Doctor Pichelstein, heute sehr
experimentierfreudig, gibt Gas, anspornende Vodkabecher werden gereicht. Doctor
Makarios sehnt die Schnapsbar ein ums andere Mal herbei, dann ist’s geschafft,
wurden neue Welten erschlossen und mancher, der vorher noch nie bei den Russian
Doctors war, wird wieder kommen. Liebes Westpaketbesuchspublikum, sehr vielen
Dank! Auch an all jene, die für die notleidenden Wirte von Miloproschenskoje
spendeten. Und so greift sie um sich, die alte Sommertante Nacht. Hier, in
Leipzig-Plagwitz, wo sich Fleischäpfelel und vegane Würstchen sehr lieb
haben.
Rettungsschirme
am Elbufer (280)
29.
Juni 2013, Dresden, Elbhangfest / Alte Feuerwache
Auf zum 23. Elbhangfest. Gleich mehrere
Automobile machen sich aus Leipzig mit auf den Doctorenweg. Heute dem
Pratajev-Tross beiwohnen zu wollen, darf als weise Entscheidung geherzt werden.
Brotnowaljow Numski Guinnessoff, Fürst Fedja, Goldeck-Art-Experte Shiva und wie
sie alle heißen. Doktor Pichelstein trifft als erster an der Alten Feuerwache
ein. Kinderfüße und Aufsteller wurden weder an- noch überfahren. Gar nicht so
leicht, den Spielort zu erreichen. Voll ist der Elbhang, noch scheint die Sonne
und alle haben Hunger, Durst und erfreuen sich an der Verameisung des Menschen.
Eine wahrlich philosophische Wortschöpfung, welche Doktor Makarios, gezeichnet
von den Erlebnissen des gestrigen Fusion-Festivals, eben erst kreierte.

Froh ist man, als die Bühne steht, auch
die Nachfolgepartyskarockband mit allem zufrieden scheint, Grillfleisch an
Ketchup gereicht wird. Nur, dass es ausgerechnet vorm Konzert regnen muss.
Blöd. Doch die meisten Menschen tragen Schirme, Rettungsschirme. Und wenn mal
einer fehlt, kuschelt man sich an den Nachbarn. Als das Intro gegen halb neun
über den Feuerwachenhof donnert, hofft man nur, dass es keine Schlammschlacht
geben wird, dass die Deiche halten, was die Elbe nicht verspricht.
Im Trockenen stehen und über Pratajev
dozieren, musizieren. Leicht gelingt es heute sogar Tanztumulte anzuzetteln.
Pichelstein blickt mehrfach sehr bewundernd ob der vorhandenen Textsicherheit
ins verehrte Publikum. Daraus lässt sich doch bestimmt ein Chor formen. Doktor
Makarios, mit besten Kontakten zur sich linksseits der Bühne befindlichen
Schnapsbar, sorgt für überraschende Strophenverkettungen, des Gitarrendoctors
Saitenhysterie knackt fast den Weltrekord in der „Harten Wirtin“. So tönt,
schreit, singt, spielt es sich mit großer Lust und Laune. Schwitz es sich,
nicht zu vergessen. Selbst die Mücken rutschen am glatten Pichelsteinhals ab
und können sich nicht festsaugen. Aufgeheizt geht’s in den Zugabeblock, nachdem
die heutige Geschichte Pratajevs über große Strecken vorläufig zu Ende erzählt
ist. Die Doctoren überlegen kurzfristig, ob sie nicht zum Stagediving ansetzen
sollten; somit wäre einer pratajevgerechten Schlammschlacht Tür und Tor
geöffnet. Doch nein, nass wie die Schwitzfische aus dem Bolwerkower
Musikerteich, der so heißt, weil Pratajev darin einmal lästige, furchtbare
Instrumente am Tag der Maultrommeln von Igursk versenkte, geht’s in den Niesel
hinein. Auf an die Schnapsbar, an den Grillstand, zur OB-LA-DI-OB-LA-DA-Becherovka-Frau
(die Flasche für 62,50 J). Erkenntnis: Nach jedem Jahr
Elbhangfest, erster Tag, sagen sich die Doctoren: Schöner kann’s nicht werden.
Und glücklicherweise irren sie da.
Schlips
aus Pferd und Senf am Sakko (281)
30.
Juni 2013, Dresden, Elbhangfest / Grottenwirtschaft
Tag 3 des Elbhangfestes, Tag 2 für die
Russian Doctors. Die Regenmacher ließen sich derweil, beeindruckt vom gestrigen
Feuerwachen-Spektakel, außer Landes jagen. Aufgeteilt in die Städte Dresden und
Pirna nächtigten Pratajevs Erben, da insgesamt keine Unterkunft mehr
aufzutreiben war. So streichelt Pichelstein den Mirko-Hund, wohl gelitten, satt
gefrühstückt und weigert sich in jedem Fall den angereichten Tennisball, feucht
wie ein Dutzend Biotope, in die Wallachei zu werfen. Bekanntermaßen führt
solcherlei Tun in eine anstrengende Endlosschleife - mittags, nach einem
vornächtlichen Doctors-Konzert, sollte der ach so überbewertete „Ausgleich“
(Jogger, Kampfradfahrer und Walker reden ja von nichts anderem) nie in
sportlicher Betätigung münden. Vor allem dann nicht, wenn das nächste Konzert
bereits in greifbare Nähe rückt. Und das ist gut so, darauf wird sich feste
gefreut.
Bis der Pratajev-Tross die
Grottenwirtschaft vollzählig erreicht, heißt es: unter brütender Sonne müssen
Autos durch Menschenmengen jongliert werden. Diskussionen gibt’s, wie in jedem
Jahr, an Straßensperren mit energischen Wachfrauen um korrekte
Durchfahrtsgenehmigungen. Umwege tun sich auf, die selbst das ins Telefon
eingebaute Navigationsgerät für zweifelhaft hält. Kurz vorm Ziel dann: eine
halbe Stunde hinterm Notarztgefährt, hinterm Krankenwagen verharren (proppere
Dame mit lustiger Hutkrempe: Wetterumschwung, Kreislauf, Schnaps,
Schotterflechte), bis das erste Kaltgetränk erreicht ist, alle Hände
geschüttelt sind. Herrlich ist’s, danke liebes Team Hendrik! Was für eine
Freude.
Pünktlich um 15 Uhr geht’s los, liegen
mit ordentlich viel Senf gekleisterte Sakkos hinter den Doctoren. Während
mitunter vorne, an der Landstraße, die fröhliche Nachmittagsparty der
Pratajev-Freunde unter ersten Jubelorgien für elbhangweite Furore sorgt. Für
diverse Schnapsverkostungen ist's eindeutig noch zu früh; so fließt zunächst
der Gerstensaft in Strömen, befeuert das Volk. Pferdekarren mit Menschen drauf
schleppen sich vorbei. Und aus dem "Schlips aus Lurch" wird einer aus
Pferd. Familie Biberowitsch stellt Handarbeit vor; der jüngste Spross wünscht
sich sehr den "Löffel aus Holz" herbei. Da ist das Programm bereits
im Zugabeblock, flugs ging's dort hinein. Doktor Pichelstein, aufgeheizt wie
drei Elbedampfer, sorgte dafür - Weltrekord in Dresden! Endlich geknackt! Die
schnellste "Harte Wirtin" seit drei Jahren. Einzig der zweite Löffel
des heutigen Nachmittages wird zur Ballade, was am Merchstand, nach
Konzertende, bei einem feschen Herrn gar sanfte Kritik auslöst. Doch die Idee:
„Wenn ihr langsamer spielt, dauert das Konzert länger“, hm, die geht nicht auf.
Nach den Doctors ist die nächste Combo angesagt.
By the way: Obschon man in
Keimzeit-Geschwindigkeit sicherlich zehn Stunden ohne Pause durchspielen
könnte. Wie dem auch sei: Die Löffelkinder Klein-Biberowitsch samt
Klein-Frau-Doktor halten innen; mit großen Augen wird geschaut. Auf eine Welt,
von der einst Pratajev erzählte. Die noch heute so wahr ist, als wäre sie
allgegenwärtig. Wie es die Weise "Der Wanderer" am allerbesten zu
beschreiben vermag: "So geht's uns gut, so kann es bleiben, man muss nur
wissen, wie man's macht. Soll'n doch die anderen leiden und ärgern sich bis in
die Nacht". In diesem Sinne bis zum nächsten Mal, werter Elbhang, liebe
Menschen aus Nah und Fern. Im September kommen die Doctoren wieder. Zum
Benefiz-Flut-Konzert in die Alte Feuerwache. Das muss sein. Die notleidenden
Wirtsleute aus Miloproschenskoje gaben dazu bereits Ja-Worte.
Motte im Mund (282)
03. August 2013,
Pirna/Hofnacht



Schön durchgezogen ist die Suppe, die Löffel fahren,
löffeln hinein. Wenn’s nur nicht so heiß heute wäre, Doppelportionen wären
sinnvoll und möglich. Im Innenhof streifen beengt junge,
ältere Trunkene umher.
Klammertanz auf dem Weg zur inneren Abkühlung oder meinetwegen auch Einkehr.
Ein Stockwerk drüber fragt man sich, wann The Russian Doctors endlich beginnen.
Doctor Pichelsteins Kopf steckt noch in der Froste fest, Doctor Makarios ist
bereits jetzt dem Sumpf geweiht. Und los geht’s mit Liedern aus Land und Dorf,
zur Abkühlung „Als das Eis kam“. Es hängen
die Katzen, braten die Schweine, hungert die Dünne, fließen die Schnäpse. Dann wird er aus der Kiste gekramt, „Der edle Mann“. Lange verschollen, seit 2004 nicht mehr dargeboten. Stolz und erhobenen Hauptes präsentiert Doctor Markarios im dunkelsten Post-Gothic Strophe um Refrain und Strophe. Schwestern wollen wieder Schwesternschülerinnen sein und Consigliere Ulf, dem diese Pratajev-Weise
heute gewidmet wird, strahlt
heller als eine rote DDR-Turnhose aus den End-80ern.

die Katzen, braten die Schweine, hungert die Dünne, fließen die Schnäpse. Dann wird er aus der Kiste gekramt, „Der edle Mann“. Lange verschollen, seit 2004 nicht mehr dargeboten. Stolz und erhobenen Hauptes präsentiert Doctor Markarios im dunkelsten Post-Gothic Strophe um Refrain und Strophe. Schwestern wollen wieder Schwesternschülerinnen sein und Consigliere Ulf, dem diese Pratajev-Weise

In der Pause wringen sich die Doctoren, so gut es Was
folgt, ist „Pratajev in Prague“, Gläser hoch, als der kürzlich verstorbene
Secret 9 Beat-Tom, die Leinwand betritt. Konzertblock Nummer zwei reiht sich
ein. Dann, als die Elektrolyte im Orkus nicht mehr mehrheitsfähig sind, ist’s
nach der letzten Schnapsbar vorbei. Die wandelnde Volkshochschule Pichelstein
erteilt noch Gitarrenunterricht. Nichts wie zur Suppe, zur leckeren. Denn das
hat man sich jetzt durchaus (sächsisch: ÜBELST) verdient.
eben geht, aus. Fürst Fedja, Winogradow, Eademakow treten als rettende Schnapsboten ins UV-Licht. Dort halten die Motten Rat ab, bevor in Makarios‘ hinterlegtem Schnapsglas, in Pichelsteins sorglos abgestellter Böhmenflasche kollektiv gestorben wird. „Motte im Mund“, so könnte es nach Art Pratajevs heißen, „Kaut sich zwar gut / Ist aber ungesund“.
eben geht, aus. Fürst Fedja, Winogradow, Eademakow treten als rettende Schnapsboten ins UV-Licht. Dort halten die Motten Rat ab, bevor in Makarios‘ hinterlegtem Schnapsglas, in Pichelsteins sorglos abgestellter Böhmenflasche kollektiv gestorben wird. „Motte im Mund“, so könnte es nach Art Pratajevs heißen, „Kaut sich zwar gut / Ist aber ungesund“.
Open Air (bei Wetter) (283)
10. August 2013,
Fürstenwalde/Club im Park
Sonne, Sonne, Sonne – nur je
näher man der Hauptstadt kommt, umso düsterer wird’s am Horizont. Stürmische
Winde geleiten beide Doctoren gen Brandenburg. Erst über Fürstenwalde ist der
Anfangszustand, unterm Gepiepe der Waldspitzenbewohner, wieder erreicht. Angekündigt
ist ein heißes Eintagesrennen im Parkclub. „Open Air (bei Wetter)“ verspricht
die Veranstalter-Homepage. Fürst Fedja reist aus Belarus an; 200-Gramm-Vodkatassen,
versehen mit dem Konterfei der T-Shirt-Reihe, im illustren Gepäck. Und noch
immer wird darüber sinniert, ob nicht doch Unterhosen (männlich) mit dem
Aufdruck „Der Böse“ oder „Der Arme“, respektive weibliches Slipwerk („Beim
Bücken“, „Tote Katzen im Wind“ usw) in die Produktion gehen sollen. Möglichst
aus Biberfellimitat hergestellt. Na, wer weiß.
Am Club schwitzen die Menschen.
Eben erst wurde die komplette Bühne von draußen nach drinnen verlegt. Doch
nein, drinnen wär’s ein Fest für schleimige Arme, so schwülfeucht wabern die
Luftmassen an der Schnapsbar vorbei. Blitzmeldung via Deutschlandradio-Kultur,
doch eher über Facebook in alle Handygalaxien: „Durchnässtes Blätterdach, Regen
der nicht angekündigt war und eine ebenso "sichere" Prognose auf
Nieselwetter haben uns gezwungen die Russian Doctors erneut im Parkclub
auftreten zu lassen. Unsere Dekopläne können wir zum Teil trotzdem noch
realisieren. Dazu bedarf es allerdings helfender Hände (…)“. Doch die besten
Prognosen taugen heute glücklicherweise nichts; Doctoren wollen, erstmals
überhaupt hier im Sommer zu Gast, draußen bleiben und dürfen es schließlich
auch. Alles wieder raus und neu aufgebaut. Pichelstein zutscht (lernt immer
noch fleißig sächsisch in der Fedja-Makarios-Schule) am Astra und guckt alles
andere als gäkig. Heutige Aufgabe: Herausfinden, was eine „Hornstsche“
ist. Erst mal das Gelummbe aus dem Auto zur
Bühnenfeuchte schleppen, einen leicht nachlässigen Soundcheck hinlegen, danach
sich mit Mückenspray eindieseln und warten, was passiert. Herbeigeeilte
helfende Hände, groß und klein, stopfen derweil Fackeln in die Erde, dekorieren
das Bühnenrund mit herrlichen Phänomenen, Parkclub sei Dank. Sehr schön sieht’s
aus.
Pratajev-Freunde, herbeigeeilt aus vielerlei Orten, gar
aus Magdeburg, strömen zum Fest. Fürst Fedjas Belarus-Leibschnaps wird
gereicht. Die Produktion nachbarschaftlicher Reserven hinkt allerdings, denn der
Schnapsbrenner sei neulich vom Balkon gefallen. In welchem Zustand ist leider
nicht überliefert. Am Merchstand setzt unterdessen der Löffel-aus-Holz-Absatz
ein; Kongresstickets werden veräußert. Besser man hat, als man hätte und in
Besitz so einer abwaschbaren Karte gibt es ja auch keine Ausreden mehr.
Spätestens am 28.September sieht man sich im Garbisdorfer Quellenhof wieder.
Forscher Eademakow, vorvormaliger Preisträger des gesellschaftlichen
Forschungspokals „Der Wanderer“ wird zwar noch vom Bahnhof abholt, dennoch
beginnt das Konzert. Und da der Soundcheck eher nachlässig begangen wurde,
springt die „Schöne aus der Stadt“ ein wenig aus den Fugen. Ein paar Pegeldreher
später, wissen beide Doctoren schließlich, was sie auf der Bühne so von sich
geben. Recht rasch ergibt sich der ein oder andere Pichelstein-Sprint,
doch da keine Pause eingeplant ist, behält sich der Gitarrendoc die abendliche
Krönung mal für später auf. Der Schnaps fließt in Bächen, das verehrte Publikum
vergnügt sich. Wären die leckeren Waldtiere nicht so scheu, hätten sie fein
mitgefeiert. Doch wo Menschen sind, steht meistens auch ein Grill. Und neben
all den sächsischen Wörtern, die Pichelstein im Laufe der Nacht noch lernt,
taucht erstmals die Wortschöpfung „Makariosmus“. Was sie genau bedeutet, nun,
das kann der Sangesdoctor selbst erzählen.
Stürzende Mädchen (284)
24. August 2013,
Pirna/Hauseinweihe
Geschlossen geht’s zur neuen Heimstatt der heutigen
Festverantwortlichen. Babuschka Karo und der edle Ritter Ulf haben sich
ordentlich ins Zeug gelegt; am Hofeingang gibt’s zur Begrüßung gleich mal Brot,
Salz und Schnaps. Bewundernd schlingert sich der Pratajev-Tross durchs lichte
Gemäuer. Neulich war’s noch die Elbe, doch die ist mittlerweile wieder dort, wo
sie hingehört. Nach dem Sandmann Marsch ins Bettchen.
Techniker Füß in reinster Daseinsfreude weist beide
Doctoren an der Anlage zur Beschallung des Freilichtpublikums ein, schon werden
Koffer und Kisten geschleppt und noch bevor der Soundcheck Einzug hält, klärt
Ritter Ulf über edle Getränkevorräte an geheimen Orten auf. Verkostung inklusive,
während in der Küche letzte Großoffensiven getätigt werden.
Aufgetischt wird edelstes aus den Weiten Russlands. Die
Balken biegen sich vor Leckereien, Suppen dampfen, Schaschlikis bevölkern den
Grill. Dann der Soundcheck, gefolgt von ersten Juchzern, denn der erfahrene
Russian-Doctors-Besucher weiß: Darin werden stets neue Stücke ausprobiert,
respektive solche gespielt, die auf der Liederliste unter ferner liefen stehen.
Es folgt die offizielle Eröffnung der Festivität. Der Applaus brandet,
trefflichste Worte, gar ins Russische übersetzt, sind gesagt. Ran ans Buffet,
an die Schwarzbierfässer. Bei Einbruch der Dunkelheit soll‘s starten, das
Konzert.

Irgendwann taucht Consigliere Ulf mitsamt eines nahezu
orientierungslosen Die-Art-Schlagwerkers wieder auf. Im Steinbruch sei man
gewesen, Selbstgebrannten habe man gefunden. Gefunden wird auch der erste
Kompostproduzent; ein junger Mann, vor einem Eimer sitzend. Doctor Pichelstein,
Meister seines Faches, fühlt den Puls und schreibt ein Rezept. Drauf steht die
Pratajev-Weise „Das Idyll“, also: ..und hoffentlich muss ich nicht brechen, das
könnte sich, wenn es die Mädchen sehen, ganz bitterböse rächen (…). Auf zur
zweiten Runde.
Wie mit dem Selbstauslöser geknipst reihen sich
Tierlieder ans ländliche Schaffen, brüllen die Kühe, fallen die Mädchen, starke
Jungs helfen ihnen auf. Wildes Pirna, du liebe Güte! Was für ein Abend. Aus dem
Wortschatz Sokrates (Gerechtigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit) wird letzteres
Refugium für Stunden gestrichen. Und da muss gar nicht mal der letzte
Konzertton verklungen sein. Erschöpft sinken Doctoren in gegenseitige Arme,
schlabbernd vor heißem Schweiße. Ein Ziel, den wartenden Gartentisch vor Augen.
Was für ein herrlich rauschendes Fest, das noch lang nicht in den letzten Zügen
liegt.
Drei Meter hoch, 25 Meter weit (285)
19. September
2013, Dresden, Kongress der Medizinischen Psychologie/Lingnerschloss

Recht feudal
gestaltet sich bereits das Einchecken in die Unterkunft. Bezogen werden, nach
erfolgreichem Eintippen des Haustür-Codes, Zimmer in einer herrschaftlichen
Jugendstil-Villa des TU-Gästehauses „Einsteinstraße". Den schriftlich
hinterlegten Anweisungen (roter Edding, mindestens Stärke 400) der
Herbergsmutter, doch bitte gleich beim Eintreffen diverse Formulare
auszufüllen, kann selbstredend nicht entsprochen werden. Schließlich lockt von
Ferne bereits das Lingnerschloss-Buffet. Mit dem Duft diverser Vorsuppen
bereits in der Nase, wird der weinumrankte Elbhang schließlich erreicht. Jetzt
fehlen nur noch Roadies. So welche mit dicken, tätowierten Armen, die sich zwei
Gitarrenkoffer gleichzeitig über die Ohren hängen und restliches Bühnengepäck
auf dem Kojak-Kopf spazieren führen. Doch die sind nicht auszumachen. Also los,
viele Meter Kiesweg sind bis zu den Schlossterrassen zu bewältigen. Erschöpften
Mutes wird der dem Anlass entsprechend schick gekleidete Gastgeber erblickt und
geherzt. Dann geht es in die untergehende Sonne, zum Hang. Die Schiffe auf der
Elbe sehen aus, als wären sie kleine Modellbauboote. Pratajev, lieber Pratajev,
was haben dir die Russian Doctors nicht alles zu verdanken. Ein Prost dem
großen Dichter.
Adrett frisiert und herausgeputzt präsentiert sich
ebenfalls das DJ-Technikduo, weist Makarios und Pichelstein ein. Es folgt ein
minimaler Soundcheck. Wer lässt schon gerne frisch gezapfte und geschüttelte
Getränke alleine an der Schnapsbar zurück? Und bald soll er ja frei sein, der
via Powerpoint-Präsentation angekündigte Platz am Buffet-Himmel. Fürst Fedja,
wie immer skeptisch, vor allem was die bereit stehenden Meeresfrüchte betrifft,
ist in Debattierhöchstform. Das muss er auch, schließlich war er mal fürs
Bekochen von Leipziger Messegästen zuständig. Na manchmal wurde auch ein alter
Scheuerlappen paniert. Da kannte man ja nichts. Mittenmang strömen weitere
Gäste, allesamt Teilnehmer und Organisatoren des sich seit einigen Tagen in
Klausur befindlichen, hiesigen Kongresses der Medizinischen Psychologie, ins
Innere des Lingnerschlosses. So sitzt man, tauscht sich aus, die Weinkellner
proben sich im Dauerlauf.
Schweren Herzens werden eine Stunde später die Münder
abgewischt, denn stimmt, warum wurde zur Privatfeier geladen? Genau, es gilt,
Pratajevs Weisen zu Gehör zu bringen. Möge der Kongress tanzen. Hendrik
präsentiert dem aus aller Welt angereisten psychologischen Forschervolk: The
Russian Doctors und nach einer Welle von Dankesworten, die im Besonderen der
Zunft junger studentischer Hilfskräfte gewidmet werden, startet das Intro.
Makarios und Pichelstein verorten sich dabei auf einer drei Meter hohen Bühne.
Bis zu den ersten Sitzplätzen sind satte 25 Meter zu überbrücken. Das
verunsichert ein wenig, na gut, durch das beständige Anwerfen der Nebelmaschine
wähnt man sich bisweilen auf hohen, morgendlichen Ozeanen zu Hause. Doch es
birgt große Freude. Begeisterung, klatschende Hände sind am Ufer zu vernehmen.
Pratajevs Weisen in einem Elbschloss, dort gehören sie hin. Man kann ja nicht
immer nur in Wirtshäusern aufspielen. Der nächste gerechte Vodka erreicht das
Bühnenrund.
Nach Ende des Konzertes werden schwer bepackte Schnapstabletts
gereicht, Lebensbiographien („Die Angst der sehr jungen Zahnärztin vor dentaler
Eigenbehandlung“, so einer der Titel) ausgetauscht. Und natürlich Weisheiten,
denn die sind im Stadium höchster Lebensfreude immer sehr wichtig. Entscheidend
ist dabei nur, dass man sie hinterher schnell wieder vergisst.
Hinten Stiefel,
vorne Sneakers (286)
20. September
2013, Dresden/Alte Feuerwache
Was für ein Aufruhr gleich zu Beginn des 2. Dresdentages.
Der Pratajev-Tross, in letzter Frühstückskonsequenz noch am Buffet des
TU-Gästehauses gelandet, hat schwer unter der Herbergsmutter zu leiden. Doctor
Pichelstein rutschen gar Halbsätze wie: „DDR-Brauchtum in Sachen
Dienstleistungsfreude“ über die Lippen. Aber nun, was hilft es? Brav werden
Anmeldeformulare nach-ausgefüllt. Jede Frage nach einem neuerlichen Tässchen
Kaffee, jede Apologie darunter vermieden und das Wehklagen der barschen Mutter
(„Jetzt muss ich diese ganzen Sachen noch in den Computer eintippen“) gebückt
zur Kenntnis genommen. Nichts wie weg hier, in den Regen, ins Taxi. Das rief
die Putzfrau und die hatte das Herz auf dem richtigen Fleck. Ein Lob an dieser
Stelle an die, wie man so schön sagt: Gute Seele des Hauses.


Meter voraus, passiert einen einsamen Angler, der gerade mit depressiv-mürrischem Gesicht einem kleinen Fischlein am Haken die Freiheit schenkt. Fürst Fedja tauft ihn „Nemo“.
Am späteren Nachmittag parkt der randvolle BMW bereits am heutigen Spielort, der Alten Feuerwache. Ein Fluthilfe-Benefizkonzert steht auf dem Programm. Das spielt sich sehr gut, wenn die


Glücklicherweise bietet die Feuerwachen-Entourage leckere
Brötchenhälften feil. Der Regen verzieht sich langsam, muss er auch, denn heute
wird Open Air gespielt. Ganz schön gewagt, aber nun, anders geht
es nicht. Unter ersten Bechern Tannenzäpfle lassen sich die Doctoren die Nach-Hochwasserlage an der Alten Feuerwache erklären. Hört sich beileibe nicht sehr gut an, doch es wird zu schaffen sein. Wir wollen es hoffen. Böse Elbe, mach das nie wieder! Ja und dann fallen die Pullover, wird die Bühne mit Gerätschafen, Sangesfreuden und Gitarrenklängen bestückt, kann es eigentlich bald losgehen, doch das Publikum ziert sich noch und denkt heute dreimal drüber nach, an den nasskalten Elbhang zu gelangen.
es nicht. Unter ersten Bechern Tannenzäpfle lassen sich die Doctoren die Nach-Hochwasserlage an der Alten Feuerwache erklären. Hört sich beileibe nicht sehr gut an, doch es wird zu schaffen sein. Wir wollen es hoffen. Böse Elbe, mach das nie wieder! Ja und dann fallen die Pullover, wird die Bühne mit Gerätschafen, Sangesfreuden und Gitarrenklängen bestückt, kann es eigentlich bald losgehen, doch das Publikum ziert sich noch und denkt heute dreimal drüber nach, an den nasskalten Elbhang zu gelangen.
Dann trudeln sie alle auf einmal ein, die Dreifachdenker,
die lieben Menschen aus Pirna, Dresden und Umgebung. Hinten Stiefel, vorne
Sneakers. Das Konzert startet mit voller Wucht, selbst sehr jungen Ärztinnen
ist jetzt nach einem Weingelage. Angehende Bildungshungrige verorten das
Gedeihen und Verderben von Mangos und Bananen jetzt auch nach Berlin. Der Vodka
kreist, rund um den Merchstand trifft sich das Gelage und als der letzte Ton,
die letzte Schnapsbar im Pogotanz verklungen ist, dürfen auch die Doctoren
Makarios und Pichelstein pausieren bis Schlag Mitternacht, bis die Schnapsbar
schließt. Gerne hätte man noch in den Körnerstuben weiter getrunken, doch der
Elbhang ist, wie er ist, so ohne Elbhangfest. Doch wen schert das, rauf in die
Kammern, wo ein letztes Getränkelein das Abenteuer Dresden für heute
beschließt.
Der Kongress tanzt
die wilde 13 (287)
28. September
2013, Garbisdorf, Quellenhof/XIII. Pratajev-Kongress
Stallburschen, Künstler salutieren vor Dorfschönheiten. Blaue
Himmelsfenster, saftiges Grün auf den Feldern, kräftiges Gelb in den Blättern.
Herbst ist es schon im Altenburger Land, an einem Ort, der heute Miloproschenskoje
heißen darf. Welche Ehre. Die Sonne bricht kräftige Strahlen am Russenpanzer.
Ein Panzer, der eigentlich ein Traktor ist. Hat wohl die Ernte eben eingefahren.
Gastvater Nikolaj Plautski saß, so die Rede, allerdings nicht am Steuer und
ganz Miloproschenskoje, der Quellenhof zu Garbisdorf, Mittelpunkt des heute
stattfindenden XIII. Pratajev-Kongresses, atmet hörbar auf.
Das Vorbereitungskomitee tagt am späten Nachmittag. Alles
soll bald gerichtete sein zu Ehren unseres großen Dichters. Schon werden
Kaffeebecher gerecht, wird der Natur gehuldigt. All den Kühen, Tomaten, Fröschen,
Libellen, Bienenstichen, Spatzen, Schafen. Um Pratajevs Segen wird rasch
gebeten, dann hält keine Ode ans Idyll mehr die Runde auf. Fürst Fedja, die
Doctoren Makarios und Pichelstein wird der Bühnenaufbau übertragen. Manjoschka
Gnatz, Wächterin der Münzen, arbeitet hart am Abakus. Zwischendurch folgen Holunderschnapseindrücke. Wenn auch nicht
gegen den Durst. Gastvater Nikolaj Plautski schürt ein Feuer, damit die ab
21:30 Uhr locker terminierte Versteigerung einiger sehr berühmter Werke aus
Pratajevs Malerphase zur heiß umrahmten Auktion gebracht werden können.

zugleich, Inge A. Polenz versprüht Charme und
Esprit. Boris Brutalowitsch sichert sich bereits beste Plätze für heimliche Giftschrank-Mitschnitte.
Begrüßt wird die Pratajev-Fraktion Karl-Marx-Stadt,
werden Dorfbewohner, Karussellkinder und all jene, die den Kongressabend mit
Leben und Leber füllen. In letzter Klausur befinden sich nur noch Doctor
Pichelstein und Gastsängerin Frau Doctor Franziska. Pratajevs Weisen, oder auch
Hits „Schleim am Arm“ und „Auch die Ratte hat ein Herz“ werden geprobt für ein
Special ganz besonderer Noten, denn Frau Doctor Franziska
vermag sehr schön und klassisch zu singen.
vermag sehr schön und klassisch zu singen.
20:05 Uhr schlägt die Stunde, „kurz nach Um“, wie der
Sachse sagt. Die Eröffnung des XIII. Pratajev-Kongresses wird durch den
Ehrenvorsitzenden Doctor Makarios begangen. Bestuhlte Reihen blicken gebannt,
an der Schnapsbar ist dennoch (und so muss es sein) die Hölle los. Fürst Fedja
jubiliert: Endlich ist er kalt, der Gelbe Schnaps aus Karlsbad. Doctor
Pichelsteins Gaumen nimmt es mit wohligem Schauer zur Kenntnis. The Russian
Doctors folgen mit einer kleinen musikalischen Bresche. Eademakow berichtet
live und in Farbe
von einer neuerlichen Forschungsepistel unseres großen Dichters. Die Geschichte, wie es Pratajev einst aufs berühmte Foto der Alliierten am Torgauer Brückenkopf geschafft haben soll, gibt es im nächsten Haus aus Stein zu lesen. Doch das erscheint, an dieser Stelle sei es erwähnt, nicht wie gewohnt im Februar 2014, sondern später. Das liegt einfach mal daran, dass Herausgeber 1 (Pichelstein) fast durchweg zuletzt sechs Monate am Schreibtisch verbrachte, um einen knapp 400 Seiten dicken Buchwälzer namens „Eishockey in Deutschland –
Nichts für schwache Nerven“ zu kreieren und entsprechend schreiblädiert ist. Herausgeber 2 (Makarios) steckt in den Abschlussarbeiten zu „Pratajev IV“, welches tatsächlich 2014 erscheinen wird.
von einer neuerlichen Forschungsepistel unseres großen Dichters. Die Geschichte, wie es Pratajev einst aufs berühmte Foto der Alliierten am Torgauer Brückenkopf geschafft haben soll, gibt es im nächsten Haus aus Stein zu lesen. Doch das erscheint, an dieser Stelle sei es erwähnt, nicht wie gewohnt im Februar 2014, sondern später. Das liegt einfach mal daran, dass Herausgeber 1 (Pichelstein) fast durchweg zuletzt sechs Monate am Schreibtisch verbrachte, um einen knapp 400 Seiten dicken Buchwälzer namens „Eishockey in Deutschland –
Nichts für schwache Nerven“ zu kreieren und entsprechend schreiblädiert ist. Herausgeber 2 (Makarios) steckt in den Abschlussarbeiten zu „Pratajev IV“, welches tatsächlich 2014 erscheinen wird.
Vorwurf an eine Kreisstadt im Mittleren Ural namens Bolwerkow nicht verhehlend. „Raus an die Schnapsbar“ heißt es hernach. Von den Inhalten wird reichlich Gebrach gemacht. Und so verwundert es kaum, dass innerhalb der von Nikolaj Plautski hervorragend inszenierten Pratajev-Auktion die Wogen überschäumen, die Werke des großen Meisters Höchstpreise erzielen. Manjoschka Gnatz gelingt es gerade noch das Werk „Messer mit Möhre“ für das Büro der Leipziger Pratajev-Zentrale zu ersteigern. Bierflaschen mit
Beringsee spielen kurz danach zur besten Daseinsfreude
auf und von hier an schwinden die Erinnerungen des Tagebucherzählers. Er weiß
noch, dass die feuchtfröhliche, von knallenden Krimsektkorken begleitete Übergabe
der diesjährigen Kongress-Pokale „Held der Arbeit“ (an Nikolaj Plautski) und
„Der Wanderer“ Jauchzen und Staunen mit sich brachten. Dass die Übergabe des
letztgenannten Forscherpokals (Gurt Kaktus an Winogradow) alle Ketten sprengen
ließ, die bezaubernde Moderatorin Manjoschka Gnatz alle
Mühe hatte, die Auszeichnung der „Schönsten Pelzzunge“ zur Prämierung auszurufen. Denn der dafür vorgesehene Zweitpreisling Brotnowaljow Numski Guinnessoff schlief bereit den Schlaf des gerechten Wirtes. Als 1. Sieger in der kunstbeflissenen Werkedisziplin wurde Pratajev-Mitglied vito (Erfurt) ausgerufen. Und als sich die Tumulte wieder legten, sang Winogradow poetisch-samtene Schwarzmeer-Verzauberungen zur Gitarre, bevor ein Wirbelsturm an letzten Pratajev-Weisen der Herren Makarios und Pichelstein den Kongressdeckel in früher Morgenstunde schlossen.
Mühe hatte, die Auszeichnung der „Schönsten Pelzzunge“ zur Prämierung auszurufen. Denn der dafür vorgesehene Zweitpreisling Brotnowaljow Numski Guinnessoff schlief bereit den Schlaf des gerechten Wirtes. Als 1. Sieger in der kunstbeflissenen Werkedisziplin wurde Pratajev-Mitglied vito (Erfurt) ausgerufen. Und als sich die Tumulte wieder legten, sang Winogradow poetisch-samtene Schwarzmeer-Verzauberungen zur Gitarre, bevor ein Wirbelsturm an letzten Pratajev-Weisen der Herren Makarios und Pichelstein den Kongressdeckel in früher Morgenstunde schlossen.
An dieser Stelle gemahnen die Erinnerungen des
Tagebucherzählers völlig zu entschwinden. Nicht ohne ein deftiges Allen-sei-Dank,
vor allem an Gastvater Plautski nebst umsorgender Quellenhof-Entourage, zu
richten, bevor die Geschicke des nächsten Tages für immer verschwiegen werden.
Denn jedem Tag Eins nach einem gelungenen Pratajev-Kongress wie diesem, kann
nur zugerufen werden: Heute geschlossen wegen gestern.
Die
neuerlich große Sause bei Frau Krause (288)
22.
November 2013, Leipzig/Frau Krause



Iva aus Prag! Geheimrat Goethe,
livehaftiger Vertreter von „Goethes Erbsen“!
The unbelievable
Peter Richter aus Wismar! Schwarzschnapsbrenner Gurt Kaktus,
in wohlgemerkt beiden Händen zwei Flaschen „Schnapsteeschnaps, Jahrgang 2013“,
frisch aus dem Ballon! Die Conny-die-Manni-der Uli! Honorige Schülerinnen und
Schüler der Steuerfachakademie (nächtliche Opfer von „Schnapsteeschnaps,
Jahrgang 2013“). Ach und wie sie alle heißen. Ob herrlich kreischend, laut und
lustig, in sich gekehrt, nach der Helga „Peitscha“ Bauer in sich suchend, wie
auch immer stehend, hockend und adrett sitzend, rauchend, trinkend,
kanariengrell und schwarz wie Pulver. Wir brechen
die Analogie hier mal ab,
sonst wird’s Konzert noch ganz vergessen.

So um halb zehn dürfte es jetzt sein.
„Was wollt Ihr wissen, kennt Ihr Pratajev immer noch nicht (….)“ Das Intro der
Ratten-CD lenkt die Aufmerksamkeit des Krause-Volkes gen Süden, gen Bühne. Die
Doctoren erstrahlen darauf unter einem Sonnensystem aus lauter leuchtenden
Gloriolen. Man könnte auch sagen: Weia, wie die Scheinwerfer blenden. Dem
November, so schrecklich er ist, wird gehuldigt. Pratajevs Herbstweise von
fallenden
Blättern und Gallensäften packt die Befindlichkeit am Schopfe.
Makarios holt die „Schöne aus der Stadt“
ab, beim „Löffel aus Holz“ wird ein eben solches Monstrum auf die Bühne gereicht, welches schon viele Suppenkanonen von innen sah. Ein erfahrener, ein weiser Löffel ist’s, der noch auf keinem Gefäßgesäß zerbrach. Jedenfalls sind keine Holzleimspuren zu erkennen. Auch keine Holzwürmer, denn die verachten heiße Suppe aufs Allerschärfste. Vorm „Rotarmisten“, vorm „Schlips aus Lurch“ geht’s an die allseits umjubelte „Schnapsbar“. Verschnaufen, nass sind die Kleider. Hurtig ein Sakko übers Salzshirt geworfen, denkt sich Doctor Pichelstein und taucht die ausgetrocknete Zunge in eines der
Gelbschnapsgläser hinein. So viele sind’s, das ist ein Segen. Manche Boygroup würde vor Neid erblassen und zähneknirschend von sich geben: Immer nur Blümchen, BHs und Plüschtiere, die machen den Kohl auch nicht fett. Obwohl, na ja, besagte Kleidungsstücke, vielleicht. Aber nur als Zier auf einem üppigen Getränketablett. Das hätte Pratajev bestimmt auch sehr gut zu Gesicht gestanden. Wollen wir’s mal als kleine Anregung stehen lassen. Passendes Liedgut („Bebende Brust“) ist ja durchaus im Repertoire vorhanden.

ab, beim „Löffel aus Holz“ wird ein eben solches Monstrum auf die Bühne gereicht, welches schon viele Suppenkanonen von innen sah. Ein erfahrener, ein weiser Löffel ist’s, der noch auf keinem Gefäßgesäß zerbrach. Jedenfalls sind keine Holzleimspuren zu erkennen. Auch keine Holzwürmer, denn die verachten heiße Suppe aufs Allerschärfste. Vorm „Rotarmisten“, vorm „Schlips aus Lurch“ geht’s an die allseits umjubelte „Schnapsbar“. Verschnaufen, nass sind die Kleider. Hurtig ein Sakko übers Salzshirt geworfen, denkt sich Doctor Pichelstein und taucht die ausgetrocknete Zunge in eines der
Gelbschnapsgläser hinein. So viele sind’s, das ist ein Segen. Manche Boygroup würde vor Neid erblassen und zähneknirschend von sich geben: Immer nur Blümchen, BHs und Plüschtiere, die machen den Kohl auch nicht fett. Obwohl, na ja, besagte Kleidungsstücke, vielleicht. Aber nur als Zier auf einem üppigen Getränketablett. Das hätte Pratajev bestimmt auch sehr gut zu Gesicht gestanden. Wollen wir’s mal als kleine Anregung stehen lassen. Passendes Liedgut („Bebende Brust“) ist ja durchaus im Repertoire vorhanden.
Nach kurzer Sondierungsphase geht’s
weiter, folgt in der Menge ein klirrender Glasbruch in HD und Dolby
Surround dem nächsten. Am Merchtisch hat Fürst Fedja aller Hand zu tun, Gurt
Kaktus wird ein „Milzbrand“ gereicht. Für die kalten Nächte in der Datscha. In
Piano-Nähe beginnen jetzt die Sangesfestspiele und es darf mit Fug und Recht
behauptet werden: So schön, so laut, so wohlgelitten wurde noch nie bei einem
Doctors-Konzert mitgesungen! Phasenweise reicht Makarios das Mikro in die
tobende Menge. Zu blöd, dass keiner vorher an einen Livemitschnitt gedacht hat.
Doctor Pichelstein gibt derweil alles, die Handgelenke überschlagen sich. Röte
ziert’s nasse Gesicht; knapp vor Ende der Sause bleibt davon nur eine blinkende
Discokugel zurück. Aber was tut man nicht alles, wir sind ja nicht beim
Nonnenhockey. Und nach einer Schublade voller Zugaben muss es reichen für
heute, für das Jahr 2013. Ein schönes Doctors-Jahr, so rund und voll und
wunderbar. In den Weiten Russlands brennt ein Feuerwerk dafür. Mindestens.